"FIFA läuft besser als der DFB"

SID
Sepp Blatter wittert eine Verschwörung, angezettelt von den USA
© getty

Mit einem Rundumschlag gegen Europa und die USA hat sich der suspendierte FIFA-Präsident Sepp Blatter erneut in die Diskussion über die Zukunft des Weltverbandes eingeschaltet. In einem Interview mit der russischen Nachrichtenagentur TASS inszenierte sich der 79-Jährige erneut als treibende und weiterhin maßgebliche Kraft der Reformbewegung.

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"Ich hätte 2014 so mutig sein und zurücktreten sollen. Aber damals haben mich fünf der sechs Kontinentalverbände eindringlich gebeten, weiterzumachen, weil sie verloren wären, wenn die UEFA die Präsidentschaft übernähme", sagte Blatter und unterstellte der Europäischen Fußball-Union einen "Anti-FIFA-Virus".

Der wegen Korruptionsverdacht für 90 Tage gesperrte Walliser drohte den Verbänden vom alten Kontinent denn auch mit Machtverlust beim Umbau der FIFA: "Warum sollte Europa drei Vizepräsidenten in der FIFA-Exekutive haben, obwohl Afrika doch mehr Mitgliedsverbände hat?" Die Ernsthaftigkeit seiner Drohung unterstrich Blatter mit der Darstellung des FIFA-Reformkomitees als seine Handlanger: "Wir brauchen ein Gleichgewicht der Regionen. Das Komitee arbeitet meine Agenda ab. Ich habe ihnen vorgeben, was sie zu tun haben."

Platini wohl keine Chance mehr

Nachdem UEFA-Chef Michel Platini aus Blatters Sicht wegen seiner ebenfalls bis Januar gültigen Suspendierung keine Chance mehr auf die Wahl zum neuen FIFA-Chef hat, bemüht sich der Eidgenosse auch um eine Aufsplittung der Europa-Fraktion hinter der Kandidatur von UEFA-Generalsekretär Gianni Infantino.

"Speziell in Nordeuropa sagen Leute, dass es das Ende für Europa wäre, wenn er antritt. Die meisten Nationalverbände mögen Infantino nicht, und alles, was ich an ihm mag, ist, dass er aus dem gleichen Dorf kommt wie ich", der Noch-Präsident der FIFA.

"FIFA läuft besser als der DFB"

Auch der DFB bekam im Interview deutlich sein Fett weg: "Mit der Zeit wurde der Skandal politisch. Aber man kann die FIFA nicht zerstören. FIFA ist nicht die Schweizer Bank. Aber die FIFA und der Weltfußball laufen gut. Selbst unsere Gegner in Deutschland müssen zugeben, dass die FIFA besser läuft als der DFB", so Blatter.

Im persönlichen Zwist mit Platini dagegen sei Blatter das Unschuldslamm: "Ich bin das Opfer. Ich war von Anfang an das Ziel einer Attacke der UEFA gegen mich, da sie mich nicht als FIFA-Präsidenten wollten. Aber die anderen Verbände waren auf meiner Seite. Diese Attacke der UEFA war anfangs eine persönliche. Es war Platini gegen mich", sagte Blatter.

Platinis Abneigung erklärte er mit Eifersucht: "Er wollte FIFA-Präsident werden. Aber er hatte nicht den Mut dazu."

US-Übernahme vergeblich

Über seine Theorien von einer politischen Verschwörung Europas und der USA gegen seine Person hinaus teilte Blatter nach der vom FBI ausgehenden Verhaftung mehrerer FIFA-Funktionäre in Zürich auch gegen die USA aus: "Selbst wenn man über eine US-Übernahme der FIFA spricht - Fußball, der richtige Fußball, da, wo das richtige Geld ist, wo die guten Spieler sind, die bedeutenden Wettbewerbe, ist Europa. Die Amerikaner können es nicht übernehmen."

Zu seinen persönlichen Ambitionen äußerte sich Blatter rund vier Monate vor der Wahl seines Nachfolgers auf dem Kongress am 26. Februar 2016 in Zürich erwartungsgemäß nicht eindeutig: "Ich hoffe, dass ich dann wieder als FIFA-Präsident da sein werde. Dann könnte ich wenigstens den Kongress leiten."

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