Blatter: "Es ist wie eine Inquisition"

SID
Der suspendierte FIFA-Präsident Joseph Blatter will seine Sperre nicht akzeptieren
© getty

Jetzt haben es angeblich schon die bösen Mächte auf Joseph S. Blatter abgesehen. "Als guter Christ muss ich sagen: Was die Ethikkommission mit mir macht, ist wie eine Inquisition", sagte der suspendierte Präsident des Weltverbands FIFA laut Schweizer Medien.

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Und das, obwohl er doch "kein schlechter Mensch" sei. Der Realität ist der 79-Jährige wieder auf wundersame Weise entrückt.

In einem bemerkenswerten Interview im SRF beteuerte der Schweizer, dem nach Ablauf seiner 90-Tage-Suspendierung eine lebenslange Sperre durch die FIFA-Ethikkommission droht, seine Unschuld - und verwies auf die angebliche Unrechtmäßigkeit der Sanktionen.

"Ich bin kein Funktionär der FIFA, ich bin der vom Kongress gewählte Präsident", sagte er: "Wenn man mit meiner Amtsführung nicht einverstanden ist, dann muss sich der Kongress, der mich gewählt hat, darum kümmern." Und nicht die von ihm selbst ins Leben gerufene Ethikkommission.

"Habe nichts falsches gemacht"

Dass in den FIFA-Statuten (Artikel 63/2) ziemlich genau steht, dass natürlich auch Blatter von den unabhängigen Ethikjägern belangt werden kann? Geschenkt.

Es sei "eine Demütigung für den FIFA-Präsidenten, ob ich es nun bin oder jemand anderes", sagte Blatter, der sich zudem nicht in der Situation sieht, seine Unschuld beweisen müsse: "Ich bin mir nicht bewusst, dass ich etwas Falsches gemacht habe." Vielleicht sei er nur nicht so vorsichtig gewesen, wie er hätte sein sollen.

Wie UEFA-Präsident Michel Platini (60) war Blatter am 8. Oktober wegen einer dubiosen Zahlung von zwei Millionen Schweizer Franken (1,8 Millionen Euro) für 90 Tage gesperrt worden.

Verfahren eingeleitet

Mittlerweile hat die rechtsprechende Kammer ein formelles Verfahren gegen das Duo eingeleitet. Ein erstes Urteil wird im Dezember erwartet, genauso wie dann folgende sofortige Einsprüche von Blatter und Platini beim Internationalen Sportgerichtshof (CAS).

Blatter pochte erneut auf die Rechtmäßigkeit des "mündlichen Vertrages" mit Platini, der allein aufgrund des zeitlichen Ablaufs anrüchig erscheint. Den Millionenbetrag bekam Platini für Beratertätigkeiten innerhalb der FIFA - allerdings erst gut zehn Jahre, nachdem diese abgeschlossen waren.

Gegen Blatter läuft unter anderem deshalb in der Schweiz ein Strafverfahren. "Ich ins Gefängnis?", fragte der FIFA-Boss a.D.: "Dafür müsste ich ja erst einmal wissen, wofür."

Gekaufte WM? "So ein Blödsinn!"

Auf die Korrupten und Kriminellen, die in der FIFA offensichtlich Jahrzehnte mit die Fäden zogen, habe Blatter "keinen moralischen Einfluss" gehabt.

Gewählt wurden die obskuren Gestalten wie Jack Warner (72) oder Mohamed bin Hammam (66) ja nicht von ihm selbst, sondern in den jeweiligen Konföderationen.

Zur deutschen WM-Affäre 2006, die DFB-Präsident Wolfgang Niersbach (64) zum Rücktritt gezwungen hatte, sagte Blatter nur: "Eine WM kann man nicht kaufen. Da ist so viel politischer Druck, es geht um politische Macht."

Und die Vorwürfe aus Deutschland, die ominöse 6,7 Millionen Euro wären von der FIFA gefordert worden? "So ein Blödsinn", sagte Blatter.

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