"Sehr freie Interpretation" von Blatter

SID
Niersbach gilt nicht als Freund von Sepp Blatter
© getty

DFB-Präsident Wolfgang Niersbach hat die von FIFA-Boss Sepp Blatter gestreuten Gerüchte über ein Streit-Telefonat mit Franz Beckenbauer zurückgewiesen. "Die Verwirrung habe ich geteilt. Als ich das am Sonntagmorgen gehört habe, konnte ich mich an kein Telefonat erinnern, in dem mich Franz Beckenbauer jemals 'zusammengefaltet' hätte", sagte der Chef des DFB am Montag in Frankfurt/Main.

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Die Äußerungen Blatters seien "eine sehr, sehr freie Interpretation des FIFA-Präsidenten", sagte der 64-Jährige. Klärungsbedarf bestand zwischen den beiden deutschen Fußballgrößen nicht. "Wir brauchten keine großen Diskussionen, das war völlig harmlos", sagte Niersbach: "Wer mein Verhältnis zu Franz Beckenbauer kennt, der weiß, wie eng und freundschaftlich wir verbunden sind."

Blatter hatte im Schweizer SonntagsBlick nach seiner Wiederwahl gesagt: "Ich habe mit Franz Beckenbauer telefoniert. Er sagte mir, er jedenfalls habe den deutschen Verbandspräsidenten zusammengefaltet, weil der gegen mich stimmte." Auch Beckenbauer hatte einen solchen Gesprächsinhalt umgehend dementiert.

Alternativer Weltverband funktioniert nicht

Darüber hinaus ist Niersbach gegen die Idee eines alternativen Weltverbands zur krisengeschüttelten FIFA. "Ein Gegenentwurf kommt immer schnell und populistisch", sagte er: "Aber wollen wir Verhältnisse wie in anderen Sportarten, wo es auf einmal zwei Weltorganisationen gibt?!"

Ein entsprechender Vorschlag war im Zuge des tiefen Skandals um die FIFA und nach der Wiederwahl von Blatter aus der Politik gekommen. Die großen Verbände müssten aus der FIFA austreten und ein eigenes Weltturnier organisieren, so die Idee. "Das funktioniert nicht", sagte Niersbach.

"Keine zu hohen Erwartungen" an UEFA-Gipel

Die Situation bei der FIFA sei dennoch "schwierig und kritisch - da gibt es nichts kleinzureden", sagte Niersbach, der erneut betonte, gegen die Wiederwahl Blatters gewesen zu sein. Er selbst sei "ein Stück weit für" den Boykott der Wahl durch die UEFA gewesen (der nicht zustande kam). "Aber die Mehrheit der Europäer wollte das nicht", sagte er: "Die Mehrheit hatte gedacht, dass der Herausforderer Prinz Ali bin Al Hussein eine realistische Chance hat."

Die UEFA müsse "selbstkritisch eingestehen", dass es in den vergangenen Monaten nicht gelungen ist "eine richtige Konzeption und Strategie" gegen Blatter zu finden.

Daher habe Niersbach "keine zu hohen Erwartungen" an den möglich Krisengipfel der UEFA am kommenden Wochenende in Berlin. "Denn die Fakten sind geschaffen", sagte er.

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