#MoreEntertainingThanManUnited

Von Oliver Birkner / Oliver Wittenburg / Benedikt Treuer
Rekordtorjäger, Zizou-Debüt, langweilige Red Devils: Das Wochenende hatte einiges zu bieten
© spox

Zizous Real-Debüt wird in Spanien zum Geldscheffeln missbraucht, während sich in Italien trotz Gotteslästerung die Stürmer unsterblich machen: Die Blitzlichter aus Europa sind diese Woche unterhaltsamer als die Red Devils - ganz sicher!

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Serie A

von Oliver Birkner

Gotteslästerung des Spieltags: In kaum einer Stadt der Welt besitzen Zahlen eine dermaßen wichtige Bedeutung wie in Neapel. Die Zahlen der Traumdeutung "Smorfia" sind vor allem beim Lottospielen wichtig. Zu Wochenbeginn dürfte den Neapolitanern das Ankreuzen leichtfallen: 2, 9, 10, 18, 26 und 38 sind gesetzt. Die Zahlen korrespondieren laut Smorfia mit Messer, Säugling, Maradona (oder Bohnen), Blut, der Heiligen Anna und Schlägen. Seit Sonntag erweiterte sich das Spektrum um: 2 wie die wenigstens Niederlagen nach der Hinrunde, 9/18 wie Torgott Gonzalo Higuain, der in 19 Einsätzen 18 Mal knipste und längst zum argentinischen Thronfolger des heiligen Diego (10) avancierte, 26 Jahre lang ist es her, dass sich Napoli zum Wintermeister krönte, 38 wie die beste Offensive der Liga mit im Schnitt zwei Treffern pro Spiel.

Das 5:1 bei Frosinone wurde dementsprechend ausgelassen zelebriert. Der Ansturm der Gästefans auf das 10.000-Plätze-Stadion Matusa sorgte sogar erstmals für ausverkaufte Balkone, der anliegenden Wohnhäuser. Die erste Wintermeisterschaft seit dem zweiten und letzten Scudetto unter Maradona versetzte Neapel in Ausnahmezustand und verleitete die Tifosi zu verbotenen Träumen: Denn in den vergangenen elf Jahren feierte der Spitzenreiter nach der Hinrunde am Ende auch stets den Scudetto.

"Glückwunsch, aber jetzt her mit der Meisterschaft", ließ Maradona ausrichten - jener Maradona, der zu Saisonbeginn den neuen Coach Maurizio Sarri als inadäquate, zu kleine Nummer abgestraft hatte. Der abergläubische Sarri brandmarkte das Wort "Scudetto" zur verbotenen Gotteslästerung und würde auch nicht alles für den Gewinn des Unaussprechlichen opfern. Auf die Frage, ob er dann aufhören würde zu rauchen, kam ein knappes: "Niemals." Guter Mann!

Traum des Spieltags: Roberto Mancini war vor der Partie gegen Sassuolo eigentlich allerbester Laune. "Die Leute können lamentieren, so viel sie wollen: Ich gewinne gerne mit einem herrlichen 1:0 und würde prompt für 15 weitere Siege mit diesem Resultat unterschreiben", sagte der Trainer von Tabellenführer Inter, der in der laufenden Saison schon neun Mal mit dem Minimalergebnis gesiegt hatte.

Bei Spielende leuchtete tatsächlich ein 1:0 auf der Videowand des San Siro, allerdings überraschend zugunsten des 40.000-Seelen-Städtchens aus der Provinz. Es war das erste Tor überhaupt für Sassuolo gegen die Internazionale in San Siro und eine lindernde Medizin gegen böse Erinnerungen - in den vergangenen drei Jahren hatte man von Inter zwei 0:7-Demütigungen erlitten.

Ganz besonders freute sich Giorgio Squinzi. Der Mapei-Chef und Arbeitgeberpräsident ist nicht nur Sassuolos Besitzer, sondern seit der Jugend glühender Milan-Anhänger. Nach dem sensationellen Erstligaaufstieg 2013 verriet er, dass nun endlich einer seiner größten Träume in Erfüllung gehen könnte. Die Phantasie hing seit Jahren in Form eines Schildes in Squinzis Büro und las: Inter 0 Sassuolo 1. Nun darf er das Schild zur Bearbeitung geben, das historische Feiertagsdatum 10. Januar 2016 hinzudrucken lassen und eventuell Platz schaffen für einen ganz neuen Traum.

Und sonst? Acht Auswärtssiege gab es in den zehn Partien des Spieltags, den einzigen Heimerfolg feierte Carpi gegen Udinese. Dazu trug Lorenzo Pasciuti mit seinem ersten Serie-A-Treffer bei. Damit traf der 26-Jährige für den Aufsteiger in jeder Liga ab der Serie D - das war in der Geschichte des Calcio noch niemandem gelungen.

Dabei schien seine Karriere 2009 im Sande zu verlaufen. Erst als er sich mit finanzieller Unterstützung des Schwiegervaters seinen Spielerpass für 26.000 Euro kaufte und Herr des eigenen Schicksals wurde, nahm die Reise von Liga fünf in eins an Fahrt auf. Pasciutis Spitzname ist Bebeto, da er sich in der Jugend das Brasilien-Trikot mit der Nummer 7 kaufte, und tagelang nicht auszog. Weltmeister wird er sicher nicht, doch der Calcio-Rekord - wohl auf Ewigkeit - ist schließlich auch nicht zu verachten.

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