Wer wird FIFA-Präsident?

SID
Am Freitag gibt es einen Nachfolger für den scheidenden Sepp Blatter
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Der Aktivist: Tokyo Sexwale will auf den FIFA-Thron

Den bewaffneten Kampf für seine Überzeugung bezahlte Tokyo Sexwale mit einer halben Ewigkeit im Gefängnis. Der Mann, der die FIFA ab dem 26. Februar aus der Krise führen will, war gerade 24, als er in Südafrika zu 18 Jahren im Hochsicherheitsgefängnis auf Robben Island verurteilt wurde. Nach 13 Jahren, unter anderem zusammen mit Nelson Mandela, kam der Anti-Apartheid-Aktivist aufgrund eines politischen Handels frei - inzwischen zählt er zu den bedeutendsten Persönlichkeiten seines Heimatlandes.

"Ich werde nicht davonlaufen", sagte der 62-Jährige, als die ersten Gerüchte aufkamen, er werde doch nicht bei der FIFA-Präsidentschaftswahl in Zürich antreten. In der Schweiz ist er in jedem Fall der krasse Außenseiter - obwohl er vor allem einen großen Fan hat.

"Er hat zwar eine andere, eine politische Vergangenheit, aber er kennt sich im Sport aus. Er hat den Geruch der Neutralität und deswegen glaube ich, dass er eine gute Lösung wäre", sagte Franz Beckenbauer bevor er selbst über die WM-Affäre 2006 stolperte. Der Fußball-Kaiser wollte Sexwale, der der FIFA bereits als Berater zur Seite stand, auf dem Thron von Joseph S. Blatter sehen. Er wäre ein Neuanfang, einer ohne Stallgeruch.

Politiker und Unternehmer

In seinem Heimatland war Sexwale direkt an der politischen Neuausrichtung nach dem Ende der Apartheid beteiligt. 1994 wurde er in den ersten demokratischen Wahlen zum Premierminister der Provinz Gauteng gewählt. Nach vier Jahren zog er sich aus der Politik zurück und entwickelte sich mit seinem Konzern Mvelaphanda-Holdings zu einem der erfolgreichsten Unternehmer Südafrikas.

Die WM 2010, die inzwischen aber auch unter Korruptionsverdacht steht, gilt als Sexwales größter Verdienst als Sportfunktionär. Dabei betont das Mitglied des damaligen Organisationskomitees immer wieder, dass es trotz aller Vorwürfe alles sauber gelaufen sei.

Dem ehemaligen FIFA-Vizepräsidenten Jack Warner wird vorgeworfen, aus Südafrika zehn Millionen US-Dollar Bestechungsgeld für seine Stimme angenommen zu haben. Eine Verstrickung Sexwales in unsaubere Geschäfte scheint zum gegenwärtigen Zeitpunkt jedoch unwahrscheinlich. Der Südafrikaner sagte 2015 als Zeuge vor einer Grand Jury in den USA aus. Er stehe für Transparenz und Verantwortlichkeit, betonte er.

Bloß kein Europäer

Ein großes Wahlprogramm hat der Südafrikaner aber nicht veröffentlicht. Nur mit Blick auf die Kampagne, nicht auf die Biographie, ist er der unauffälligste der fünf Kandidaten. Der Aufgabe sieht er sich trotzdem gewachsen. "Die FIFA ist kaputt, und was kaputt ist, ist ihre Verwaltung. Für mich ist Verwaltung eines der einfachsten Dinge der Welt", sagte er. Sexwale möchte "umfangreiche Umstrukturierungen" vornehmen, um "Schäden an der Marke zu reparieren".

Eine gewisse Skepsis gegenüber Europäern scheint dem ehemaligen Anti-Apartheid-Aktivist jedoch geblieben zu sein. "Für mich zählt nicht nur die Präsidentschaft. Ich bin darauf fokussiert, sicherzustellen, dass der FIFA-Präsident entweder aus Afrika oder Asien kommt und nicht aus Europa", sagte der Präsidentschaftskandidat.