"In Deutschland unvorstellbar"

Entwicklungshelfer, Manager, Trainer: Tomislav Maric hat viel zu tun
© getty
Cookie-Einstellungen

SPOX: Die aktuelle Mannschaft hat einen relativ niedrigen Altersdurchschnitt. Entwickeln sich der junge Trainer und die junge Mannschaft im Einklang?

Maric: Wir hatten eine alte Mannschaft. Es war ein wichtiger Prozess, sie zu verjüngen. Wir haben versucht, junge Talente zu gewinnen. Bei etwas älteren Spielern - wie zum Beispiel Erik Pacinda, der schon 26 ist - haben wir gesagt, dass er uns absolut weiterbringen und die Qualität im Kader erhöhen muss, damit wir ihn verpflichten. Ein Spieler dieser Art erhöht auch die Qualität im Training.

SPOX: Transfers junger Spieler stehen im Vordergrund, Profis ab 25 werden nur verpflichtet, wenn sie versprechen, absolute Verstärkungen zu sein. Herr Maric, Sie klangen gerade wie Ralf Rangnick in Leipzig.

Maric: (lacht) Jeder, der einmal mit Ralf Rangnick zusammengearbeitet hat, wird automatisch von ihm geprägt. Er ist ein absoluter Fachmann, der eine tolle Idee vom Fußball hat. Er überlässt nichts dem Zufall. Das Wichtigste ist, dass er immer bereit ist, sich selbst zu hinterfragen und neue Einflüsse zuzulassen. Ich habe sehr viel mitgenommen aus der Zusammenarbeit mit Ralf. Aber: Ich bin Tomislav Maric, ich versuche meinen eigenen Weg zu gehen. Nur so entwickelst du dich als Trainer immer weiter.

SPOX: Ihr Potenzial als Fußball-Lehrer beschrieb erst kürzlich Vedad Ibisevic in einem Interview, als er sagte: "Am Anfang in Hoffenheim wollte ich alles perfekt machen, den Ball annehmen, erst noch zwei Leute ausdribbeln. Aber das war alles unnötig. Unser Co-Trainer Tomislav Maric, der früher selbst Stürmer gewesen war, hat zu mir gesagt: 'Das ist nicht dein Job. Lass den Ball klatschen, geh in den Sechzehner und mach' die Tore!' Das hat mir sehr geholfen." Muss runtergehen wie Öl...

Maric: Ich habe 2007/2008 als Trainer begonnen. Es ist schön zu sehen, dass Spieler, mit denen man früher zusammengearbeitet hat, ihren Weg gehen und ihre Karriere erfolgreich gestalten. Natürlich höre ich so etwas gerne, keine Frage. Es ist die Kunst des Trainer-Daseins, das zu vermitteln, was der Spieler auf dem Platz idealerweise umsetzen soll. Umso besser, wenn die Message ankommt. Dazu muss ich aber auch sagen, dass Vedo ein absoluter Ausnahmestürmer ist. Es freut mich, dass er in Berlin so erfolgreich ist.

SPOX: Wie wichtig war die Zeit in Hoffenheim für die eigene Entwicklung zum Trainer?

Maric: Ich bekam die Möglichkeit, als Standby-Profi im Trainergeschäft reinzuschnuppern. Danach war ich gemeinsam mit Peter Zeidler Co-Trainer bei Ralf Rangnick. Ich habe viele Facetten kennengelernt, die mir heute zugutekommen: ob im Scouting, ob in der Analyse. Es ist wichtig, all das mitzunehmen, denn heutzutage ist man als Trainer auch Manager. Man muss den gesamten Mitarbeiterstab führen und da ist es nicht verkehrt, wenn man sich in seinen Mitarbeiter hineinversetzen kann, weil man seinen Job schon mal gemacht hat.

SPOX: Sie haben beim VfB Stuttgart mit Thomas Schneider zusammengearbeitet, der jetzt mit Jogi Löw bei der Nationalmannschaft ist. Sie verbindet auch eine Freundschaft. Schon überlegt, Schneider mal einzuladen?

Maric: Wir haben darüber diskutiert, dass er herkommt und sich alles ansieht. Mit Thomas telefoniere ich regelmäßig, auch wenn wir beide derzeit viel zu tun haben. Er ist längst in der EM-Vorbereitung, ich hier in der Slowakei. Von daher müssen wir schauen, wann wir das auf die Beine stellen können.

SPOX: Wann sehen wir Sie in Deutschland als Trainer?

Maric: Ich habe keinen Karriereplan in der Tasche. Klar möchte ich irgendwann in Deutschland als Cheftrainer arbeiten, aber den Zeitpunkt weiß ich nicht. Ich beschäftige mich damit auch nicht. Ich bin mit voller Leidenschaft Trainer bei Dunajska Streda, das ist super spannend. Ich identifiziere mich immer zu 100 Prozent mit den Dingen, an denen ich aktuell arbeite. So war es als Spieler. Und so ist es auch als Trainer.

Tomislav Maric im Steckbrief

Inhalt: