FIFA-Wahl: Konkurrenz für Blatter

SID
Prinz Ali gilt als Vertrauter von UEFA-Präsident Michel Platini
© getty

In Prinz Ali bin al-Hussein hat sich ein zweiter Gegenkandidat für FIFA-Boss Joseph S. Blatter aus der Deckung erhoben. Wie groß seine Unterstützung in Asien und Europa ist, bleibt abzuwarten.

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Ein Prinz gegen den Patriarchen: Der jordanische Adlige Ali bin al-Hussein will Joseph S. Blatter vom FIFA-Thron stoßen und den skandalumwitterten Fußball-Weltverband einer längst fälligen Reform unterziehen. Via Twitter teilte Prinz Ali am Dienstag seine Kandidatur für die Wahl des FIFA-Präsidenten mit, große Chancen werden ihm gegen den stark vernetzten und mit allen Wassern gewaschenen Amtsinhaber Blatter aber nicht eingeräumt.

"Ich tue das, weil ich glaube, dass es an der Zeit ist, den Fokus wieder auf den Sport zu richten", teilte der Sohn des verstorbenen Königs Hussein von Jordanien mit: "Die Botschaft, die ich immer und immer wieder gehört habe, war, dass es Zeit für Veränderungen ist. Das Weltspiel verdient eine Weltklasse-Regierung - eine internationale Vereinigung, die eine Dienstleistungsorganisation ist und Beispiel gibt für Ethik, Transparenz und gute Führung."

"Als starke Persönlichkeit beschrieben"

Hehre Ziele, die auch Wolfgang Niersbach unterstützt. Der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) reagierte dennoch zurückhaltend. "Prinz Ali bin al-Hussein hat mich heute in einem Brief über seine Kandidatur informiert. Ich habe ihn bisher noch nicht näher kennengelernt, aber sehr viel Positives über ihn gehört. Er wird als starke Persönlichkeit beschrieben", ließ Niersbach in einer Pressemitteilung verlauten.

Prinz Ali, seit 16 Jahren Präsident des jordanischen Fußballverbandes und seit 2011 FIFA-Vize, gilt als Vertrauter von UEFA-Boss Michel Platini. Das bedeutet aber nicht, dass er automatisch eine breite Unterstützung der nationalen Verbände der Europäischen Fußball-Union (UEFA) erhält.

"Wir werden innerhalb der UEFA noch im Januar besprechen, wie wir uns positionieren", sagte Niersbach. Neben dem 39-jährigen Prinzen will auch der als chancenlos geltende Franzose Jérôme Champagne den Schweizer FIFA-Boss ablösen.

Blatter strebt fünfte Amtszeit an

Blatter (78), der bei der Wahl am 29. Mai in Zürich seine fünfte Amtszeit anstrebt, schwieg zunächst über die angekündigte Kandidatur des halb so alten Herausforderers aus Nahost, der schon länger als sein möglicher Gegenspieler gehandelt worden war.

Dass sich die UEFA komplett gegen ihn stellt, fürchtet Blatter offenbar nicht. Angeblich hat er viele europäischen Verbände bereits hinter sich gebracht. "Mein linker großer Zeh hat mehr Chancen gegen Blatter als ein Mann von Platinis Gnaden", wird ein namentlich nicht genannter Angestellter des FIFA-Hauptquartiers mit Zugang zum Präsidenten bei "Spiegel online" zitiert.

Ob der Jordanier Ali bin al-Hussein den Großteil der Stimmen der Asiatischen Fußball-Konföderation AFC erhalten würde, gilt auch nicht als sicher, da AFC-Präsident Salman Bin Ebrahim Al Khalifa ein guter Draht zu Blatter nachgesagt wird.

"Faire Debatte führen"

Champagnes ohnehin nur theoretische Chancen sind durch den neuen Kandidaten noch kleiner geworden. Entsprechend argwöhnisch reagierte der Franzose auf die Ankündigung von Prinz Ali.

"Es geht um Programme, konkrete Vorschläge und Visionen. Meine sind bekannt, klar und öffentlich. Also lasst uns auf die Veröffentlichungen der Programme der anderen möglichen Kandidaten warten und lasst uns eine demokratische und faire Debatte führen", ließ der 56-Jährige in einer Mitteilung verlauten.

Offiziell wird Prinz Alis Kandidatur aber erst, wenn er sie bis zum 29. Januar bei der FIFA einreicht und er die Unterstützung von mindestens fünf Nationalverbänden nachweisen kann. Welche von den insgesamt 209 Mitgliedsverbänden dafür infrage kommen, teilte der Jordanier zunächst nicht mit.

Prinz Ali, Bruder von Prinzessin Haya, der langjährigen Präsidentin des Weltreiterverbandes, wurde 2011 als jüngstes Mitglied in das FIFA-Exekutivkomitee gewählt. Er hatte sich wegen der starken Korruptionsvorwürfe im Zuge der WM-Vergaben an Russland (2018) und Katar (2022) als einer der wenigen FIFA-Offiziellen für eine vollständige Veröffentlichung des "Garcia-Reports" ausgesprochen.

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