"Und du sei still, du spielst Karten"

Von Oliver Birkner / Florian Schimak
Ziemlich beste Freunde: Kartenspieler Totti (l.) und Ex-patholigsicher Spieler Spalletti
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Premier League

von Florian Schimak

Klinsmann des Spieltags: Die Engländer haben in vielen, man möchte fast sagen in allen Bereichen eine andere Fußballkultur als wir. In Sachen Fans und Supporter sind die Jungs auf der Insel schon recht lässig drauf, so dass selbst der BVB das Einmaleins des Kickens verlernt, wenn die Anfield Road einmal in Wallung gerät. Was die Zuschauer in England aber so gar nicht mögen, sind schauspielerische Einlagen. Schwalben, Theatralik und Rumgeheule, wie in deutschen Stadien zuletzt häufiger und in italienischen Arenen fast immer zu sehen, findet man auf englischen Pitches eher selten. Also eigentlich fast gar nicht. Macht er halt einfach nicht, der gute Bobby.

Dass jetzt ausgerechnet Jamie Vardy und damit der Prototyp des Insel-Kicker mit Gelb-Rot wegen einer Schwalbe vom Platz musste, sorgte nicht nur in der Yellow Press für Diskussionen. Vielleicht liegt es an unserem etwas getrübten Blick, was die Sache mit den Schwalben angeht, aber die Aktion an Vardy hätte man auch gut und gerne als Foulspiel werten können. Nun gut, Referee Jonathan Moss beglich seinen Fauxpas umgehend und Pfiff den Hammers in der 83. Minuten mal lässig einen Elfer rein. Bei dem Faller von Winston Reid sind vermutlich selbst Jürgen Klinsmann, dem Erfinder des Dives in der Premier League die Freudentränen gekullert. Dass die Foxes am Ende dennoch ein Remis erzielten und nun wieder einen Schritt näher am Titel sind, lag daran, dass Genosse Moss noch einmal auf den Punkt zeigte. Allerdings verhielt sich Andy Caroll (dieses Mal ohne Wiesn-Playmate-Frisur) im Zweikampf mit Jeffrey Schlupp auch etwas unglücklich.

Und übrigens: Vardy hatte seinen Diver in der Partie zuvor beim FC Sunderland bereits angekündigt. Insofern ist er halt einfach selbst Schuld. Punkt.

Throwback des Spieltags: Wäre die Welt in der heutigen Zeit ohne die Sozialen Medien eigentlich besser? Bevor wir uns bei den Blitzlichtern mit solchen tiefgründigen gesellschaftlichen Fragen auseinandersetzen müssen, richten wir einfach unseren Blick nach London. Dort sind die Spurs aus Tottenham einziger "Verfolger" von Leicester City. Garant für die starke Runde ist unter anderem Dele Alli (eigentlich ja Bambidele Jermaine Alli), der eine mehr als vernünftige Debüt-Saison in der Premier League abliefert. Da es inzwischen aber nicht mehr nur auf die fußballerischen Fähigkeiten der Youngster ankommt, sondern auch darauf, dass sie sich als Produkt gut selbst verkaufen können, hat sich der gute Bambidele schon früh gedacht, dass er seine Follower an seinem geistigen Eigentum teilhaben lässt. So hat er als 15-Jähriger bereits Verhandlungstipps für Bill Gates vorgeschlagen. Womit wir wieder auf die Ausgangsfrage zurückkommen...

Anything else?! Dass unser Mesut beim FC Arsenal eine starke Runde spielt, steht außer Frage. Ob er allerdings der allerallerallerbeste Kicker in der bisherigen Premier-League-Saison ist, würden selbst wir Fan-Boys von SPOX nicht sofort mit "Yes!" beantworten. Allerdings sind auch bei uns in der Redaktion nicht alle Gunners-Fans, so wie offensichtlich die Follower von Sky Sports News HQ. Denn 53 Prozent pro Özil beim Voting zum besten Spieler der Premier League? Bei einer Abstimmung mit Vardy (acht Prozent), Dimitri Payet (13 Prozent) und Harry Kane (sieben Prozent)? Nicht auszumalen, was passiert, wenn tatsächlich Sandro Wagner in der nächsten Saison in der Premier League spielt.