"Wer ist eigentlich Messi?!"

SID
Nach der Messi-Verletzung zaubern Alexis Sanchez (2.v.l.) und Neymar (r.)
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Primera Division

Von Frank Oschwald

Duo des Spieltags: Es ist schon - sagen wir mal - gewagt, was die chilenische Zeitung "La Cuarta" nach dem 4:1-Sieg von Barca über Valladolid in riesigen Buchstaben auf ihre Titelseite druckte: "Wer ist eigentlich Messi?!". Im Siegesrausch und völlig benebelt von der Leistung von Alexis Sanchez widmete die chilenische Redaktion ihrem Landsmann die komplette Titelseite. Kaum muss König Messi wegen einer Muskelverletzung im Oberschenkel mal knapp drei Wochen die Segel streichen, läuft es bei dem zuletzt gehemmt wirkenden Sanchez wie am Schnürchen: Zwei Buden und eine Vorlage hatte der Chilene am Ende auf dem Konto.

Doch auch in den brasilianischen Redaktionen wird Samba getanzt. Messi weg, endlich kann unser Neymar zeigen, was er tatsächlich auf dem Kasten hat. Der Brasilianer wurde von Coach Tata Martino auf die Messi-Position gesetzt und brillierte dort wie bislang selten im Barca-Trikot. Doch von Wachablösung ist trotz der euphorisierten Südamerika-Fraktion (minus Argentinien) nach dem achten Ligasieg in Folge weit und breit nichts zu sehen. Mit einem Sack voll Demut und einem frisch aufgewärmten Repertoire an Phrasen ("Messi fehlt immer", "diese Position ist für den Besten der Welt bestimmt, Messi", "der Trainer entscheidet...") stellten sich die Beiden nach dem Spiel vor die Presse. Messi lobhudeln. Hofknicks. Und ab in den Bus.

Team des Spieltags: Apropos Messi. Seit gefühlten 28 Jahren entscheiden der Argentinier und sein königlicher Erzfeind Ronaldo die Torschützenkrone ja unter sich. Nach dem ersten oder zweiten Spieltag kann es zwar mal sein, dass ich da auf Platz eins der Liste mal ein Provinzstürmer nach einem Doppelpack gegen Almeria verirrt, doch spätestens nach fünf Spielen hatte sich das Feld eigentlich immer geordnet. Eigentlich. Denn auf Platz eins thront aktuell Atleticos Diego Costa mit zehn Treffern nach acht Spielen. Der ist beim besten Willen kein Provinzstürmer, stört jedoch in unerhörter Manier die Messi-Ronaldo-Show.

Gegen Celta Vigo traf der Stürmer erneut doppelt und knipste somit in fünf Spielen in Folge. Das schaffte bei Atletico zuletzt Diego Forlan, der in der Saison 2008/2009 sowohl Torschützenkönig der Primera Division als auch den Golden Boot der UEFA absahnte. Auch dank Costa, der aufgrund der doppelten Staatsbürgerschaft bald für Spanien auflaufen könnte, können die Rojiblanco also weiterhin mit Barca Schritt halten: acht Spiele, acht Siege, die weiß rot gestreifte Weste von Atletico bleibt rein.

Während man bei den Königlichen auf den Einbruch des Nachbarn wartet, treten diese die spanischen Verhältnisse jede Woche aufs Neue mit Füßen. Auch der Vater des Erfolges Diego Simeone denkt gar nicht daran, auf die Euphoriebremse zu treten. "Das war vermutlich die beste erste Halbzeit in meiner Zeit als Atletico-Coach. Wir haben das Spiel dominiert und immer Druck auf den Gegner ausgeübt. Das war eine fast perfekte Halbzeit", so Simeone. Richtig so. Her mit der Euphorie. Auch Vigo-Coach Luis Enrique pflichtet bei: "Atletico ist brutal gefährlich. Klar, die Liga ist noch lange, aber wenn sie so weiterspielen, wäre es absurd zu denken, dass sie kein Kandidat für die Meisterschaft sind."

Und sonst?: Wenn die Königlichen gegen Barcelona spielen, solltest du dich als Real-Präsi sehen lassen. Völlig logisch. Und wenn's ein Finale ist sowieso. Ist ja auch eigentlich immer ein Spektakel, wenn sich beide Teams messen. Wenn das Ergebnis 83:79 statt 3:1 lautet und es sich um Basketball statt Fußball handelt, ist es auch noch zu verkraften. Blöd wird es dann nur, wenn das so geliebte Fußballteam gleichzeitig zur Tat schreitet. So geschehen am Samstagabend.

Während sich Real in Levante zu einem 3:2-Sieg stümperte, litt Florentino Perez beim Basketball-Clasico auf der Tribüne. Ringsum den Präsidenten herrschte VIP-gemäß Ruhe. Nur Perez rutschte unruhig auf seinem Sitz hin und her, checkte alle zwei Minuten via Handy das Ergebnis der Fußballer und rutschte anschließend noch unruhiger hin und her. Backen aufpusten, Handy raus, Brille nach oben schieben, Augenbrauen hoch, oh, oh. Erst als Ronaldo Nanosekunden vor Schluss das Siegtor erzielte, erhellte sich die Miene von Perez. Er riss die Arme hoch und strahlte wie ein Kindergartenkind mit Lolly. Ach ja, Real gewann ganz nebenbei den Basketball-Clasico. Aber haste ja gesehen, Florentino. Glückwunsch.

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