Früherer UEFA-Präsident Lennart Johansson gestorben

SID
Der frühere UEFA-Präsident Lennart Johansson ist tot.
© getty

UEFA-Ehrenpräsident Lennart Johansson ist im Alter von 89 Jahren gestorben. Der enge Freund der Deutschen führte in seiner 17-jährigen Regentschaft im europäischen Dachverband unter anderem die Champions League ein.

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Der europäische Fußball trauert um Lennart Johansson: Der schwedische Ehrenpräsident der Europäischen Fußball-Union (UEFA) ist nach Angaben des schwedischen Verbandes am Dienstagabend nach kurzer Krankheit im Alter von 89 Jahren gestorben.

Der Skandinavier führte von 1990 bis 2007 den europäischen Dachverband und war langjähriger Freund und Vertrauter von DFB-Ehrenpräsident Egidius Braun. Zusammen gestalteten sie die UEFA, die unter Johansson unter anderem 1992 die Champions League einführte.

1998 in Paris bewarb sich der hünenhafte Schwede um den Posten des Präsidenten im Weltverband FIFA, scheiterte jedoch bei der Abstimmung am Schweizer Joseph S. Blatter, der vom Generalsekretär zum FIFA-Boss aufstieg.

Johansson wusste zu führen

Johansson wusste zu führen und besaß immer eine imponierende Stärke, auch bei Niederlagen Größe zu zeigen. Am 8. Juni 1998 hatte er die Wahl als Nachfolger des Brasilianers Joao Havelange verloren. Legendär sein Satz, nachdem Blatter im ersten Wahlgang die Mehrheit, aber nicht die notwendige Majorität der Stimmen erhalten hatte: "Kommt, lasst uns zum Mittagessen gehen." Johansson sagte später einmal im Gespräch mit dem SID: "Ich war immer einer, der Niederlagen wegstecken konnte."

Johansson verband eine unerschütterliche Freundschaft zu Braun. Unvergessen der Moment, als der "schwedische Elch", wie er hinter vorgehaltener Hand von den Journalisten respektvoll genannt wurde, bei der WM 1998 in Frankreich den weinenden Aachener Braun in den Arm nahm und ihm zuraunte: "Tu das nicht! Gib ihnen nicht nach!" Damals wollte der Chef des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) die deutsche Nationalmannschaft nach den folgenschweren Ausschreitungen deutscher Hooligans in Lens aus dem Turnier zurückziehen.

Das war am 22. Juni 1998, als die deutschen Hooligans am Spieltag des 2:2 gegen Jugoslawien im nordfranzösischen Lens den Gendarmen Daniel Nivel ins Koma geprügelt hatten. Am Ende setzte sich der schwedische UEFA-Chef mit seinem Ratschlag bei Braun durch.

Johansson: "Da war Verrat im Spiel"

Johansson wurde am 5. November 1929 in Bremma, einem Vorort von Stockholm, geboren. Beruflich brachte er es bis zum Generaldirektor einer international tätigen Firma für Bodenbeläge mit Tausenden von Angestellten. Seine Funktionärskarriere im Fußball begann er bei AIK Solna, wurde dann vom schwedischen Verband entdeckt. Später wurde auch die UEFA auf den Skandinavier aufmerksam. Auf dem Kongress in Malta wurde Johansson 1990 als Nachfolger des Franzosen Jacques Georges zum UEFA-Präsidenten gewählt.

Ausgerechnet in Düsseldorf bei seinen deutschen Freunden erlitt er am 26. Januar 2007 eine weitere Niederlage. Der Skandinavier, der 2005 das Große Bundesverdienstkreuz erhalten hatte und die deutsche Kandidatur für die WM 2006 im Hintergrund immer unterstützte, unterlag dem Franzosen Michel Platini mit 23:27 Stimmen. Johansson später: "Da war Verrat im Spiel."

EM unter Johannson aufgestockt

Mit seiner Bilanz in 17 Jahren war er dennoch zufrieden. Die Europameisterschaft wurde während seiner Amtszeit von acht auf 16 Teilnehmer aufgestockt. Der Europapokal der Pokalsieger wurde abgeschafft. Die Konsequenzen des Bosman-Urteils vom 15. Dezember 1995 mussten verkraftet werden (keine Ausländerbeschränkung, keine Transferzahlungen nach Vertragsende).

Seit einem Schlaganfall 2008 war Johansson gehbehindert, begab sich mehrmals pro Woche in die Reha. Von seiner Leidenschaft, dem Fischen, ließ er aber auch im hohen Alter nicht.