"ManCity wollte Pep schon im Sommer"

Von Interview: Marco Kieferl
Pep Guardiola wird als Nachfolger von Manuel Pellegrini gehandelt
© getty
Cookie-Einstellungen

SPOX: Selbst normale Fans können für Sie zu Quellen werden. Wie geht das vonstatten?

Di Marzio: Das passierte durchaus öfter in den letzten zwei, drei Jahren. Manchmal schicken mir die Leute auch Falschmeldungen, weil sie Spaß machen wollen. Aber in manchen Fällen schicken mir meine Follower auf Twitter wichtige Hinweise, so bedeutend wie beim Wechsel von Carlos Tevez zu Juventus Turin waren sie bisher aber selten.

SPOX: Wie erfuhren Sie von diesem Deal?

Di Marzio: Ein Fan, der als Tellerwäscher in England arbeitet, schrieb mir nachts eine E-Mail, dass sich in seinem Restaurant Carlos Tevez und die Juve-Verantwortlichen um Trainer Antonio Conte zum Essen getroffen hätten. Tags darauf rief ich Manager Guiseppe Marotta an und fragte ihn: 'Wie hat das Essen in London geschmeckt?' Als daraufhin einige Sekunden Stille am Telefon eintrat, wusste ich, dass an dem Gerücht was dran war. Wir vereinbarten letztlich, dass wir nur von Juventus' Interesse an Tevez berichten würden, weil ManCity zum damaligen Zeitpunkt nichts von diesem Treffen wusste.

SPOX: Von Arturo Vidals bevorstehendem Wechsel zum FC Bayern in diesem Sommer erfuhr man zuerst in Ihrer Sendung. Bitte erklären Sie uns die Hintergründe.

Di Marzio: Der Wechsel von Arturo Vidal ging innerhalb von nur zwei, drei Tagen vonstatten. Die Bayern beobachteten Vidal seit Monaten, waren sich aber nicht sicher, ob sie aufgrund seiner Skandale außerhalb des Spielfeldes ein Angebot unterbreiten sollten. In Wahrheit wollte Juve Vidal aber ohnehin verkaufen. Sie wussten, dass angesichts seines Alters und dem Triumph bei der Copa America nun der perfekte Zeitpunkt war, um möglichst viel Geld mit ihm zu machen. Innerhalb von zwei Tagen einigten sich beide Vereine und auch Vidal war zufrieden, weil er in München mehr Geld verdienen konnte.

SPOX: Wann genau haben Sie vom Transfer erfahren?

Di Marzio: Ich habe die Nachricht eine Nacht vor der Einigung bekommen. Niemand hatte bislang darüber gesprochen, also ließ ich mir das Gerücht von Juventus bestätigen und sie sagten mir, dass sie versuchen würden, eine Einigung mit Bayern zu finden. Bei Mateo Kovacic' Wechsel zu Real Madrid war es sehr ähnlich: Inter wartete nur auf das richtige Angebot, weil sie Geld für ihre Transfers benötigten.

SPOX: Gerüchte gab es im Sommer auch um einen Wechsel von Mario Götze zu Juventus Turin.

Di Marzio: Das Gerücht um einen Götze-Wechsel zu Juventus war Nonsens. Immer wenn ich bei Juventus anrief, teilte man mir mit, dass es keine Möglichkeit gäbe, Mario Götze zu verpflichten. Bayern war nicht gewillt, den Spieler abzugeben und Götze war sich ja selbst nicht sicher, ob er die Liga verlassen sollte. Obendrein konnte und kann er bei Bayern mehr Geld verdienen.

SPOX: Anders schien die Sachlage bei Julian Draxler...

Di Marzio: Bei Draxler war es anders, er wollte nach Turin. Juve arrangierte ein Meeting, wollte jedoch keine 30 Millionen Euro ausgeben, weil man aufgrund von Draxlers Verletzungshistorie nicht hundertprozentig überzeugt war. Juve bot einen niedrigeren Fixbetrag in Verbindung mit einer Einsatzprämie für Schalke, doch der Verein bestand auf seiner Forderung. Wenige Tage vor Transferschluss wagte Juventus einen neuen Anlauf, aber da war es schon zu spät.

SPOX: Draxler wechselte innerhalb der Bundesliga zum VfL Wolfsburg.

Di Marzio: Wolfsburg hatte gerade Kevin De Bruyne verkauft und bot Schalke 36 Millionen Euro plus Bonuszahlungen. Draxler hatte eine persönliche Einigung mit Juventus Turin, doch der VfL kam zu ihm und seinem Vater, offerierte mehr Gehalt sowie die Möglichkeit, in der Bundesliga zu bleiben. Am Ende behauptete Turin, dass sie den Spieler gar nicht haben wollten, doch sie hatten einfach keine Chance. Wenn man einen Spieler in der Bundesliga will, kann man die Verhandlungen nicht über 30, 40 Tage hinziehen. Man muss schnell sein und innerhalb ein oder zwei Tagen zuschlagen.

SPOX: Die Klubs der italienischen Liga gaben mit 551 Millionen Euro in diesem Sommer wieder deutlich mehr aus als in der Vergangenheit. Wie bewerten Sie diesen Trend?

Di Marzio: Ich bin froh, dass die italienischen Vereine wieder mehr Geld ausgeben. Im letzten Sommer nahmen die Klubs nur wenig Geld in die Hand und holten international vergleichsweise unbedeutende Spieler. Die Serie A hat auf dem Transfermarkt an Einfluss verloren. Die Spieler wechseln nun lieber in die Bundesliga, nach Spanien, England oder sogar in die Türkei. Ich hoffe, dass wir mit diesen Transfers international wieder konkurrenzfähiger werden.

SPOX: Investiert wurde bislang mit unterschiedlichem Ausgang. Wer hat Ihrer Meinung nach den besten Job gemacht?

Di Marzio: Milan hat eine Menge Geld für Akteure ausgegeben, die erst langfristig helfen könnten. 20 Millionen Euro für Bertolacci, 25 Millionen Euro für Romagnoli - das war viel zu viel für Spieler, die bei Vereinen wie Genua und Sampdoria keine internationale Erfahrung sammeln konnten. Inter dagegen hat einen sehr guten Job gemacht. Mit Jovetic, Miranda, Murillo und Kondogbia haben sie erfahrene Spieler geholt und damit den Rückstand auf die Topteams wettgemacht. Ich denke, Inter kann sich am Ende der Saison in den Top 3 einreihen.

Seite 1: Di Marzio über seine wütende Ehefrau, Beleidigungen und Peps Zukunft

Seite 2: Di Marzio über Vidals Wechsel, Gerüchte um Götze den Status der Serie A

Artikel und Videos zum Thema