"Wenn ihr kickt, bringen wir euch um"

SID
Geleitschutz der anderen Art: Nocerinas Ultras "verabschieden" ihr Team
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Primera Division

Von Frank Oschwald

Story des Spieltags: Hach, es sind genau diese herzzerreißenden Geschichten, die den Fußball genau zu dem machen, was er ist. Eine Art männliche Version von "Wie ein einziger Tag", die den biertrinkenden Fan auf der Tribüne mit den Tränen kämpfen lässt. Weit, weit weg von Kommerz und sonstigem Unfug, vielmehr eine Bilderbuch-Story, die Hollywood nicht hätte besser inszenieren können: Beim gänzlich unspektakulären Spiel zwischen Osasuna und Almeria lief die 66. Spielminute, als der erst 16-jährige Jose Garcia zu seinem Pflichtspieldebüt für den Gastgeber kam. Begleitet von stehenden Ovationen und irrem Applaus der heimischen Fans machte das Nachwuchstalent seine ersten Schritte im spanischen Oberhaus.

Obwohl Garcia sämtliche Jugendmannschaften Osasunas durchlaufen hat, sicherlich kein üblicher Empfang für ein derartig junges Talent. Doch fast alle Fans kannten die Geschichte des kleinen Jose Garcia bereits genau. Klar, in Osasuna-Bettwäsche zu schlafen und sich bereits als kleiner Knirps regelmäßig im Stadion blicken zu lassen, gibt Pluspunkte bei den Anhängern. Die übliche Kiste eben.

Doch bei Garcia geht es vielmehr darum, wie er ins Stadion gegangen ist. Eine TV-Show wurde vor knapp sieben Jahren auf den kleinen Jungen aufmerksam. Dieser stand auf seiner Sitzschale, wirbelte sein Shirt mit blankem Oberkörper durch die Luft und grölte mit aggressivem Gesichtsausdruck lauthals Fangesänge. Beim Tor ging's ab auf den Zaun, das Shirt wurde in die Menge gefeuert, sodass jeder Ultra stolz gewesen wäre. Seitdem ist der damals 10-Jährige ein Idol in Osasuna. Am Wochenende feierte genau dieser kleine Junge sein La-Liga-Debüt und erzielte Minuten vor Schluss fast den Ausgleich. Hach...

Schleier des Spieltags: Ja, ja, schon ganz nett, was Kollege Ronaldo da aktuell Woche für Woche so veranstaltet. Hattrick hier, Hattrick da, Weltfußballer hin oder her. In Madrid ist und bleibt er trotz der Bale-Verpflichtung unangefochtener König und die Zeitungen in der Hauptstadt überschlagen sich ob der Genialität des Portugiesen. Doch irgendwie wird man das Gefühl nicht los, dass die gewaltige Offensive die teilweise immensen Probleme in der Defensive verschleiern. 17 Buden kassierten die Hauptstädter in dieser Saison bereits und stehen damit auf einer Stufe mit Aufsteiger Elche und Levante.

Zwar fegte man am Wochenende Real Sociedad mit 5:1 aus dem Stadion und schenkte dem Gast somit 18 Gegentore in den letzten vier Spielen im Bernabeu ein, doch erneut blieb Keeper Diego Lopez nicht ohne Gegentor. Logisch, dass sich die Real-Gegner in den sozialen Netzwerken bereits königlich über die Abwehrprobleme amüsieren. Ein Bild zeigt einen Dinosaurier, der behauptet: "Ja, ich war dabei, als Real Madrid zuletzt zu Null gespielt hat".

Und sonst? Es gibt doch nichts über Trainer, die vor den Kameras genau das sagen, was sie gerade denken. Kein verschwurbeltes Geblubber a la "schade, dass es nicht zum Punkt gereicht hat", "der Gegner war einfach besser" oder sonstigen leeren Worthülsen. Miroslav Djukic, Trainer des FC Valencia, ist genau ein solcher Trainer.

Der kantige Serbe, der im Sommer in der Hafenstadt anheuerte, scheut sich nicht davor, seinem Team in aller Öffentlichkeit ordentlich die Meinung zu geigen. Auch nach dem glücklichen 2:2 vor heimischer Kulisse gegen Valladolid polterte Djukic auf der Pressekonferenz: "Wir spielen zu Hause meistens schlecht. Wenn du keine dicken Cojones hast, hast du im Mestalla keine Chance", philosophierte der Coach. Richtig so! Eier und eine saftige Ansage, Oli Kahn hätte seine helle Freude. Dass das Mestalla mit einem Fassungsvermögen von 53.000 Zuschauern nur zu knapp 65 Prozent besetzt war, kehren wir mal unter den Teppich. Die Aussage zählt. Und die hat gesessen.

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