Wer braucht eigentlich Flutlicht?

Von Thorben Rybarczik
Frosinone feiert den Durchmarsch in die Serie A
© imago

In der Premier League gibt nächstes Jahr der AFC Bournemouth nach 116 Jahren sein Debüt, obwohl der Klub schon zwei Mal pleite war. In Polen steigt ein Mini-Dorf in die Ekstraklasa auf, während sich die fußballerischen Machtverhältnisse auf Korsika verschieben. Und in Italien stürmen zwei Städte in die Serie A, die keiner kennt.

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AFC Bournemouth

Noch vor dem Beginn der Saison 2008/2009 werden dem AFC Bournemouth 17 Punkte abgezogen. Der Grund: Finanzielle Probleme und andere Lizenzverstöße. Der Klub befindet sich in der Football League Two, der vierten Liga Englands. Damit ist der Verein aber noch gut weggekommen. Nur fünf Minuten vor "Ladenschluss" steht erst fest, dass es finanziell überhaupt weitergehen kann, Klub-Chef Jeff Mostyn liefert die nötige Finanzspritze. Trotzdem würde der Gang in die fünfte Liga einem Abstieg in die endgültige Bedeutungslosigkeit gleichkommen.

Und es sieht nicht gut aus. Trainer Kevin Bond hält es gerade einmal vier Spieltage aus, auch sein Nachfolger Jimmy Quinn schafft nicht die Wende, muss nach dem 24. Spieltag gehen. Immerhin stehen die "Cherries", wie der AFC seiner Trikotfarbe wegen genannt wird, bei den Punkten im Plus-Bereich, haben aber immer noch sieben Zähler Rückstand auf einen Nicht-Abstiegsplatz. Es übernimmt Eddie Howe, ehemaliger Spieler und damals gerade einmal 31 Jahre alt - und mit ihm kommt der Wandel. Bournemouth holt in 22 Spielen 39 Punkte, der Last-Minute-Klassenerhalt gelingt.

Sechs Jahre später steht der Klub als Aufsteiger in die Premier League fest, zum ersten Mal in seiner 116-jährigen Geschichte. Der verantwortliche Trainer heißt nach wie vor Eddie Howe, der zwar zwischendurch für eine Saison Burnley trainierte, aber für alle drei Aufstiege verantwortlich ist. Wie konnte das passieren?

Ein abergläubischer Oligarch als Spender

Natürlich geht es nicht ohne Geld. Neben Chairman Jeff Mostyn gibt es da noch den Russen Maxim Demin, dessen Rolle nicht so ganz greifbar ist. Fest steht: er agiert als Geldgeber im Hintergrund, soll aber aus Aberglaube kein einziges Spiel live verfolgt haben. Interviews gibt er keine. Trotzdem darf der Klub nicht mit den Manchester Citys und Chelseas dieser Welt verglichen werden, die eine Ein-Mann-Geldmaschine im Hintergrund besitzen. Laut transfermarkt.de gibt es in der Aufstiegssaison 13 Vereine in der zweiten Liga mit einem wertvolleren Kader. Bowe und Co. arbeiten dagegen mit vielen Leihspielern.

Denn Bournemouth hat aus der Vergangenheit gelernt, mit den Finanzen ordentlich Haus zu halten. 2008 ist nicht das erste Mal, dass der Klub kurz vor dem Bankrott steht. 1997 gibt es eine ähnliche Situation - die Rettung bringen damals die treuen Fans, die mit Eimern bewaffnet Spenden sammelnd durch die Innenstadt ziehen.

Der offensive "Special One"

Spielerisch haben die Cherries in ihrer Aufstiegssaison einiges zu bieten. Coach Howe sucht den Erfolg in der Offensive, Tempofußball mit viel Risiko ist seine Devise. Den Mittelpunkt bildet Stürmer Callum Wilson, der im Juli letzten Jahres für 3,7 Millionen Euro aus Coventry kam. Mit 20 Toren und 13 Vorlagen hat er den größten Anteil an den 98 Buden der "Cherries", die im Saisonverlauf erzielt werden. Natürlich ist das Ligabestwert.

Wilson soll um jeden Preis gehalten werden, trotz des Interesses zahlreicher Top-Klubs. Denn finanziell geht durch den Aufstieg einiges: Genau wie beim Co-Aufsteiger Watford dürfen rund 130 Millionen Pfund (ca. 176 Millionen Euro) eingeplant werden. Auch Erfolgscoach Howe soll langfristig gebunden werden, den Legende Gary Lineker jüngst als Englands "Special One" betitelte. Ansonsten gibt es (noch) keine langfristigen Ziele, erstmal soll das Erreichte genossen werden. Das beweist niemand besser als Klub-Chef Jeff Mostyn während der Party in der Umkleide: "I love these f***ing boys" ruft er immer und immer und immer wieder.

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