Kicken, wo der Papa Oktopusse verkauft

Lucas Perez wechselte von Deportivo La Coruna in die Premier League
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Premier League

von Jan Dafeld

Doppelmoral des Spieltags: Dass in der Premier League in jedem Sommer Geld in Sphären, die sogar Schwindelgefühle bei Graf Zahl auslösen würden, hin und her geschoben wird, tangiert mittlerweile kaum noch jemanden mehr so wirklich. John Stones für 56 Millionen? Passt schon. Sadio Mane für 41 Millionen? Geht klar. Yannick Bolasie für 29 Millionen? Läuft. Marten de Roon für 15 Millionen? Kein Problem. Ganz Großbritannien hat sich mittlerweile daran gewöhnt, dass ein durchschnittlicher Kicker in der Premier League mindestens das Doppelte von dem kosten muss, was ein guter Spieler anderswo wert ist. Ganz Großbritannien? Nein! Ein von unbeugsamen Fans bevölkerter Verein hört nicht auf, dem Wahnsinn Widerstand zu leisten. Namentlich handelt es sich hierbei um Crystal Palace FC. "Romans Geld ist eine Krankheit, die unser Spiel verseucht hat", kritisierten sie 2014 den FC Chelsea. "Ihr habt das Geld, wir haben die Seele", verkündeten sie noch im selben Jahr und nach Bekanntwerden des neuen Rekord-TV-Deals der Premier League forderten sie "Teilt den Reichtum, ihr Schweine!" All diese lobenswerten Tugenden hielten die Eagles allerdings nicht davon ab, in diesem Sommer 32 Millionen Euro für Christan Benteke auf den Tisch zu legen - immerhin kommt der Belgier mit der beeindruckenden Bilanz von 10 Toren in 42 Spielen aus Liverpool nach London. Bevor der 25-Jährige am vergangenen Wochenende dann sein Debüt für Crystal Palace gab, wies man vorab schon mal vorsichtshalber darauf hin, dass Benteke "ein guter Spieler" sei, aber "kein Spieler, der den Ball bekommt und sofort Dinge geschehen lässt." Wie würde man in England sagen? Passt schon.

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Jubelszenen des Spieltags: Der Besuch eines Premier-League-Spiels gehört allgemein doch zu den eher ungefährlichen Herausforderungen des alltäglichen Lebens. Ein dröhnender Schädel nach dem einen Stadion-Bier zu viel ist möglich, klar, und bei Fans der Verlierermannschaft wurde ab und an auch eine gewisse Miesepetrigkeit diagnostiziert. Aber ein gebrochenes Bein? Das war dann doch etwas neues. Genau das passierte einem United-Anhänger allerdings im Match gegen Hull City. Nach dem Last-Minute-Siegtreffer von Youngster Marcus Rashford brachen bei den Red-Devils-Fans erst die Dämme und dann auch noch ein Bein. Viele stürmten den Bereich an der Eckfahne, einer sprang Zlatan Ibrahimovic auf den Rücken (how dare you?!) - nur die Werbebande machte nicht richtig mit, sodass das Bein des unglücklichen Fans darunter begraben wurde. Zyniker würden nun sagen, dass solche Jubelszenen nach einem Sieg über das Fußball-Schwergewicht Hull City bezeichnend für das Manchester United der Post-Fergie-Ära sind. Doch wir nicht! Immerhin sind Mous Jungs eines von nur drei Teams, das nach drei Spieltagen noch ohne Punktverlust dasteht. Mega-Transfer Paul Pogba konnte bislang zwar noch nicht voll überzeugen, neben dem Platz zeigt sich der Franzose dafür aber in umso besserer Form: Nachdem ein United-Fan twitterte, dass seine Freundin seine neue Frisur im Pogba-Style schrecklich finden würde, antwortete der Franzose: "Wechsel das Mädchen, Mann, behalte die Haare." Man muss eben Prioritäten setzen.

Anything else? Ein Spieltag ohne die Erwähnung von Jürgen Klopp? Unmöglich! Mit nur vier Zählern aus den ersten drei Spielen ist der ehemalige Dortmund-Trainer eher mittelmäßig in die neue Spielzeit gestartet. Während sich seine Spieler also noch ein wenig an den Wettbewerb gewöhnen müssen, ist Kloppo allerdings schon wieder voll in seinem Element. Nachdem den Reds im Spiel gegen Tottenham ein Elfmeter wegen Haltens bei einer Ecke verweigert wurde, wütete er nach der Partie: "Fragt den Schiedsrichter mal wie die Regeln aktuell sind. Ich habe keine Ahnung, was richtig ist und was nicht."

Tatsächlich scheinen die neuen Regelvorgaben der FA in etwa so klar verständlich zu sein wie das Ende von Christopher Nolans "Inception". Während Referee Robert Madley das Spielgeschehen bei Liverpool gegen Tottenham nämlich unterbrach und die Akteure ermahnte, entschied Mike Dean im Spiel von Stoke City gegen Manchester City in ähnlichen Situationen zweimal ohne auch nur mit der Wimper zu zucken auf Elfmeter. Allerdings: Es war eben auch Mike Dean. Bei ihm ist ja alles irgendwie anders...