Wer braucht eigentlich Flutlicht?

Von Thorben Rybarczik
Frosinone feiert den Durchmarsch in die Serie A
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Frosinone Calcio

Kurz nach dem Aufstieg Carpis gelingt in der Serie B Frosinone Calcio das gleiche Kunststück - Claudio Lotito dürfte verzweifelt gewesen sein. Zuvor wurde ein mitgeschnittenes Telefonat veröffentlicht, in dem er sich um die Fernseheinnahmen Sorgen macht: "Wir haben gerade die Rechte für 1,2 Milliarden Dollar verkauft, so viel wie noch nie - aber wenn wir Teams wie Frosinone oder Latina in der Liga haben, wer sollte dann noch bezahlen? Es weiß doch niemand, dass Frosinone überhaupt existiert!"

Frosinones Präsident Maurizio Stirpe kann sich nach dem Aufstieg eine Reaktion nicht verkneifen: "Lotito ist ein großartiger Wahrsager, er hat das alles kommen sehen!", schreibt er in einem öffentlichen Brief. Zum Mitaufsteiger Carpi gibt es derweil noch mehr Parallelen als den Zorn des Lazio-Präsidenten.

Offense first

Der Verein wird bereits 1912 gegründet, ist seitdem vom Profigeschäft aber weiter entfernt als Gibraltar von einem WM-Titel. Zwar deutet sich bereits Anfang der Dreißigerjahre ein Durchmarsch an, doch der zweite Weltkrieg durchkreuzt alle Ambitionen. Der rasante Aufstieg beginnt dann 2013, zwei Jahre nach dem Abstieg aus der Serie B. Es folgt der direkte Durchmarsch in die erste Liga.

Hauptverantwortlich ist der 37-jährige Trainer Roberto Stellone, der als Spieler von Neapel oder dem FC Turin schon eine Menge Erstliga-Erfahrung auf dem Buckel hat und bereits 2009, nach wie vor als Spieler, zu Frosinone kommt. Nach seinem Karriereende folgt der direkte Übergang in den Trainerstab, erst als Techniktrainer, dann als Chefcoach. Er lässt für italienische Verhältnisse einen ungewöhnlich offensiven Fußball spielen, wobei seine Stürmer Federico Dionisi und Daniel Ciofani die Säulen des Erfolgs bilden. Die beiden Italiener haben zusammengerechnet 45 Scorerpunkte auf dem Konto - so viel Tore erzielten viele Konkurrenten in der Serie B insgesamt nicht.

Vorbild FC Augsburg?

Allerdings ranken sich um den Trainer einige Wechselgerüchte, seine Leistungen blieben bei den größeren Klubs nicht unbemerkt. Doch auch bei einem Abgang darf Frosinone optimistisch in die kommende Saison gehen. Zwar ist das eigene Stadio Comunale Matusa genau wie bei Carpi nicht erstligatauglich, doch es steht im Ort ein weiteres, bisher unvollendetes Stadion bereit - das Casaleno. Es besitzt bereits Plätze für 13.000 Menschen und kann recht günstig auf 16.000 aufgestockt werden, was die Mindestanzahl für die Serie A ist.

Überhaupt erscheint das italienische Oberhaus prädestiniert für Newcomer wie Frosinone oder Carpi. Da wäre beispielsweise Sassuolo Calcio, eine Industriestadt mit 41.000 Einwohnern im Norden des Landes. Den Sassolesi gelingt 2013 der erstmalige Aufstieg, in der ersten Saison wird knapp der Klassenerhalt gefeiert und 2014/15 landet man bereits im gesicherten Mittelfeld. Es ist vom FC Augsburg Italiens die Rede - ein Beispiel, dem Frosinone guten Gewissens folgen kann.

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