Champagne will Kabinett mitbestimmen

SID
Neben Champagne könnte sich auch Michel Platini zur Wahl stellen
© getty

Jerome Champagne, der sich 2015 um das Amt als Präsident des Fußball-Weltverbandes FIFA bewirbt, will ähnlich wie Angela Merkel ihr Kabinett in Deutschland auch über seine "Regierung" im Weltfußball, das Exekutivkomitee, mitbestimmen.

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"Es geht nicht an, dass dem Präsidenten ein Exekutivkomitee vor die Nase gesetzt wird, das von den Konföderationen - die übrigens nicht einmal FIFA-Mitglieder sind - entsandt wird. Frau Merkel redet als Kanzlerin ja auch ein Wort mit, wer in ihrer Regierung Minister wird", sagte Champagne im Interview mit dem "SID".

Am Montag hatte der langjährige Vertraute und Berater von FIFA-Boss Joseph S. Blatter als Erster seinen Hut in den Ring geworfen und seine Kandidatur auf dem FIFA-Kongress Ende 2015 in Zürich angekündigt. Ob der Schweizer Blatter für eine fünfte Amtszeit zur Verfügung steht, ist offen. Auch UEFA-Chef Michel Platini, ein Landsmann Champagnes, hat sich noch nicht erklärt, gilt allerdings als wahrscheinlicher weiterer Bewerber.

Als Strohmann Blatters, den er am Montag bei der Ankündigung seiner Kandidatur in 16 Monaten mit sehr wohlwollenden Worten bedachte, sieht sich Champagne, der von Brasiliens Fußball-Ikone Pelé unterstützt wird, nicht: "Ich denke Blatter ist groß genug, um für sich selber zu sprechen. Die FIFA hat in den letzten 40 Jahren großartige Dinge geleistet. Aber das 21. Jahrhundert erfordert mehr Transparenz, eine Rückgewinnung des Ansehens, eine Rückbesinnung auf Ethik,eine Antwort auf die Frage: Welchen Fußball wollen wir?"

"Fußball soll auch dem Feld entschieden werden"

Und da ist seine Haltung klar: "Ich möchte einen Fußball, in dem Spiele auf dem Feld entschieden werden und nicht durch äußere Einflüsse." Jetzt suche er eine Mehrheit dafür, "meine Ideen umsetzen zu können. Wollen wir Fußball für alle oder eine geschlossene Gesellschaft, in der immer dieselben gewinnen?", äußerte der einstige freie Journalist von France Football im SID-Gespräch.

Dabei möchte er die Rolle der FIFA-Mitgliedsverbände stärken. Champagne: "Die Entscheidung, dass der WM-Ausrichter nicht mehr von der Exekutive, sondern von allen 209 Verbänden gewählt wird, ist ein Schritt in die richtige Richtung. Ich bin nicht gegen die Globalisierung, aber gegen die Ungleichgewichte, die sie geschaffen hat."

Dabei hat die Eliteklasse des deutschen Profi-Fußballs für Champagne durchaus Vorbild-Charakter. "Ich halte die Bundesliga für ein Modell. Moderate Eintrittspreise, die Besitzer sind Deutsche, die Spiele sind attraktiv", sinnierte Champagne.

Er sei aber dagegen, "dass der Fußball im Endeffekt aus einer geschlossenen Gesellschaft von 20 europäischen Vereinen besteht und die FIFA - wie im Basketball die FIBA - an Einfluss verliert. Im deutschen Grundgesetz steht ein wunderbarer Satz: Eigentum verpflichtet. Der sollte auch konsequent auf den Fußball übertragen werden."

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