Ballacks erneute Galavorstellung

SID
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© Getty

London - Michael Ballack hat der englischen Fußball-Meisterschaft das spannendste Saisonfinale seit 40 Jahren beschert.

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Dank des vom deutschen Nationalmannschaftskapitän mit dem Führungstor eingeleiteten 2:0 seines FC Chelsea bei Newcastle United gehen Titelverteidiger Manchester United und Chelsea am Pfingstsonntag punktgleich in die letzte Premier-League-Runde - das gab es im Fußball-Mutterland zuletzt 1968.

"The Guardian" pries den erneut überragenden Ballack als "Mann für die großen Momente" und befand: "Der Mann mit dem weißen Ferrari schaltet in den höchsten Gang und macht ManUnited nervös."

Blues hoffen auf Ausrutscher von ManUnited

Allerdings müssen die Londoner wegen ihrer um 17 Treffer schlechteren Tordifferenz auf einen Ausrutscher von ManUnited beim Tabellen-13. Wigan Athletic hoffen und selbst die Bolton Wanderers (16.) bezwingen.

"Es ist noch nicht vorbei, alles ist möglich", gab Chelsea-Coach Avram Grant als Losung aus. Obwohl Wigans Trainer Steve Bruce, dessen Elf vor einem Monat Chelsea beim 1:1 an der Stamford Bridge ärgerte, eine ManUnited-Legende ist, erwarten Ballack & Co. einen fairen Wettkampf.

"Mit einem großartigen Trainer wie Bruce werden sie gegen Manchester United alles versuchen", glaubt Kapitän John Terry.

Grant glaubt an ein Wunder

"Ich verfolge den englischen Fußball seit 30 Jahren, und ich weiß, manchmal bin ich zu positiv. Aber ich glaube an Traditionen. Bruce wird das Spiel nicht Manchester United schenken, da bin ich mir sicher", betonte Grant.

"Normalerweise wäre ManUnited schon Meister. Sie stehen nun unter Druck."

In Newcastle musste Grant seine auf mehreren Positionen veränderte Elf in der Pause zusammenstauchen und umstellen, um den vom früheren HSV-Star Kevin Keegan trainierten Gegner zu bezwingen.

Ballack hält Chelsea im Titel-Rennen

Denn lange lief bei Chelsea nichts zusammen. Ballack vergab eine gute Chance (36.) und die Londoner hatten Glück, nicht in Rückstand zu geraten. Nach dem Wechsel drehten die "Blues" aber mächtig auf.

In der 61. Minute markierte Ballack sein neuntes Saisontor, als er einen von Drogba geschickt verzögerten Freistoß im "Magpies"-Gehäuse versenkte. Später leitete er die Entscheidung durch Florent Malouda (82.) ein.

Englands Presse feierte Ballack erneut als "Helden" ("Mirror") und "deutschen Koloss" ("The Sun"). "Ballack sieht unbesiegbar aus, beängstigend frisch und so dominant wie eh und je für Klub und Land", schrieb "The Daily Mail", die ihn wie andere Blätter zum "Mann des Spiels" kürte.

Grant: "Er ist ein intelligenter Spieler"

Ballack gab seine Glanzvorstellung ausgerechnet an jenem Ort, wo er vor einem Jahr eine Knochenabsplitterung im Fuß erlitt, die ihn neun Monate lahmlegte.

Sein Auto war zu der Zeit auf dem Trainingsgelände der "Blues" ironisch als "Krankenwagen" bekannt. Erst kurz vor Weihnachten gelang dem Profi die Rückkehr.

"Er ist ein intelligenter Spieler", lobte ihn Grant, der mit dem Sieg in Newcastle seinem charismatischen Vorgänger José Mourinho ein weiteres Statistik-Detail voraus hat. Dort gewann Chelsea zuletzt im Dezember 2001, also nie in Mourinhos Ära.

"Chelsea wäre ein würdiger Meister", sagte Keegan, "aber ich kann mir nicht vorstellen, dass Manchester gegen Wigan verliert." Die Verantwortlichen der Premier League haben da mehr Vorstellungskraft: Sie haben sicherheitshalber zwei Sets an Siegermedaillen für Pfingstsonntag geordert.