Warum muss ich Mr. Pink sein?

Von Oliver Birkner / Frank Oschwald
Andrea Barzagli hat für Juventus Turin getroffen
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Primera Divison

Von Frank Oschwald

Porno des Spieltags: Man hört ja immer wieder von der ein oder anderen spitzfindigen Motivationsmethode unterschiedlicher Trainer. Vor allem in der Halbzeitpause, wenn die Zeit drängt, greifen die ausgefuchsten Übungsleiter meist zu ungewöhnlichen Aktionen. Ralf Rangnick soll demnach mal einen Silvesterkracher in der Kabine gezündet haben, um seine Mannen wieder aufzuwecken.

Ex-Mallorca-Coach Joaquin Caparros ist ein ähnlicher Fuchs. Wie sein ehemaliger Spieler Anderson Conceicao unter der Woche in einem Interview mit ESPN verriet, griff auch Caparros hier und da zu - nun ja - ungewöhnlichen Methoden. In der Halbzeitpause beim Spiel gegen Bilbao im Winter 2012 präsentierte der Spanier auf den großen Bildschirmen in der Kabine deshalb einen waschechten Porno.

An sich ja schon urkomisch. Die Erklärung des Trainers katapultiert diese Geschichte allerdings noch mal in ganz andere Sphären. Er tippte mit dem Finger mehrmals auf den Bildschirm und schrie dann: "Ich will, dass ihr so rangeht, wie die Akteure in dem Film!" Die ganze Standfestigkeit, Ausdauer, Härte und die enge Manndeckung halfen nichts - das Spiel ging 0:1 verloren.

Exkremente des Spieltags: Geben wir es doch zu: Spätestens nachdem sie beim FC Getafe die Stadion-Dating-App Getafinder eingeführt haben, schlummert doch eigentlich in jedem von uns ein kleiner Anhänger des niedlichen Vorstadtklubs. Wie ein verstoßenes Kind fristet es in der Vorstadt von Madrid sein Dasein. Und es blutet uns das Herz, wenn wir mit ansehen müssen, was mit diesem putzigen Klub gerade passiert.

Gut, Getafe war jetzt sportlich meist eher 8-qm-Zimmer statt Penthouse-Wohnung, doch aktuell geht's verhältnismäßig rapide bergab. Sieben verheerende Spiele am Stück setzte es nichts anderes als Pleiten. Bei den letzten sechs Partien erzielte man nicht mal mehr ein Tor. Vize-Kapitän Medhi Lacen stellte sich deshalb nach der 0:4-Pleite gegen Aufsteiger Las Palmas vor die Kameras, analysierte die aktuelle Lage des Klub feinsäuberlich und brachte es messerscharf auf den Punkt: "Wir sind scheiße!"

Doch seit dem Wochenende liegen sich in unserer Redaktion Männer mit Freudentränen in den Augen und führen Tänze auf: Denn, man mag es kaum glauben, der Fluch ist besiegt! Am Wochenende gab's doch tatsächlich einen Punkt - und das ausgerechnet gegen den Fünftplatzierten und durchaus okayen Klub FC Sevilla. Weiter so, Getafe! Wir stehen bei dir! Und am nächsten Wochenende geht's direkt weiter. Denn da kommt...oh...der FC Barcelona. Na gut, das ist jetzt doof.

Algo mas? Im Lager der Königlichen hat man trotz des 7:1-Spektakels vom Wochenende die Nase gestrichen voll. Zwölf Punkte eiert man weiterhin hinter dem Erzfeind aus Barcelona her. Die meisten Real-Fans haben einen Schuldigen längst gefunden: Präsident Florentino Perez soll nun endgültig seinen Hut nehmen.

Beim Spektakel gegen Vigo wollten die Fans die Meinung erneut kundtun. Sie rollten ein Banner aus, auf dem "Hör auf das Stadion und trete zurück, Florentino" stand. Dieser las das Plakat und zog seine Konsequenzen. Nein, er trat nicht zurück. Vielmehr ließ er das Plakat von Sicherheitsleuten entfernen. So ist das eben in einer Monarchie. Königliche Meinungsfreiheit.