0:3! Trotz Regentänzen und hässlichem Anzug

Tony Adams verlor sein erstes Spiel als Granada-Trainer 0:3
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Premier League

Von Dominik Stenzel

Hausverbot des Spieltags: Die Sun hat in Liverpool schon seit einiger Zeit einen schweren Stand. Genauer gesagt seit dem Hillsborough Desaster im Jahr 1989. Als Reaktion auf die skandalöse Berichterstattung über die verheerende Stadionkatastrophe, bei der 96 Liverpool-Fans ums Leben kamen, wurde unter anderem die Initiative "Don't Buy the S*n" ins Leben gerufen. Infolge dessen ging in der nordenglischen Hafenstadt die Auflage des Blattes um fast 75 Prozent zurück. An vielen Zeitungsständen findet man die größte britische Tageszeitung heute überhaupt nicht mehr. Erst im Februar dieses Jahres sorgte auch der FC Liverpool nach jahrelanger Beratung mit den Hinterbliebenen für ein starkes Statement: Journalisten der Sun sind seitdem am Trainingsgelände in Melwood und an der Anfield Road nicht mehr willkommen.

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Am vergangenen Wochenende zog nun Stadtrivale Everton nach und erteilte der Sun ebenfalls Hausverbot. Auslöser dafür war ein weiterer niveauloser Artikel, der am vergangenen Freitag erschien (und damit ausgerechnet einen Tag vor dem Jahrestag der Hillsborough-Katastrophe). Evertons Mittelfeldspieler Ross Barkley war in der Woche zuvor unverschuldet in einem Nachtklub in eine Schlägerei geraten - und Kelvin MacKenzie nahm das zum Anlass in seiner Kolumne ordentlich über den englischen Nationalspieler und dessen Heimatstadt herzuziehen. Der traurige Tiefpunkt des Ganzen: MacKenzie schrieb, er sei nicht überrascht über den Zwischenfall - schließlich erinnere ihn Barkley an einen "Gorilla im Zoo". Der Großvater des englischen Nationalspielers stammt bekanntlich aus Nigeria Der Aufruhr war berechtigterweise groß, dennoch zeigte sich der 70-Jährige, der während der Hillsborough-Katastrophe Chefredakteur der Zeitung war, uneinsichtig. Er habe doch gar nicht von Barkleys Herkunft gewusst und diesen auch gar nicht beleidigen wollen. Die aufkommenden Rassismus-Vorwürfe gegen seine Person seien "jenseits von Parodie". Liverpools Bürgermeister Joe Anderson war davon unbeeindruckt und zeigte MacKenzie für dessen Entgleisung bei der Polizei an. Und von der Sun wurde er immerhin suspendiert - was deren Reputation in Liverpool jedoch kaum verbessern dürfte.

Verletzung des Spieltags: Das Meisterschaftsrennen ist seit Sonntag wieder spannend - und zwar dank Manchester United. Im Topspiel gegen Chelsea spielten eigentlich nur die Red Devils, deren Leistung phasenweise an die glorreichen Zeiten unter Fergie erinnerte. Der Fairness wegen sollte jedoch auch erwähnt sein, dass auf der anderen Seite so ziemlich alles schief lief, was schief laufen kann. Zunächst verletzte sich Marcos Alonso beim Warmmachen, was dem Spiel der Londoner sichtlich schadete. Etwas früher hatte sich Thibaut Courtois für die Partie im Old Trafford abgemeldet. Der Keeper hatte sich am Knöchel verletzt. Offenbar bei einem Werbedreh für die NBA. Zu allem Überfluss steht damit auch sein Einsatz im FA-Cup-Halbfinale gegen Tottenham auf der Kippe. Doch auch die elf Akteure auf dem Rasen schienen phasenweise etwas von der Rolle zu sein: Anstatt sich aufs Verteidigen zu besinnen, half Gary Cahill in einem Anflug väterlicher Fürsorge in der eigenen Box Jesse Lingard auf die Beine, der kurz zuvor auf dem Hosenboden gelandet war. Nur wenige Sekunden später fiel der zweite Gegentreffer. Bei den beiden Trainern hätte die Stimmungslage nach dem Abpfiff unterdessen nicht unterschiedlicher sein können: Während Mou euphorisch auf das Wappen seines neuen Arbeitgebers klopfte, bemängelte Conte zerknirscht die Einstellung seines Teams. Die Spurs sitzen den Blues nun mehr denn je im Nacken - vier Zähler beträgt der Vorsprung nur noch.

Anything Else? In Schottland herrschen auch in dieser Saison die landesüblichen Verhältnisse. Celtic steht bereits seit zwei Wochen als Meister fest, die Konkurrenz ist also mal wieder chancenlos. Die Mannschaft von Brendan Rodgers ist sogar auf bestem Wege, eine Saison ohne Niederlage hinzulegen. Gerade deshalb ist es für die Gegner natürlich das höchste der Gefühle, gegen den Ligaprimus etwas Zählbares zu holen. Manchen ist dabei jedes Mittel recht - so wie Alex Schalk von Ross County. Im Heimspiel gegen Celtic lief beim Stand von 1:2 die 88. Spielminute, als der Niederländer im gegnerischen Sechzehner zur Mutter aller Schwalben ansetzte. Und damit auch noch Erfolg hatte. Da kann sich sogar Timo Werner noch was abschauen.