Der Mann mit der Todeskralle

SID
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Serie A

Von Oliver Birkner

Mathematik des Spieltags: Vor dem 187. Turiner Derby hatte FC-Trainer Giampiero Ventura viel zu erzählen. "Juve? Wenn ich gegen Tyson antrete, fordere ich ihn ja besser zum Dame-Spielen heraus und vermeide das Boxen", etwa. Oder über "Apache" Carlos Tevez: "In den Filmen, die ich gesehen habe, gewinnen die Apachen fast immer - es sei denn, die Regierung steckte sie in ein Reservat." In jedem Falle träumte der Toro-Trainer von einem Nachmittag, von dem die Tifosi lange erzählen würden "Ich war dabei!" Viel zu erzählen hatten sie nach dem 0:1 nicht, denn man blieb seit 18 Jahren ohne Derby-Sieg und elf Jahre ohne eigenen Treffer (0:15 Tore). Und der Apache avancierte zu einem der entscheidenden Figuren: Den Abpraller seines Latten-Treffers aus klarer Abseits-Position beförderte Paul Pogba zum Tor des Tages ins Netz. Auf dem Platz sehr enttäuschend, entflammte sich die Partie so erst nach Spielende. "Es ist zermürbend wegen eines irregulären Tores zu verlieren", zürnte Ventura und erinnerte an vergangenen Mittwoch, als Chievo ein glasklarer Treffer im Duell mit Juve fälschlich wegen Abseits aberkannt worden war.

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"Einige Klubs genießen eben eine komfortablere Lobby." Er vergaß dabei nicht nur die Juve-Überlegenheit zu erwähnen, sondern auch die rüde Attacke von Ciro Immobile gegen Tevez' Knöchel in Hälfte eins, die eigentlich mit Rot hätte bestraft werden müssen. "Na klar, wir gewinnen immer mit Referee-Hilfe, deshalb leuchtet mein Knöchel auch so bunt. Er hat ihn mir fast gebrochen und sah bloß Gelb", twitterte Tevez und präsentierte parallel Beweisfotos. Antonio Conte gab das Abseits zu, erinnerte jedoch: "Die Handschuhe von Buffon müssen heute nicht gewaschen werden. Wir haben 70 Minuten eindeutig dominiert."

Prompt sinnierte die offizielle Torino-Seite: "Komisch, dass die Statistik lediglich 52 Prozent Juve-Ballbesitz bilanziert. Conte war in der Schule sicher besser in Italienisch als in Mathe." Da ließ sich die Juventus-Homepage nicht lumpen: "Es stimmt, Mathe ist nicht unsere Stärke. Doch bis 0 Toro-Schüsse direkt aufs Tor schaffen wir das Zählen noch."

Elfmeter des Spieltags: Es war kein leichter Tag für die Schiedsrichter, die es im neuen Regel-Dschungel auch nicht immer einfach haben. Dafür standen exemplarisch die über drei Minuten Wirrwarr bei Atalanta gegen Udinese. Bergamo führte 1:0, da wurde Danilo im Sechzehner gelegt - Elfmeter für Udine. Antonio di Natale stand bereit, als der Linienrichter 70 Sekunden später seinen Referee rief. Drei Minuten und 20 Sekunden nach dem Elferpfiff nahm der Schiedsrichter den Elfer dann wieder zurück. Eine verzwickte Konstellation.

Danilo hatte bei einem Freistoß im Abseits gestanden, hätte den Ball jedoch nie erreicht - also unbeteiligt an der Spielsituation und kein Abseits. Während die Flanke weiter flog, wurde er deutlich gefoult. War Danilo laut Regel zuvor unbeteiligt, konnte man ihm nun das Foul an ihm als "aktive Beteiligung" ankreiden? Zur Sicherheit entschied der Linienrichter mal auf Ja, hinterher gestand das Referee-Gespann allerdings, dass die Statuten in diesem Fall keine eindeutige Lösung vorgeben würden.

"Schiedsrichter sind heilig für mich. Aber nach fast dreieinhalb Minuten einen Strafstoß wieder zurückzunehmen, habe ich noch nie erlebt. Keine Ahnung, ob das genau so gelaufen wäre, hätten Balotelli oder Totti schon am Punkt gestanden", sagte Udine-Trainer Francesco Guidolin. Fakt bleibt, dass manche Regel mehr Unsicher- als Klarheit schafft.

Und sonst? Für Amüsement sorgten die beiden römischen Klubs am Sonntag. Die Roma erlegte Bologna 5:0 und startete zum ersten Mal in ihrer Geschichte mit sechs Saisonsiegen (den Serie-A-Rekord hält Juventus mit neun Starterfolgen 2005). Zuvor hatte Lazio trotz 2:0-Führung bei Aufsteiger Sassuolo lediglich ein glückliches Remis erreicht und Präsident Claudio Lotito holte mal wieder seinen Klassiker-Kommentar heraus: "In vino veritas, beim Duschen Badedas." Hatte zwar nichts mit dem Kick zu tun, aber immer wieder gut. Lazio-Edeltifosa, Nonne Paola, vergaß beim 2:2 durch Antonio Floro Flores dann kurzzeitig die Christlichkeit und donnerte im TV: "Möge Gott dich mit einem Blitz erschlagen, Floro Flores." Und da sage noch jemand, Nonnen seien langweilig.

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