Korruptionsskandal erreicht Copa

SID
Der Skandal um Blatter (M.) und die FIFA dreht weiter seine Kreise
© getty

Der Geldhahn ist zugedreht, der Siegerscheck droht zu platzen: "Rechtzeitig" vor der K.o.-Runde hat der Korruptionsskandal beim Fußball-Weltverband FIFA die Copa America in Chile erreicht. Als Folge der Ermittlungen von Behörden in mehreren Ländern hat der südamerikanische Kontinental-Verband CONMEBOL keine Mittel für die Auszahlung der insgesamt zehn Millionen Dollar Prämien (umgerechnet 8,95 Millionen Euro) für die vier besten Teams der Südamerikameisterschaft flüssig.

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Laut Medienberichten hat die US-Justiz im Zuge ihrer Untersuchungen die für die Preisgelder benötigten Sponsoren- und TV-Gelder einfrieren lassen. "Es gibt eine reale Situation, die uns das Leben schwer macht", gestand CONMEBOL-Vizepräsident Wilmar Valdez gegenüber dem chilenischen Radio Cooperativa.

Der Uruguayer wies dabei auf eine "Intervention bei den Firmen", die zu den "Hauptgeldgebern des Verbandes" zählen, hin.

Ins Fadenkreuz der US-Untersuchungsbehörden und des FBI sind vor allem die Sportrechte- und -marketing-Firmen Datisi aus Uruguay, Traffic aus Brasilien und TyC aus Argentinien geraten.

Alle drei Unternehmen hatten die Vermarktungsrechte für die laufende Südamerikameisterschaft und die nächsten drei Copa-America-Turniere gegen Zahlung von Schmiergeldern an einflussreiche Verbandsfunktionäre erhalten.

CONMEBOL will Konsequenzen ziehen

Neben der Prämie für den Copa-America-Sieger in Höhe von vier Millionen US-Dollar (umgerechnet 3,53 Millionen Euro) sowie den abgestuften Preisgeldern für die übrigen Platzierten trägt der CONMEBOL auch die Kosten für Unterbringung und Reisen der zwölf Teilnehmermannschaften.

Laut Valdez hat der Verband bereits Kontakt mit den Sponsoren und TV-Anstalten aufgenommen, damit deren Gelder, falls juristisch möglich, direkt auf CONMEBOL-Konten fließen. Die Zusammenarbeit mit den in den Skandal verwickelten Firmen soll dagegen möglichst schnell eingestellt werden. "Wir können keine Verträge mit Leuten aufrechterhalten, die nicht zahlen", erklärte der Funktionär.

Juristen hat auch Chiles Schlussmann Claudio Bravo engagiert. Mitten in die Vorbereitung des Turniergastgebers auf das Viertelfinal-Duell am Mittwoch in der Hauptstadt Santiago de Chile gegen Titelverteidiger Uruguay platzte die Nachricht vom Rechtsstreit, den der Kapitän in Spanien anstrengt. Schon der zweite Aufreger binnen weniger Tage bei "La Roja".

Laut den ersten Medienberichten klagt Bravo gegen seinen Arbeitgeber FC Barcelona. In neueren Versionen heißt es aber, dass wohl nur sein Ex-Klub Real Sociedad San Sebastian juristisch belangt werden soll.

"Hungrig auf Erfolg"

Es geht um eine Beteiligung von zehn Prozent an der Ablösesumme in Höhe von rund 13 Millionen Euro, die Barcelona an den Ligarivalen für den Wechsel des heute 32 Jahre alten Torhüters im Sommer 2014 gezahlt hatte.

Schon in der vergangenen Woche hatte Bravos Teamkollege Arturo Vidal mit einem Autounfall unter Alkoholeinfluss für negative Schlagzeilen gesorgt. Der Ex-Leverkusener kündigte nun reumütig seinen Verzicht auf die Prämie, die Chiles Verband ANFP je nach Abschneiden verteilt, an. Die Gratifikation will der Champions-League-Finalist von Juventus Turin der heimischen Stiftung Emilia schenken, die sich um Unfallopfer im Straßenverkehr kümmert.

Hamburgs Chilene Marcelo Díaz konzentriert sich derweil nur auf das Wesentliche. "Unser bestes Mittel, Uruguay zu entgegnen, ist die Arbeit mit dem Ball", sagt der HSV-Profi: "Wir sind ein starkes Team, hungrig auf den Erfolg."

"Uru"-Kapitän Diego Godín steckte denn auch die Favoritenrolle dem Gegner zu. "Obwohl die Chancen erst einmal 50:50 stehen, hat Chile als Gastgeber die Verantwortung und den Druck allein", sagte das Abwehr-Ass von Spaniens Spitzenklub Atletico Madrid.

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