Ganz klar, niemals Rot!

SID
Rayos Saul Niguez hat eindeutig den Kopf zu tief. Da kann man Ramos keinen Vorwurf machen
© getty
Cookie-Einstellungen

Premier League

Von Raphael Honigstein

Eier des Spieltags: "Bälle. Wir wollen Bälle sehen", lautete das Motto beim 0:1 von Chelsea bei Crystal Palace. Jose Mourinho gelang nach der überraschenden Niederlage ein echtes Kunststück: Er meldete sich von einem Titelrennen ab, an dem sein Team angeblich nie teilgenommen hatte. "Wir haben alle Chancen verloren, Erster zu werden", sagte der Portugiese, "wir sind zu sehr von den Ergebnissen der Konkurrenz abhängig".

Schuld an dem Ergebnis war ausnahmsweise nicht der Schiedsrichter, schon eher die Balljungen. Mourinho knöpfte sich einen vor, nachdem die Jungs in der Schlussphase die Bälle nicht mehr hergegeben hatten. "Ich habe ihm gesagt, dass er das nicht machen soll, weil ihn eines Tages einer der Spieler schlagen wird", sagte der Trainer, "aber es ist nicht seine Schuld. Die Kinder werden dazu angehalten".

Gerücht des Spieltags: Gut, dass das auch geklärt ist. Fehlende Bälle bzw. "balls", wie Mourinho auf einen Notizblock schrieb, seien der ausschlaggebende Faktor gewesen, meinte er noch. Mou wollte das Wort nicht vor laufenden Kameras in den Mund nehmen, weil es nicht nur der Plural des Spielgeräts ist, sondern in der englischen Umgangssprache auch für "Eier" steht.

Tim Sherwood hatte beim 0:4 seiner Spurs in Liverpool mal wieder den Überblick. Der Trainer der Londoner schaute sich das Debakel von der Ehrentribüne aus an. "Von dort oben habe ich eine bessere Sicht auf das Spiel", sagte Sherwood, "das heißt aber nicht, dass ich nicht Verantwortung übernehme." Das ist beruhigend.

Zuletzt hatte der 45-Jährige ja gerne die mangelnde Berufseinstellung - Stichwort: "no balls" - seiner Schützlinge für Niederlagen verantwortlich gemacht. Am Sonntagabend machte auf Twitter das Gerüchte die Runde, dass Sherwood einen seiner Spieler in der Kabine geschlagen hätte, doch die Story erwies sich als falsch. Die Treffer landeten mal wieder nur die Gegner. Liverpool hat nach dem Sieg alle Bälle (jetzt reicht's aber!) in der eigenen Hand: Sechs Dreier in den letzten drei Spielen, und die Reds wären zum ersten Mal seit 1990 Meister.

Und sonst? Das englische Boulevardblatt "The Sun" ist in Liverpool seit der tendenziösen Berichterstattung zur Hillsborough-Katastrophe von 1989 geächtet. Seit dieser Woche wird die Zeitung auch in Sunderland boykottiert: vom AFC Sunderland, um genau zu sein.

Der Grund ist allerdings nicht ganz so ernst. Die "Sun" hatte vor dem 2:1-Sieg von Liverpool gegen die "Black Cats" am Mittwoch die Aufstellung der Gäste korrekt vorweg genommen. Sunderland war daraufhin überzeugt, dass die Information von einem Kabinen-Maulwurf stammte. Anstatt den Spion zu jagen, wurde kurzerhand die "Sun" bis zum Saisonende ausgesperrt.

Die Zeitung kündigte an, trotzdem über die Partien zu berichten und rächte sich bereits vor dem Match gegen West Ham am Montagabend. "Nachdem Sunderland die Sun verbannt hat, haben wir die Sun aus Sunderland entfernt", teilte Redakteur Andrew Haig über Twitter mit. Von nun an firmiert der Klub aus dem Nordosten tatsächlich nur noch als "Derland" im auflagenstärksten Blatt auf der Insel.

Seite 1: Napoli vs. Juve - noch mehr offene Rechnungen

Seite 2: Balls oder no balls, das ist hier die Frage

Seite 3: Echte Fans und Kung-Fu-Ramos

Artikel und Videos zum Thema