Blatter "vom lieben Gott verlassen"

SID
Sepp Blatter fühlt sich weiterhin unschuldig
© getty

Der für acht Jahre gesperrte Ex-FIFA-Präsident Joseph S. Blatter fühlt sich "vom lieben Gott verlassen". Das sagte der Walliser im Interview mit der französischen Sportzeitung L'Equipe vor dem mit Spannung erwarteten Kongress des Weltverbandes am Freitag in Zürich, auf dem seine Nachfolge geregelt werden soll.

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Gleichzeitig versuchte Blatter seine Schuld an den FIFA-Machenschaften in den letzten Jahrzehnten klein zu reden: "Ich denke nicht, dass ich ein großer Sünder bin."

Der von 1998 bis Ende 2015 amtierende Blatter datiert den schlimmsten Tag seiner Präsidentschaft auf den 27. Mai 2015, als auf Veranlassung des amerikanischen FBI die Schweizer Polizei sieben hohe FIFA-Funktionäre vor dem Kongress verhaftet hatte. "Ich bin zurückgetreten, weil die amerikanische Justiz die FIFA als eine mafiöse Vereinigung bezeichnet hat. Es ging darum, die FIFA zu retten", betonte Blatter und ergänzte, "ja, ich habe auch physische Angst gehabt."

Mit einem Schmunzeln erklärte er dann, dass er keine Angst vor den amerikanischem Sponsoren gehabt habe, "denn die wollen immer die WM". Und mit einem Lachen beantwortet er die indirekte Frage, ob er an Selbstmord gedacht habe: "Ich war nie einer, der sich niedrig gemacht hat."

"Platini war ein besserer Spieler als Politiker"

Gleichzeitig gibt der Ex-FIFA-Präsident zu, dass die Wahl Russlands und Katars als WM-Gastgeber 2018 bzw. 2022 so nicht zu erwarten gewesen wäre. Blatter: "Wenn es wie vorgesehen für die WM 2022 eine Mehrheit für die USA gegeben hätte, hätten die USA nie und nimmer ihre Untersuchungen eingeleitet. Ich war für die beiden Blöcke Russland und USA."

Über seinen einstigen "Ziehsohn" und späteren Widersacher, den ebenfalls gesperrten UEFA-Präsidenten Michel Platini, sagte der einstige FIFA-Generalsekretär: "Michel Platini war ein besserer Spieler als Politiker. Er war ein verwöhntes Kind. Er hat nie kämpfen müssen. Beim Eröffnungsspiel der EM 2008 hat er mich so weit wie möglich auf der Ehrentribüne von sich weg platziert. Da habe ich alles verstanden."

Eine Summe von 1,8 Millionen Euro, die Blatter Platini als Beraterhonorar mit jahrelanger Verspätung hatte zukommen lassen, brachte beide Spitzenfunktionäre zu Fall. Es folgte die langjährige Sperre für "Blattini".

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