"Alle fotografieren meinen Bauch"

Von Oliver Birkner / Ben Barthmann
Low Carb? Hauptsache es schmeckt...
© getty

Fett geht's heute zu bei den Blitzlichter aus Europa und nicht immer ganz koscher. In Italien hat der Ronaldo mit der Neun so seine ganz eigenen Probleme, zudem hat Don Silvio eine exklusive Sicht auf Hautfarben. Auf der Insel zieht Jose seine Vodoo-Puppen ab und in LaLiga langweilt der FC Barcelona. Mal wieder.

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Serie A

von Oliver Birkner

Wampe des Spieltags: Was macht man, wenn die Betriebstemperatur bei einem ambitionierten Klub nach neun Punkten in neun Spielen unter null fröstelt? Ganz einfach - zwei Idole besserer Zeiten ins Stadion holen. Um Pfiffe oder apathisches Einnicken der Besucher zu vermeiden, bestellte Inters Ex-Patron Massimo Moratti Ronaldo und José Mourinho auf die Ehrentribüne. Prompt war das San Siro aus dem Häuschen. Der Brasilianer trägt mittlerweile gefühlt eine mit fünf multiplizierte Trikotgröße und wirkte etwas blässlich. Kein Wunder, denn Ronaldo selbst verriet: "Ich gehe nicht mehr an den Strand. Kaum habe ich die Badehose an, fotografieren alle meinen Bauch." Das Rentnerleben in Rio ist wirklich kein Spaß. Urlauber Mourinho hingegen sah schnieke wie immer aus, denn er muss ja nur noch ein paar weitere ManUnited-Grotesken ausharren. Am Samstag genoss der Portugiese sichtlich das Bad in der Menge, als die Tifosi ihm mit riesigen Spruchbändern und nachgestalteten Trophäen für das Triple 2010 dankten. Egal wieviel Zeit verstreicht, er wird auf ewig der Messias bleiben. "Ich kam damals als Profitrainer und ging als Interista. Eines Tages werde ich heimkehren", säuselte Mou. Hach, da zerflossen prompt alle schwarzblauen Herzen. Coach Roberto Mancini fand das huldigende Spektakel eher lästig und beließ es beim knappen Kommentar: "Irgendwann werden sie mich genauso feiern." Eine gewagte Prognose. Nach dem biederen 3:1 über Sampdoria ließ sich erahnen, mit welchem Traum die Besucher heimschlurften. Es war keiner, der Mancini oder die 90 Spielminuten betraf.

Bräune des Spieltags: Es war herzzerreißend, am Samstag Onkel Silvio zu lauschen. Schließlich feierte er seinen wahren Geburtstag: Genau vor 30 Jahren übernahm Cavaliere Berlusconi den AC Milan und zelebrierte mit Torte und seinen rotschwarzen Angestellten. 28 Titel gab es seit jenem 20. Februar 1986 und sieben Goldene Bälle, da kann man nicht meckern. Früher war sowieso alles besser, da standen noch keine Balotellis in der Milan-Elf. Mario müsse erst einmal zum Friseur, sagte Berlusconi, und merkte an: "Balotelli ist zwar Italiener, hat sich aber zu lange gebräunt." Dabei dachte man doch lange, die Hautfarbe verdanke er seinen ghanaischen Eltern. Schon vor acht Jahren hatte Berlusconi einen anderen Irrtum aufgelöst: "Obama ist jung, hübsch und braun gebrannt. Ich rechne deshalb mit einer problemlosen Zusammenarbeit." Fantastico, dass Berlusconi noch weitere 30 Jahre an Milans Spitze bleiben möchte - sein nächstes Fazit mit 109 wird sicher erneut sehr sonnig ausfallen.

Und sonst? Wenn eine Ikone abtritt, tut es immer weh. Insbesondere im Fall Francesco Totti, der sein Leben lang in 749 Spielen (300 Tore) nur die Farben der Roma trug. Am Samstag forderte er in einem TV-Interview mehr Respekt und Kommunikation vom neuen Coach Luciano Spalletti, der ihn bislang 33 Minuten spielen ließ - darunter unnötige drei gegen Real Madrid. Spalletti strich Totti daraufhin am Sonntagmorgen aus dem Kader für das Spiel gegen Palermo und schickte ihn nach Hause. Im Stadion kam es am Abend zum Gefecht - gellende Pfiffe für den Trainer, "Es gibt nur einen Kapitän"- Gesänge für Totti. Natürlich hat der bald 40-Jährige nicht mehr den Schwung einstiger Tage und sein Vertrag läuft im Sommer aus. Den ganzen Humbug hätte ein seriöser Klub allerdings vermeiden müssen - vor allem im Fall eines absolut verdienten Ausnahmespielers. Später führten zwei Assists und zwei Treffer von Edin Dzeko zu einem 5:0, zuvor hatte der Ex-Wolfsburger jedoch einen Ball aus vier Metern am leeren Tor vorbei geschoben. Totti hätte den sicher gemacht.

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