Scala: Kaum Chancen für "Blattini"

SID
Scala glaubt nicht an eine Rückkehr von Blatter und Platini
© getty

Für die suspendierten Bosse Joseph S. Blatter (79/FIFA) und Michel Platini (60/UEFA) stehen die Chancen auf ein Comeback nach Ansicht von FIFA-"Chefaufseher" Domenico Scala nicht gut. Der Schweizer sieht in der Millionen-Zahlung von Weltverbandschef Blatter (Schweiz) an Europas Top-Funktionär Platini (Frankreich) sogar einen kriminellen Akt.

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"Der Hauptpunkt ist nicht einmal, ob ein schriftlicher Vertrag für die Zahlung existiert oder nicht. Entscheidend sind der Interessenkonflikt und die fehlende Bildung der entsprechenden Rückstellung in den FIFA-Bilanzen. Das ist ein schweres Versäumnis, und beide Seiten haben als Mitglieder der FIFA-Exekutive jedes Jahr um zwei Millionen Schweizer Franken verfälschte Finanzberichte der FIFA genehmigt. Das kann auch als Bilanzfälschung betrachtet werden", sagte Scala in einem Interview mit der Financial Times.

Bereits zuvor hatte der 50-Jährige in anderen Interviews ähnliche Einschätzungen abgegeben.

Blatter hatte 2011 die Millionen-Zahlung an Platini, der immer noch auf seine Wahl zum Blatter-Nachfolger hofft, angewiesen. Zur Begründung gaben beide auch in Vernehmungen durch die Schweizer Bundesanwaltschaft an, dass die Summe die Restzahlung für Platinis 2002 beendete Beratertätigkeit für die FIFA gewesen wäre.

Bis Anfang nächsten Jahres gesperrt

Zuletzt räumten sowohl Blatter als auch Platini ein, dass über die Vereinbarung keine schriftlichen Dokumente existieren würden.

Wegen des Vorgangs, den viele Beobachter als Schmiergeld für Platini als Gegenleistung für Europas Stimmen bei Blatters Wiederwahl kurze Zeit nach der Zahlung ansehen, sind Blatter und Platini von der FIFA-Ethikkommission bis zum 5. Januar 2016 gesperrt worden.

Die Suspendierungen können im Zuge der weiteren Ermittlungen im Bedarfsfall um weitere 45 Tage verlängert werden. Spätestens danach müssen die Ethiker eine abschließende Entscheidung treffen.

Nicht auf eine Person konzentrieren

Darüber hinaus hat Scala wegen der Probleme bei der Suche nach Kandidaten für das Präsidenten-Amt beim Weltverband die Einführung des Rotationsprinzips angeregt.

"Warum müssen wir uns auf eine Person konzentrieren, die für acht bis zwölf Jahre die FIFA führen soll? Warum sollte man nicht eine Präsidentschaft haben, der alle vier Jahr wechselt?", sagte Scala und verwies auf die rotierende Präsidentschaft in der Europäischen Union (EU).

Scala skizzierte ein Modell, bei dem "jede Kontinentalkonföderation das Recht hat, für vielleicht vier Jahre den Präsidenten der FIFA zu stellen. Die jeweiligen Präsidentschaftskandidaten könnten von den Konföderationen nominiert werden". Nach Ansicht des 50-Jährigen würden durch die Einführung der Rotation auf dem wichtigen Präsidenten-Posten "einige Aspekte der benötigten Führungsprinzipien" berücksichtigt.

In der 111-jährigen FIFA-Geschichte ist das Präsidenten-Amt bisher noch nicht an die Kontinentalverbände gebunden gewesen. Vor dem gewählten, derzeit jedoch suspendierten FIFA-Chef Joseph S. Blatter aus der Schweiz war der Brasilianer Joao Havelange (1974 bis 1998) der einzige Verbandsboss, der nicht aus einem europäischen Mitgliedsverband stammte.

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