Früher alles besser? Am Arsch!

Von Oliver Birkner / Frank Oschwald
Die Bildunterschrift entfällt. Aus Gründen.
© getty

Investigativ wie eh und je tauchen die Blitzlichter in nostalgische Zeiten ab. Fazit: Früher war vieles, aber nicht alles besser. Auch damals tobte der Kommerz schon. Gesteuerte Jubel-Szenen vor Werbebanden dienen als Indiz. In Spanien hagelt es romantische Geschichten und Italien feiert seinen alten, neuen König. Die Blitzlichter der Woche.

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Serie A

von Oliver Birkner

Tränen des Spieltags: Nach der Sintflut betrat Gandalf den Rasen und alles wurde gut. Das Stadio Olimpico erlebte am Sonntag tatsächlich Episches. Dem Sampdoria-Wirbelwind im Sonnenschein folgte ein biblischer Regen- und Hagelguss, der den Referee dazu nötigte, die Halbzeit zwischen der Roma und Samp (1:2) um rund eine Stunde auszudehnen. Es folgten gemütlicheres Klima, das Saisondebüt des Deus ex Machina Francesco Totti und Tränen gestandener Männer. Der Capitano reanimierte seine apathische Roma mit zauberhaften Zuspielen, von denen eines zum Ausgleich führte. Und als Edin Dzeko nach zartem Lufthauchkontakt wie Pinocchio auf den Hintern plumpste, fiel Schiedsrichter Giacomelli prompt der gebührende Schlussakt ein: Totti verwandelte den Elfmeter in Minute 93 zum 3:2-Sieg und auf den Rängen wischte sich mancher Tifoso wirklich die kullernden Tränen von den Wangen, passend zu Antonello Vendittis Lautsprecher-Klängen: "Grazie Roma, che ci fai piangere".

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In zwei Wochen wird Totti 40 und eigentlich soll das 25. Roma-Jahr seine Abschiedsrunde werden. "Mir geht es prächtig, warum aufhören?" sinnierte die Nummer zehn. "Francesco ist unvergänglich und ihm zittert in entscheidenden Momenten nie der Fuß. Hätte ich doch vier oder fünf von ihm im Team, dann könnten wir es problemlos mit Juventus aufnehmen", seufzte Trainer Luciano Spalletti. Na komm Luciano, sei froh, noch den einen Unvergleichbaren zu haben. Außerdem müssten dann weitere Plätze umbenannt werden. Die Einwohner seines Jugend-Viertels Porta Metronia benannten vor zwei Jahren ihre Piazza um. Dort hängt seither das Schild: "Piazza Francesco Totti, König von Rom".

Interisti des Spieltags: Es läuft etwas konfus im Hause Milan ab. Die neuen chinesischen Besitzer dachten scheinbar Inter oder Milan, Hauptsache Mailand, und engagierten als kommenden Manager den Ex-Interista Marco Fassone, der neue Sportdirektor heißt Massimiliano Mirabelli, zuletzt Chefscout bei, natürlich, der Internazionale. Das mag im fernen Orient kein Hauen und Stechen nach sich ziehen, in der heimischen Milan-Gemeinde hingegen schon.

"Vielleicht ist Inters Greenkeeper noch zu haben!" und "Ich bin kein Interista!" erklärten einige Transparente in San Siro am Sonntag. Vergangene Klubverdiente, die ebenfalls ins Management gehievt werden sollen, klinkten sich ein. "Io non sono Interista!" zwitscherte Demetrio Albertini und Billy Costacurta sagte: "Mich brauchen sie gar nicht anzurufen." Selbst Ikonen anderer Vereine kamen ins Schmunzeln - wie Alessandro Del Piero: "Das definitive Milan Aushängeschild? Ein enges Rennen zwischen Beppe Bergomi und Javier Zanetti." Zweifelsohne hätte einer der beiden Milans 0:1-Pleite gegen Udinese verhindert.

Altro? Ein wenig mehr Porto-Geld in der Kasse schadet nie, dem klammen Verband schon gar nicht. So wurden Udinese neulich 3.000 Euro Strafe aufgebrummt - wegen zu langsamer Balljungen. Wirklich unerhört. Not macht eben erfinderisch, wie bereits 2014, als Drittligist Reggina 1.500 Euro zahlen musste. Der Grund? Wasserflaschenwürfe in Richtung des Linienrichters und fehlendes warmes Wasser im Duschbereich der Referees. Wasser war ja offenbar reichlich vorhanden, es mangelte lediglich an der vorgeschriebenen Temperatur und Ziel-Richtung. 1.500 Euro, setzen.