"Wenn ihr kickt, bringen wir euch um"

SID
Geleitschutz der anderen Art: Nocerinas Ultras "verabschieden" ihr Team
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In Italien geht ein Drittliga-Spiel in die Historie ein. Die Rückkehr von Javier Zanetti wird wie ein Fest gefeiert und Juves Llorente rechtfertigt sich für seine Abseitsposition. In Spanien wird ein 16-jähriger Debütant gefeiert und Cristiano Ronaldo bleibt der König von Madrid. Arsene Wenger will viele Geschenke kaufen. Dies und mehr von unseren Korrespondenten aus ganz Europa.

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Serie A

Von Oliver Birkner

Schande des Spieltags: Zweifelsohne wird das Drittliga-Derby Salernitana gegen Nocerina (Distanz rund 20 Kilometer) auf Ewigkeit einen Weltrekord behalten: Acht Verletzte beklagten die Gäste in den ersten 20 Minuten, drei Auswechslungen waren bereits nach 60 Sekunden über die Bühne gegangen. In Minute 21 brach der Referee die Partie ab, da bloß noch sechs tapfere Nocerina-Profis auf dem Feld standen.

Nun könnte man von historischem Pech sprechen, wenn die Verletzungen nicht allesamt vorgetäuscht gewesen wären. Präventiv war den Gästefans aus Gründen öffentlicher Sicherheit die Stadionteilnahme untersagt worden, im Vorfeld hatte sich die Rivalität beim ersten Derby seit 25 Jahren immens hochgeschaukelt. Am Morgen vor dem Duell bedrohten 200 Nocerina-Ultras dann "ihr" Team: "Wenn wir nicht ins Stadion dürfen, werdet ihr auch nicht spielen. Wenn ihr kickt, bringen wir euch um."

Wer die Situation in einigen Flecken der Region Campania kennt, weiß, dass die Einschüchterung keiner flapsige Theken-Lappalie gleichkam. Erst kürzlich musste Benevento-Stürmer Felice Evacuo per Video im Netz öffentlich um Vergebung bitten - er hatte die Fans seines Ex-Klubs nach der Partie gegen den Rivalen gegrüßt und erhielt daraufhin Morddrohungen.

So simulierten die eingeschüchterten Profis lieber mal muskuläres Zwicken und die gesamte Führungsriege des Klubs legte kollektiv das Amt nieder. Kurz zuvor ließ der Sportchef ernsthaft noch verlauten: "Da war nichts vorgetäuscht. Aus Zeitgründen konnten wir uns nicht aufwärmen, deshalb die vielen Zerrungen." Aha.

Als Rahmen hatten die Tifosi gar noch ein kleines Flugzeug organisiert, das mit dem Spruchband "Respekt für Nocera und die Ultras" über das Stadion der Farce flog. Am Abend organisierten die Nocerina-Ultras dann ein spontanes Fest über die sozialen Netzwerke: "Alle auf die Piazza zum Feiern - wir haben gewonnen!" Am Abend nach dem absurdesten Kick der Calcio-Geschichte gab es mal wirklich rein gar nichts zu Feiern.

Zentimeter des Spieltags: Abgesehen vom absolut verdienten 3:0-Sieg der Juventus gegen Napoli drehte sich die Diskussion zunächst um den Führungstreffer durch Fernando Llorente. Sky Italia maß eine Abseitsstellung von 21 Zentimetern, was in TV und Netz reichlich anzügliche Kommentare auslöste, bei denen meist XXX-Legende Rocco Siffredi eine Rolle spielte. Llorente wurde die Aussage untergejubelt, da könne er nichts machen, 21 habe er eben im Ruhezustand. Sometimes size does matter. Glücklicherweise gab es andere Geschosse, über die man sportlich reden durfte. Andrea Pirlos famos formidablen Fahrstuhl-Freistoß zum 2:0 und die Rakete von Paul Pogba zum Endstand, obwohl er den Ball nicht gerade fachkundig gestoppt hatte.

Und sonst? Letzte Woche auf der Bank, nun wieder auf dem Platz: Javier Zanettis Einwechslung in der 83. Minute gegen Livorno löste im San Siro einen Jubel aus, als hätte Inter gerade den Scudetto erlangt. Es war der erste Einsatz des ewigen Capitano, seit die Achillessehne des 40-Jährigen vor sechs Monaten und zwölf Tagen gerissen war.

"Es war nicht einfach, sich in meinem Alter nach so einer Verletzung zurückzubeißen", sagte Zanetti mit feuchten Augen - den Pathos nahm man ihm durchaus ab. Die wenigen Minuten nutzte der 40-Jährige sogar noch, um den 2:0-Endstand einzuleiten und das komplette Team eilte zum Argentinier, um ihn für den Treffer zu feiern.

Einige Partien wird man ihn noch bestaunen dürfen, denn nicht umsonst nennt man ihn den "bionischen Mann", Noch-Präsident Massimo Moratti hält ihn für einen Bewohner des Planeten Krypton. "Eine Menge junger Spieler sollten sich ein Beispiel an Zanettis zehn Minuten nehmen", sagte Trainer Walter Mazzarri. Nicht bloß an denen.

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