Lehmanns Geduldsfaden gerissen

Von Richard Rother
Premier League, Arsenal, Lehmann
© Getty

München - Erst Manuel Almunia, nun Lukasz Fabianski. Bei Arsenal darf jeder ran, nur nicht Jens Lehmann. Der deutsche Nationaltorhüter schmort weiter auf der Ersatzbank und beginnt, um sich zu schießen. 

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Das 3:2 der Gunners gegen Blackburn am Dienstag beobachtete Lehmann abermals von der Tribüne. Er ist es ja fast schon gewohnt, einen anderen im Kasten Arsenals zu sehen. Doch diesmal stand dort nicht - wie gewohnt - Almunia, sondern eben Fabianski.

Arsenals dritter Mann hatte im Ligapokal den Vorzug bekommen und wurde im Nachhinein von Arsene Wenger mit Lobeshymnen geradewegs überschüttet: "Ein beeindruckender Torwart mit hervorragenden Qualitäten. Ich mag seine Intelligenz und seine Agilität."

Das einzige Lob, was Lehmann von Wenger zu hören bekommen hatte, war die "professionelle Einstellung des Deutschen und seine Vorbildfunktion" - nicht gerade überschwänglich.

Der hat nicht meine Klasse 

Nach den jüngsten Äußerungen Lehmanns könnte Wenger sogar das Kompliment der Vorbildfunktion zurückziehen. Denn der Deutsche offenbarte im "Kicker" seine Gefühlswelt und diskreditierte den Mann, der ihm bisher den Weg zur Spielpraxis versperrte.

"Ich bin jeden Tag Fußballspieler und schaue nicht gerne zu, wenn jemand spielt, der nicht meine Klasse hat. Und wenn da nichts passiert, werde ich langsam sauer", so der 38-Jährige über Almunia, der beim Liga-Spiel gegen Chelsea wieder das Vorrecht bekam.

Der Stachel der Enttäuschung sitzt tief und so setzte Lehmann noch einen drauf: "Wenn ich die Leistungen auf dem Platz sehe, ärgere ich mich und muss die Faust in der Tasche ballen." Wohlgemerkt: Arsenal gewann die Partie mit 1:0 und steht mit 40 Punkten auf dem ersten Platz der Tabelle.

Verschleppungstaktik von Wenger 

Wenger hatte seinem verschmähten Stiefkind nach dem Chelsea-Spiel gesagt, dass er die Lage Ende Dezember nochmals analysieren würde. Lehmann ist das zu wenig, er fühlt sich durch die neuerliche Vertröstung gezwungen, ernsthaft über seine Situation nachzudenken.

"Ich muss mich fragen: Was ist für mich noch realistisch und möglich bei Arsenal? Wenn Wenger so was sagt, wird es für mich schwierig", sagte Lehmann.

Über Alternativen braucht sich der Deutsche derweil keine Gedanken zu machen. Wolfsburg bezirzt ihn öffentlich, Manchester City hat Interesse bekundet und deutsche Zweitliga-Klubs würden sich die Hände nach ihm reiben.

Jetzt mache ich mir Gedanken 

Nach dem erneuten Nichteinsatz rücken die Angebote für Lehmann in den Vordergrund der Gedankenwelt: "Die Anfragen über Mittelsmänner habe ich bis Mitte Dezember aufgeschoben. Diese Zeit ist nun da. Jetzt mache ich mir Gedanken."

Was ihn bei Arsenal noch hält, ist hauptsächlich die eigene Familie: "Meine Kinder und die Schule sind das große Problem. Wenn ich den Verein wechsle, muss ich sehen, was machbar ist."

Eine Rückkehr ins Arsenal-Tor wird jedenfalls immer unwahrscheinlicher. Die "Daily Mail" titelte offenherzig, dass "Lehmanns Zeit bei Arsenal vorbei ist". Bevor der Keeper die Faust aus der Tasche holt, sollte er sich vielleicht doch rechtzeitig die Offerten durch den Kopf gehen lassen.

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