"Krebs hat sich nicht so schlimm angefühlt"

Von Interview: Alexander Hagl
Stefan Thesker erzielte einen Doppelpack bei seinem Comeback
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SPOX: Schon vor Ihrer Diagnose wurde in der Öffentlichkeit viel über Sie berichtet, allerdings waren die Schlagzeilen vor Weihnachten 2015 negativ behaftet. Grund dafür war die Disco-Affäre in Fürth, die medial ausgeschlachtet wurde. Wie lautet denn ihre Version der Geschichte?

Thesker: Das ist ein Fehler, den ich gemacht habe. Im Nachhinein habe ich mich selbst über diese Aktion erschrocken, weil das überhaupt nicht meine Art ist. Ich habe mein Lehrgeld dafür bezahlt und wurde von den Medien ordentlich in die Mangel genommen. Zu Recht. Da ich weiß, dass mir das nie wieder passieren wird, ist es für mich jetzt aber kein Thema mehr. Ich muss mich dafür nicht mehr rechtfertigen.

SPOX: Wie ging Ihr damaliger Verein Greuther Fürth mit diesem Vorfall um?

Thesker: Die Tür war danach geschlossen. Es bestand keine Spielchance mehr und dadurch war das Thema Greuther Fürth auch schnell beendet.

SPOX: Die öffentliche Version lautete: Der Konkurrenzkampf war zu groß und Sie mussten deshalb Ihre Koffer packen. War das nur ein vorgeschobener Grund?

Thesker: Das müssen Sie selbst entscheiden. Dazu sage ich nichts.

SPOX: War der Wechsel zu Fürth nach diesem Ende rückblickend ein Fehler?

Thesker: Nein, ich hatte dort auch viele schöne Momente. Aber es sind ein paar unglückliche Sachen passiert. Der Knackpunkt war, dass Frank Kramer, der mich damals geholt hatte, nach ein paar Wochen wieder weg war. Insgesamt beurteile ich den Wechsel aber nicht als Fehler.

SPOX: Trotzdem beendeten Sie das Kapitel Fürth im Januar und wechselten zunächst auf Leihbasis zu Twente Enschede. Im Sommer wurden Sie fest verpflichtet und mittlerweile sind Sie sogar Kapitän der Mannschaft. War die Binde ein Lockmittel für den Wechsel?

Thesker: Nein, die Initiative ging nicht von mir aus. Solche Entscheidungen werden vom Trainer und dem gesamten Team getroffen. Ich freue mich aber natürlich, dass sie mir das Vertrauen aussprechen und übernehme diese Verantwortung gerne. Wir besprechen wichtige Dinge in einer Gruppe mit den erfahrenen Spielern und anschließend entscheiden wir zusammen mit dem Trainer. Im Endeffekt trage ich zwar auf dem Spielfeld die Binde, es ist aber nicht so, dass nur das gemacht wird, was ich sage.

SPOX: Obwohl Sie gelernter Innenverteidiger sind, kommen Sie bislang vorwiegend auf der Sechs zum Einsatz. Wie kam es dazu, dass Sie eine Reihe nach vorne gerutscht sind?

Thesker: Ich fühle mich in dieser Rolle sehr wohl. Die Idee dahinter ist, dass wir im Mittelfeld einen Spieler mehr haben wollen, der verteidigend denkt. Zudem soll ich auch die Vorderleute coachen, vor allem bei der Arbeit gegen den Ball. Und bis jetzt klappt das auch ganz gut.

SPOX: Sie nehmen unter dem Trainer Rene Hake eine tragende Position ein. Dabei war lange gar nicht klar, ob Twente Sie überhaupt verpflichten kann, schließlich drohte der Zwangsabstieg in die 2. Liga. Sind Sie froh, dass Sie jetzt Planungssicherheit haben?

Thesker: Ich habe von Anfang an gesagt, dass ich gerne bleiben würde und bin dementsprechend erleichtert. Bei einem Zwangsabstieg hätte mich Twente nicht zurückholen können. Deswegen bin ich persönlich über die Entwicklung sehr froh, denn jetzt bin ich wieder näher bei meiner Familie.

SPOX: Ihre Heimat Ahaus liegt unweit von Twente. Wohnen Sie jetzt wieder in Ihrem Elternhaus?

Thesker: Das letzte halbe Jahr habe ich wieder bei meinen Eltern gewohnt. Aber jetzt bin ich seit zwei Wochen in meiner Wohnung in Twente und wohne wieder alleine. Ich muss aber zugeben: Für ein halbes Jahr war es zu Hause doch ganz schön.

SPOX: Ein bisschen Mamas Essen genießen?

Thesker: (lacht) Ja, genau.

SPOX: Mit Ihrem Wechsel nach Twente schließt sich ein Kreis, immerhin haben Sie auch in der Jugend für diesen Verein gespielt. Ist das eine endgültige Entscheidung oder können Sie sich eine Rückkehr nach Deutschland vorstellen?

Thesker: Ich halte mir alle Optionen offen. Im Moment bin ich einfach froh, dass ich hier bin. Wenn jemand kommt und sagt: 'Du bist so gut, dass wir dich gerne haben wollen', dann setze ich mich damit auseinander. Aber da muss auch der passende Verein anklopfen. Bei einem Angebot aus der Bundesliga oder Premier League würde ich grundsätzlich nicht nein sagen, aber man muss abwarten, ob diese Optionen überhaupt noch bestehen.

SPOX: Sie kennen die Bundesliga bereits aus Ihrer Zeit bei Hannover 96 und 1899 Hoffenheim. Bei beiden Bundesligisten blieb Ihnen der Durchbruch verwehrt. Was waren Ihrer Meinung die Gründe dafür?

Thesker: Um in der Bundesliga zu spielen, muss fast alles zusammenpassen. Es reicht nicht aus, die eigene Leistung zu bringen. Zu einem gewissen Grad ist man auch von den Entscheidungen anderer Personen abhängig. Daher ist es unmöglich, einen einzelnen Grund zu nennen, an dem es gelegen hat.

Stefan Thesker im Steckbrief

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