"Fühlt sich an wie Folter"

Von Adrian Franke
Déjà-vu für Lionel Messi: So nah, und doch so fern
© getty

Argentinien muss nach der Niederlage im WM-Finale von Brasilien die nächste Final-Pleite verdauen, die erneute Niederlage im Copa-Endspiel gegen Chile im Elfmeterschießen schmerzt. Die Gauchos kommen sich vor wie in einem schlechten Film - und hadern mit dem eigenen Karma.

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In vielerlei Hinsicht mussten sich die Argentinier wie in einer Zeitkapsel gefühlt haben. Angel Di Maria musste früh verletzt raus, nachdem er im WM-Finale von Brasilien gegen Deutschland gar nicht hatte mitwirken können. Damit war Argentinien wieder zu stark von Lionel Messi abhängig und zu allem Überfluss war es erneut Gonzalo Higuain, der den Führungstreffer auf dem Fuß hatte.

Argentiniens bittere Final-Pleite in RE-LIVE

Während er gegen Deutschland nach dem Aussetzer von Toni Kroos die Kugel komplett freistehend aus 16 Metern flach am Tor vorbeischob, war es gegen die Chilenen die von Messi eingeleitete Konterchance Sekunden vor dem Ende: Ezequiel Lavezzi bediente Higuain am langen Pfosten, doch der Stürmer konnte den Ball nicht ins Eck schieben. Es war die letzte Szene der regulären Spielzeit.

So ging es ins Mark, als Javier Mascherano, der in der Verlängerung beinahe den Rückstand verschuldete, sich bei der anschließenden Rettungstat verletzte und nach dem Elfmeterschießen minutenlang regungslos auf dem Platz stand, haderte: "Ich habe dieses Trikot immer gerne getragen. Derzeit leide ich. Es zu tragen, fühlt sich an wie Folter. Ich finde keine Erklärung dafür, vielleicht liegt es an mir. Ich kann es nicht beschreiben, es ist so, wie es ist."

Sinnbildliches Elfmeterschießen

Dass Higuain dann auch noch den zweiten Gaucho-Elfmeter vergab setzte der Tragödie aus argentinischer Sicht die Krone auf. Es wirkte wie ein Sinnbild der Abhängigkeit Argentiniens in den vergangenen Jahren, dass nur Messi im Elfmeterschießen traf - und so wartet der beste Fußballer der Welt weiter auf seine Krönung im Trikot der Albiceleste.

"Irgendwann wird Leo etwas mit Argentinien gewinnen. Wir dachten, das wäre eine Chance, unseren Stempel zu hinterlassen. Aber leider haben wir es nicht geschafft. Das tut sehr weh. Wir gehen erneut mit einem bitteren Geschmack im Mund", gab Lavezzi, der beinahe den Last-Minute-Siegtreffer vorbereitet hätte, zu. Zunächst blieb für Messi aber einmal mehr nur die Leere auf dem Platz, wenige Meter von feiernden Gegnern entfernt.

"Es war ein relativ ausgeglichenes Spiel. Aber Argentinien hätte gewinnen müssen", erklärte Trainer Gerardo Martino, der außerdem sofort klarstellte, dass er wie geplant bis 2018 weitermacht: "Wir haben alles versucht und hatten klare Torchancen, die für ein anderes Ergebnis hätten sorgen müssen."

Mascherano, für den es bereits die dritte Pleite in einem Copa-Finale war, fügte hinzu: "Ich hoffe Argentinien kann in der Zukunft wieder gewinnen. Vielleicht ist es Karma, es ist eine Tortur, die wir auf unseren Schultern tragen müssen. Es ist unglaublich traurig, wir tun so viel. Messi ist am Boden zerstört. Ich kann es nicht glauben."

Der Turnierverlauf im Überblick

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