Frühere Funktionärs-Eliten zittern

SID
Eugenio Figueredo hatte an Weihnachten unmittelbar nach seiner Auslieferung ausgepackt
© getty

Nach dem Geständnis des inhaftierten Ex-Vizepräsidenten Eugenio Figueredo (Uruguay) im Korruptionsskandal beim Weltverband FIFA steht vielen seiner ehemaligen Funktionärskollegen ein unruhiger Jahreswechsel bevor.

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Ehe der 83-Jährige wegen Herzproblemen die Nacht zum vergangenen Samstag in einer Klinik verbringen musste, hatte Figueredo an Weihnachten unmittelbar nach seiner Auslieferung aus der Schweiz im Anfangsverhör durch uruguayische Ermittler als erster ehemaliger Spitzenfunktionär seit Ausbruch des Skandals im vergangenen Sommer ausgepackt.

Laut Staatsanwalt Juan Gomez legte Figueredo ein über Südamerikas gesamten Fußball gespanntes Korruptionsnetzwerk und jahrzehntelange Schmiergeldzahlungen offen.

Der Ex-Boss des Kontinental-Verbandes CONMEBOL soll laut Medienberichten in der Vernehmung frühere und amtierende Chefs aller südamerikanischen Nationalverbände und wegen Erpressung auch CONMEBOL-Generalsekretär Gorka Villar, Sohn des spanischen FIFA-Vizepräsidenten Angel Maria Villar Llona, schwer belastet haben.

Kooperation statt Korruption

Außerdem gestand der 83-Jährige vor seiner Einlieferung ins Zentralgefängnis von Montevideo, seit der ersten Hälfte der 90er Jahre für Preisabsprachen und Rechtevergaben von TV- und Vermarktungsfirmen Bestechungsgelder in Höhe mehrerer Millionen Dollar angenommen zu haben.

Figueredos Aussagen sind das erste offiziell bestätigte Geständnis eines Beschuldigten im FIFA-Skandal nach den Enthüllungen des früheren FIFA-Vize Chuck Blazer (USA), der als Kronzeuge der US-Justiz die gesamte Affäre vor über zwei Jahren ins Rollen gebracht hatte.

Außer Figueredo hat sich Behördenangaben zufolge noch keiner der im vergangenen Mai und zu Monatsbeginn in der Schweiz verhafteten Ex-Amtsträger zur Kooperation mit den Ermittlern bereit erklärt.

Noch mehr Verbrechen

Alle vier bislang in die USA ausgelieferten Angeklagten plädierten in ihren bisherigen Aussagen vor Gericht auf "nicht schuldig". Vier frühere Topfunktionäre befinden sich ebenfalls wegen Korruption, Betrug, Steuerhinterziehung und Geldwäsche noch in Schweizer Auslieferungshaft. Figueredo wurde trotz eines US-Haftbefehls an Uruguay überstellt, weil dem Strippenzieher in seiner Heimat noch mehr Verbrechen zur Last gelegt werden.

Besonders pikant sind Figueredos Erpressungsvorwürfe gegen Villar junior. Der Spross des von der FIFA-Ethikkommission auch schon verwarnten Angel Maria Villar Llona, der beim Europa-Verband UEFA momentan auch formal für den gesperrten Präsidenten Michel Platini (Frankreich) an der Spitze steht, sitzt im Reformkomitee der FIFA - und soll uruguayische Vereine wegen Klagen der Klubs auf höhere TV-Gelder unter Druck gesetzt haben.

Kein regulärer Wettbewerb

Medienberichte über diese Vorgänge hatten den Spanier schon im Spätsommer ins Zwielicht gerückt.

Staatsanwalt Gomez betonte nach Figueredos Geständnis einen erheblichen Einnahmeverlust der Vereine in Uruguay und anderen südamerikanischen Ländern aufgrund der Manipulationen beim Verkauf von TV- und Marketingrechten an CONMEBOL-Wettbewerben. Die Schmiergeldzahlungen hätten außerdem jeglichen regulären Wettbewerb bei der Vergabe von lukrativen Fußball-Rechten verhindert.

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