Einfühlsamkeit von vier Kilo Rinderhack

Von Oliver Birkner / Frank Oschwald
Die Klub-WM ist das tollste Event des Jahres
© getty

Die ganze Fußball-Welt ist nach der Klub-WM euphorisiert und tanzt händchenhaltend im Kreis herum. Vor allem Luka Modric. Denn er gewinnt eine ganz besondere Trophäe. In England unterzeichnet Captain Morgan einen Sauf-Vertrag mit Captain Morgan und in Italien wird mal wieder geflucht. Die Blitzlichter aus Europa.

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Serie A

Von Oliver Birkner

Eierbrecher des Spieltags: Kurz vor Schluss musste er sich natürlich noch etwas Besonderes einfallen lassen. So kurvte Dries Mertens völlig losgelöst durch den gegnerischen Strafraum und lupfte aus halbrechter Position mal eben locker zu einem fantabulösen Treffer ein (lediglich getoppt von Higuains Hammertor gegen die Roma). Beim 5:3 über Torino Tor Nummer vier des neapolitanischen Belgiers, dem damit sieben Treffer in sieben Tagen gelangen. Trainer Maurizio Sarri blieb trotz Champagner-Calcio seiner Elf wie gewohnt analytisch: "Selten bin ich so angepisst in die Kabine gerattert. Wir haben spektakulär gespielt, aber bei den drei Gegentoren haarsträubende Fehler begangen."

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Sarri ist im üblichen Phrasendschungel stets hoch anzurechnen, dass er die Dinge beim Namen nennt. Auf die x-te Frage nach einer möglichen Stürmerverstärkung im Januar raunte er: "Der Transfermarkt langweilt mich zu Tode. Dort entscheidet der Präsident - ein Trainer muss seinen Job erledigen und mit dem arbeiten, was ihm zur Verfügung steht. Herumzuheulen ist Schwachsinn. Ich war mit Higuain zufrieden, danach mit Milik. Der eine ist weg, der andere verletzt, deshalb obliegt es mir, andere Lösungen zu finden." Das macht er exemplarisch. Seine Profis hat Sarri zudem akkurat im Griff. Als Lorenzo Insigne mal wieder über seine Auswechslung zeterte, zischte der Coach: "Setz dich hin, halt den Rand und geh mir nicht auf die Eier." Herrlich.

Medizinkoffer des Spieltags: Bald werden Sarris Systemkünste extrem gefragt sein, trifft Napoli in der Champions League doch auf Real Madrid. Das Duell besitzt eine pikante Vorgeschichte, wie Ex-Profi Salvatore Bagni neulich enthüllte. Gleich in der ersten Runde traf Maradonas-Neapel bei seinem Debüt-Auftritt im Landesmeisterpokal 1987 auf die Madrilenen und es ging gut zur Sache.

"Im Bernabeu warfen sie uns ‚Mafiosi, Mafiosi' an den Kopf und im Kabinengang flogen Fäuste und Tritte. Einer meiner Mitspieler nahm alles, was nicht angeschraubt war, und pfefferte es in Richtung Real. Mit einem Medizinkoffer traf er dabei auch deren Coach Beenhakker. Im Rückspiel ging das muntere Prügeln in unseren Katakomben prompt weiter. Leider kam Madrid mit Arschglück weiter." Im wahrsten Sinne des Wortes. Nach dem 0:2 in Spanien verhinderte nach einem Careca-Schuss der Hintern von Buyo Napolis mögliches 2:0, bald darauf traf Butragueno und Neapel schied aus. Fliegende Koffer, keine Gruppenphase, gleich in Runde eins solch ein Duell - hach, aufregende Zeiten.

Altro? Ohne Andacht verbrachte der Tabellenletzte Pescara seine Weihnachtsfeier. Vor dem Restaurant empfing ein Mob aufgebrachter Tifosi Vorstand, Spieler und Angehörige und verzierte die Autos mit Spuckattacken, Tritten und explodierenden Böllern. Man verschonte einzig Trainer Massimo Oddo, dem sie verlockend offerierten: "Mach bei uns mit, denn mit dieser Scheißmannschaft gibt es nichts zu feiern." Exakt, der Mob ließ es weitaus pyrotechnischer krachen. Besitzer Daniele Sebastiani mag den Verein nur allzu gerne abgeben, allein es findet sich kein Interessent. Surprise! "Vielleicht haben wir uns im Sommer mit der Ambition Europa League etwas überschätzt", räumte der Presidente am Wochenende ein. Aber nur vielleicht und bloß ein ganz kleines bisschen.