Schläge und Karotten vom Trainer

Von SPOX
Antonio Conte und Paul Pogba pflegen eine ganz spezielle Beziehung
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Primera Division

Von Frank Oschwald

Argument des Spieltags: Jeder kennt diese Situation. Man merkt in einer wilden Diskussion selbst, dass die eigene Argumentationskette dann doch irgendwie ziemlich abstinkt gegen die des jeweiligen Gegenübers. Wild sucht man nach Argumenten, die bei nüchterner Betrachtung ziemlich an den Haaren herbeigezogen sind. Ganz anders Atletico-Präsident Enrique Cerezo. Dieser wurde nach der königsblauen CL-Demontage durch Real gefragt, ob sein Team denn jetzt im Derby am Wochenende ähnlich auf die Mütze bekommt. Cerezo hätte sicherlich zahlreiche Möglichkeiten gehabt, sachlich und analytisch zu argumentieren, schließlich steht man nur wenige Punkte hinter den Königlichen.

Doch aus irgendeinem Grund reagierte er eingeschnappt auf die Frage des Journalisten und antwortete wie ein 13-jähriges pubertierendes Mädchen mit einem direkten Gegenargument, welches erst bei genauerem Hinschauen zündet: "6:1-Sieg? Ja, aber wir haben vor vier oder fünf Jahren in der Champions-League-Quali auch 4:0 gegen Schalke gewonnen." Zack, dieses Totschlagargument saß. Denn im August 2008 gingen die Königsblauen bei Atletico tatsächlich mit besagtem Ergebnis unter. Dass sowohl auf Seiten von Atletico als auch auf königsblauer Seite kein einziger Spieler mehr im näheren Kaderumfeld herumschwirrt, kann dabei definitiv unter den Tisch gekehrt werden. Schließlich spielte Atletico gegen ein viel stärkeres Schalke. Der königsblaue Kader damals...ich mein...Mladen Krstajic saß zunächst auf der Bank. Game, set, match, Cerezo.

Zweifel des Spieltags: Noch zu Beginn der Saison war man sich in den katalanischen Sportzeitungen sicher, dass man sich mit Marc-Andre ter Stegen den neuen Torwartstern am Fußballhimmel gesichert hat. Man wusste zwar nicht wirklich, wer dieser ter Stegen ist, aber er sieht aus wie Oli Kahn, steht zwischen den Pfosten, soll laut Experten ein Talent sein und ist deutsch. Der muss gut sein. Inzwischen ist man sich der Sache allerdings nicht mehr ganz so sicher. Vielmehr geht in Katalonien die Angst um, dass sie eine fürchterliche Pappnase gekauft haben.

Als ter Stegen auf Amerika-Reise im DFB-Dress versuchte, Bälle zu stoppen, war das in der Medienlandschaft zwar ein Thema, doch die Kritik hielt sich im Rahmen. Reifeprozess eines jungen Keepers und so. Nach dem erneuten Lapsus gegen Braunschweig geht den Katalanen jetzt dann schon die Düse. Der soll ab Sommer das Barca-Tor hüten? Sofort wurden Videos auf der Homepage zusammengeschustert, die die Klöpse von ter Stegen zeigen. Teilweise wurden die Clips zum meistgeklickten Video der Homepage. Während unter den Artikeln eine heiße Diskussion über die Qualität des Deutschen entbrannte, beruhigte ein User das ganze katalanische Volk: "Er kann nicht kicken und patzt regelmäßig. Was wollt ihr? Er ist der geborene Nachfolger von Victor Valdes."

Und sonst so? Die Luft für Bernd Schuster bei Malaga wird inzwischen doch recht dünn. Im Abstiegskampf gegen Valladolid reichte es trotz einer Ich-Roque-Bude erneut nur zu einem 1:1. Drei Punkte Vorsprung hat man aktuell noch auf einen Abstiegsplatz. Kein Wunder, dass die Fans den Kopf des Trainers fordern. "Schuster, hau endlich ab!", skandierten die Fans minutenlang. Aber er wäre nicht der Blonde Engel, wenn er diese Situation nicht zu kontrollieren wüsste. Und das, obwohl man in einer solchen Situation eigentlich fast nur verlieren kann. Ich mein, was willst du sagen? "Ja, puh, ne, voll schön warm hier, ich bleib noch ein bisschen." Geht nicht. Also machte Schuster das einzig Richtige, eine Art gestisches Totschlagargument gegen wütende Fans und Unverständnis: Er ging zu den Fans lächelte und winkte.

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