Spekulationen um Capello

SID
Quo vadis? Die Zukunft von Capello ist alles andere als sicher
© getty

Die Diskussionen um Nationalcoach Fabio Capello reißen in Russland nicht ab. Angeblich soll der Italiener nach den kommenden beiden EM-Qualifikationsspielen gegen Schweden und Moldau sogar zurücktreten.

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Ob Fabio Capello geht oder nicht - niemand weiß es genau. Ob er, wie geplant, bei der Heim-WM der Russen 2018 noch deren Fußball-Nationaltrainer sein wird, erst recht nicht. Nur für die russischen Medien ist der Rücktritt des Italieners nach den beiden EM-Qualifikationsspielen am Donnerstag in Solna gegen Schweden und am Sonntag gegen die Republik Moldau beschlossene Sache. Die Vorbereitung der Sbornaja auf die Duelle stand somit unter keinem guten Stern.

Bei allen Spekulationen, der Italiener schwieg bislang. Der 68-Jährige soll wegen ausgebliebener Gehaltszahlungen gedroht haben, sein Amt nach 27 Monaten niederzulegen. Immerhin: Capello gilt mit einem Jahressalär von angeblich rund 8,3 Millionen Euro als bestbezahlter Nationalcoach des Kontinents. Gegen einen freiwilligen Rücktritt spricht sein erst im Januar bis 2018 verlängerter Vertrag. Eine Entlassung käme den russischen Verband RFU teuer zu stehen.

Keine Differenzen

Folglich gab sich RFU-Generalsekretär Anatolij Worobjew alle Mühe, die Gerüchte zu dementieren, und es gebe auch keine Differenzen zwischen Capello und Verbands-Präsident Nikolaj Tolstych. Die Antwort des Nationaltrainers wird für die kommende Woche erwartet. Zwei Siege würden Capello in die Karten spielen.

Ohnehin hatte sich Capello nach der verkorksten WM in Brasilien mit dem frühen Vorrunden-Aus vehement gegen Kritiker gewehrt und seine Erfolge in die Waagschale geworfen. "Sie fragen mich, ob ich noch der richtige Mann für 2018 bin. Das sollten sie die Leute im Verband fragen. Ich habe Russland erstmals seit zwölf Jahren zur WM geführt. Ich denke, ich habe einen ziemlich guten Job gemacht", so Capello in der Pressekonferenz nach dem 1:1 im letzten Gruppenspiel gegen Algerien.

Wie undankbar sein Job ist, vermochte er nicht zu ahnen, als er am 16. Juli 2012 seinen ersten Vertrag unterschrieb. Vier Jahre bleiben ihm noch zur EM-Vorbereitung in einem Land, das durch seine Aggressivität gegen das Nachbarland Ukraine weltweit in der Kritik steht und sogar Gedanken an einen allgemeinen Boykott der WM provozierte.

Capello vor Scheitern

Zuletzt war der Austragungsort St. Petersburg, Geburtsort von Staatspräsident Wladimir Putin, als Spielort bei der pankontinentalen EM 2020 in die Diskussion geraten. Russland verstoße auch im Fußball durch die Integration von Krim-Vereinen in seinen nationalen Spielbetrieb gegen die Regeln der internationalen Verbände, hieß es als Begründung.

Es dürfte derzeit vermutlich kaum einen Spitzentrainer geben, der sich dieser Aufgabe stellen würde. Capello hatte sich den Neuaufbau der Sbornaja auf die Fahne geschrieben und droht nun vorzeitig zu scheitern wie sein Vorgänger Dick Advocaat. Der Niederländer betreute Russlands Nationalteam von 2010 bis 2012 und musste zwei Jahre vor Ablauf des Vertrages gehen.

Fehlende Auslandserfahrung russischer Profis, weil unter anderem im eigenen Land der Rubel kräftig rollt, beklagte Capello, als mit der Umstrukturierung des Kaders begann. Das Ergebnis des Spiels gegen Schweden am Donnerstag könnte nunmehr als Stimmungsbarometer dienen. Zuletzt trafen beide Mannschaften bei der EM in Österreich und der Schweiz in den Gruppenspielen aufeinander, Russland siegte 2:0. Die Treffer erzielten Andrej Arschawin und Roman Pawljutschenko, aber beide hat Capello längst aussortiert.

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