Ex-ÖFB-Stürmer Marc Janko im Interview: "Instagram ist eine Gefahr für das geistige Wohlbefinden"

Marc Janko spielte von 2006 bis 2019 für die österreichische Nationalmannschaft.
© getty

Marc Janko hat am Montag mit 36 Jahren seine aktive Karriere beendet. Er ist der dritterfolgreichste Torschütze der österreichischen Nationalteamgeschichte, spielte insgesamt in sieben Ländern - und war in seinem öffentlichen Auftreten stets mehr als nur Fußballer. Janko bezieht auch Stellung zu politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Themen.

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Im Interview mit SPOX und Goal erklärt er die Gründe für sein Karriereende sowie seine weiteren Pläne. Außerdem spricht er über Faszientapes, polysportive Sportcamps, österreichische Politik, eingeschränkte Pressefreiheit, die Scheinwelt Instagram, leiwande Holländer und Vorurteile gegen Türken.

Herr Janko, Sie haben am Montag Ihr Karriereende bekanntgegeben. Was hat den Ausschlag gegeben?

Marc Janko: Erstmals kam der Gedanke in der Winterpause auf. Je mehr Zeit dann verging, desto richtiger hat er sich angefühlt. Wenn das Feuer für den Fußball kleiner ist als die Freude auf die Zeit danach, ist der richtige Moment für diesen Schritt gekommen. Das war bei mir der Fall. Außerdem wollte ich zurückzutreten, solange es mir körperlich noch gut geht - und nicht erst dann, wenn der Körper streikt und ich ohne Schmerztabletten nicht mehr aus dem Bett komme.

Sie wurden bis zuletzt ins österreichische Nationalteam berufen. War es eine Überlegung, deswegen weiterzumachen?

Janko: Das hat mir natürlich sehr geschmeichelt, hat dabei aber keine Rolle gespielt.

Die Rekordtorjäger des österreichischen Nationalteams

PlatzSpielerTore
1Toni Polster44
2Hans Krankl34
3Marc Janko28
Erich Hof28
5Andreas Herzog26

Haben Sie Angst vor der Zukunft ohne aktiven Profifußball?

Janko: Für mich ist das natürlich ein Sprung ins Ungewisse. Seit ich mich erinnern kann, werde ich durch den Fußball fremdbestimmt. Jetzt muss ich den Übergang in ein selbstbestimmtes Leben schaffen. Ich rechne schon damit, dass ich bei diesem Prozess in ein Loch fallen werde. Hoffentlich ist es nicht allzu tief und ich bringe schnell eine neue Struktur in mein Leben, die mich glücklich macht.

Was sind Ihre weiteren Pläne?

Janko: Zunächst einmal werde ich mit meiner Familie nach Wien übersiedeln. Dann möchte ich möglichst viele Sachen ausprobieren und in unterschiedliche Bereiche reinschnuppern. Ich will etwas finden, was mich genau so erfüllt, wie es bisher der Fußball getan hat. In den vergangenen Monaten habe ich mich neben dem Fußball deswegen schon auf einige andere Dinge fokussiert und unternehmerische Projekte gestartet.

Erzählen Sie!

Janko: Gemeinsam mit drei Geschäftspartnern habe ich ein spezielles Faszientape namens S:KIN-the active tape gegen Muskelverspannungen und Schmerzen auf den Markt gebracht, für das wir auch ein europaweites Patent halten. Es handelt sich dabei um ein flexibles Band mit Noppen an einer Seite. Diese Noppen erhöhen den Durchblutungszustand der darunterliegenden Fläche und stimulieren somit die Schmerzrezeptoren.

Wie sind Sie darauf gekommen?

Janko: Ein Kollege von mir hatte die Idee. Ich fand sie genial und habe sie Leuten aus meinem Netzwerk vorgestellt, die das Wissen und die Kontakte haben, um so ein Produkt auf den Markt zu bringen. Da die auch begeistert waren, haben wir sofort losgelegt. Das war vor eineinhalb Jahren. Ich habe den ganzen Prozess von der Idee bis zur Produktentwicklung mitgesteuert. Das hat extrem viel Spaß gemacht und war zudem sehr lehrreich.

Wie werden die Tapes vertrieben?

Janko: Einerseits online für die breite Masse, andererseits im Direktvertrieb an Profisportler, Vereine oder Verbände. In Deutschland, Österreich und der Schweiz verbreitet sich das Produkt schon sehr schnell. Die ersten Rückmeldungen von Top-Leistungssportlern sind sehr, sehr positiv. Irgendwann werden wir auch darüber nachdenken, sie womöglich breitflächiger zu vertreiben.

Sie sind auch für das Unternehmen Sportbox tätig. Worum geht es da?

Janko: Das ist ein tolles Projekt, an dem ich nicht mitmache, um Geld zu verdienen, sondern weil mir die Idee einfach taugt. Sportbox veranstaltet österreichweit polysportive Sportcamps für Kinder und Jugendliche. Das heißt, dass die Teilnehmer unterschiedlichste Sportarten ausüben. Bisher war ich wegen meiner Verpflichtungen als Profifußballer nur als Testimonial tätig, aber das ändert sich jetzt. Im Sommer werde ich bei einem Camp in der Südstadt bei Wien vor Ort sein. Die Kinder und Jugendlichen sollen meinen Kopf schließlich nicht nur auf Broschüren sehen, sondern auch in echt.