Pirlo verzweifelt gesucht

Von Oliver Birkner / Frank Oschwald
Andrea Pirlo, Mario Balotelli
© getty

Sassuolo? Chievo? Che? In Italien stellt ein Viererpack an No-Names die Tabelle auf den Kopf. Auch der Meister hat vergessen, wie's eigentlich funktioniert. Dazu: Ein Nebenjob in Sunderland, Alex Mitrovic auf Balotellis Spuren und Gijon feiert den Klassenerhalt.

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Serie A

Von Oliver Birkner

Marathon des Spieltags: Er habe die Tabelle flugs als Hintergrund auf seinem Smartphone eingerichtet, gestand Giampiero Ventura. Knapp zwei Wochen lang wird der Trainer des FC Turin den Apparat nun wohl ständig aus der Tasche kramen. Da in der Serie A das Torverhältnis eine marginale Rolle einnimmt, dürfen sich nach dem zweiten Spieltag Torino, Sassuolo, Chievo und Palermo Tabellenführer nennen. Nun gut, auch Inter, doch die Schwarzblauen passen in diese Underdog-Riege namentlich ja eher weniger rein.

Ganz unten rangiert nach dem 1:2 in Rom indes der Meister. Null Punkte nach den ersten beiden Partien, das gab es im Hause Juventus zuletzt 1912, als die Liga noch gar nicht Serie A hieß. Zudem verzeichneten die Turiner in den ersten 45 Minuten einen einzigen Torschuss - für eine ähnlich karge Bilanz muss man elf Jahre zurückblättern. Natürlich langte es mit Stefano Sturaro und Simone Padoin im Mittelfeld zu keinen einschüchternden Phantasie-Orgien gegen eine äußerst gefällige Roma, für die Edin Dzeko dank seines ersten Ligatreffers unter der Südkurve euphorisch gefeiert wurde.

Daniele De Rossi bohrte noch kurz einen Finger in die Wunde: "Du musst zig Millionen ausgeben, um Kannibalen wie Tevez oder Vidal zu ersetzen. Aber so einen wie Pirlo findest du nicht noch einmal auf der Welt." Miralem Pjanics Traum-Freistoß zum 1:0 kam dem allerdings recht nahe. "Wir sind über Nacht sicher kein Gurkenteam geworden. Die Meisterschaft ist ein Marathon, kein 100-Meter-Lauf", beschwichtigte Trainer Max Allegri. Bei der nächsten Zeitnahme sollte Juve dennoch vorsorglich einige Positionen gutmachen.

Samsung des Spieltags: Gellende Pfiffe gab in Neapel, wo die Gastgeber eine 2:0-Führung gegen Sampdoria verspielten. Abgesehen davon, dass allein Eders Solo zum Ausgleich das Eintrittsgeld wert war, macht sich der neue SSC-Coach Maurizio Sarri nach dem schlechtesten Neapel-Start seit 15 Jahren keine großen Gedanken. "Bei Trainerwechseln verhält es sich wie mit Telefonen. Manche wechseln vom iPhone zu Samsung und werfen es nach einem Tag aus dem Fenster, weil sie einen Scheiß kapieren. Ich besaß stets ein iPhone und habe nun problemlos ein Samsung, was zeigt, dass ich offen und aufnahmefähig bin." Also keine Sorgen, cari tifosi, wer Samsung versteht, wird auch Napoli ganz nach oben führen können.

Und sonst? Milans Honda erhielt in der Nacht zum Freitag offenbar unangenehmen Besuch. Der Japaner blieb beim glücklichen 2:1 gegen Empoli 90 Minuten auf der Bank, obwohl Trainer Sinisa Mihajlovic Tags zuvor Gegenteiliges angekündigt hatte: "Honda wird morgen nur nicht spielen, wenn er im Schlaf von irgendwelchen Ninjas oder Samurai gestört wird." So muss es dann wohl gekommen sein.

Stadtrivale Inter ringt vor Transferschluss hingegen mit außerasiatischen Problemen. Nach bereits etlichen Neuzugängen kam Roberto Mancini am Sonntag plötzlich die unschlagbare Meister-Idee. Mit 24 Gary Medels und einem Leo Messi würde er jedes Spiel gewinnen. Einen Medel besitzt Mancini schon, bleibt bis heute Abend noch Zeit für die anderen 24 Einkäufe. Angenehmes Power-Shoppen.

Serie A: Pirlo verzweifelt gesucht

Premier League: Balotelli 2.0

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