"Sollte aufhören zu glauben, er sei Ronaldinho"

Von Fabian Herbers
Georgios Samaras (l.) ist Publikumsliebling in Glasgow - aber nicht nur wegen seiner Matte
© getty

Georgios Samaras sieht nicht unbedingt wie ein typischer Fußballer aus, doch der Grieche ist bei Celtic Glasgow eine wahre Koryphäe. Nachdem die Liga durch den Wegfall der Rangers nicht mehr reizt, will Celtic nun international auftrumpfen. Im Testspiel gegen den FC Liverpool (Sa., 18 Uhr im LIVE-STREAM FOR FREE bei SPOX) kann Samaras mit Celtic ein erstes Ausrufezeichen setzen.

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Freitag, 22. Juni 2012: Spätestens jetzt ist Georgios Samaras ganz Fußball-Deutschland bekannt. Soeben hat der langhaarige Grieche gegen Deutschland im Viertelfinale der EM zum 1:1-Ausgleich getroffen. Zwar kam Deutschland nach einem 4:2 noch ins Halbfinale, doch Samaras brannte sich in die Köpfe ein, und sei es nur wegen seinem schulterlangen Haar und seinem Bart. Vom Aussehen ähnelt er eher Criss Angel in "MTV's Mindfreak" als einem Fußballprofi.

Als Jugendlicher ging Samaras zum SC Heerenveen und debütierte 2002 im Profifußball, mit 22 Jahren folgte der Wechsel zu Manchester City und der Durchbruch zum internationalen Star. Der Stürmer galt damals als talentiert, aber auch als zu ballverliebt. "Er ist ein guter Spieler, aber er sollte aufhören zu glauben, er sei Ronaldinho", sagte sein ehemaliger City-Coach Sven-Göran Eriksson.

Engagement in Schottland

Dabei wollte Samaras nur Tore schießen. Eben ein wahrer Vollblutstürmer. Nur setzte er, laut der Kritik von Eriksson, seine Qualitäten falsch ein. Mit einer Körpergröße von 1,93 Metern ist Samaras ein robuster, kopfballstarker Spieler. Doch der Grieche versuchte sich gerne im Eins gegen Eins und brachte mit einigen Verdribblern seinen Coach zur Verzweiflung. Die Bank drohte.

Samaras bekam bei City nicht genug Spielzeit und forcierte einen Wechsel zu Celtic Glasgow, um für die EM 2008 nominiert zu werden. Er wurde zunächst für ein halbes Jahr ausgeliehen - doch zu den Citizens kehrte er danach nicht wieder zurück.

Das Engagement in Schottland war für Georgios Samaras die Chance, die er gebraucht hatte. Nach sechs Monaten Arbeit, Schweiß und Mühe erspielte er sich bei den "Bhoys" einen langfristigen Vertrag.

Vom Buhmann zum Liebling

Heute ist Samaras ein unangefochtener Leader im Team und eines der bekanntesten Gesichter der schottischen Liga. "Sprichst du mit deutschen Fans über Celtic, kennen die keinen einzigen Spieler aus dem Kader, außer Samaras", weiß auch Andreas Hinkel, der gemeinsam mit dem Griechen bei Celtic spielte, über dessen Bekanntheit.

Seit er in Schottland spielt, hat Samaras verstanden, was zu einem guten Fußballer gehört. Die Lustlosigkeit beim Verteidigen gehört der Vergangenheit an. Außerdem pflegt er ein gutes Verhältnis zu den Fans. Die Star-Allüren, die seinen Trainer bei Manchester City noch zur Verzweiflung brachten, hat Samaras mittlerweile abgelegt.

Bei Celtic ist er einfach nur George. George der Stürmer, der Anführer. Sein Trainer Neil Lennon weiß genau, was er an Samaras hat. "Sein Ansehen in Europa ist in den letzten 18 Monaten stark gestiegen. Er hat nun einen großen Namen und das liebt er. Es ist einfach toll, ihm hier bei Celtic zuzuschauen. Von einem Buhmann wurde er zum Spieler des Jahres von den Fans gewählt und das erhöht sein Glaube an sich selbst", so der Celtic-Trainer.

"Schnell wie der Wind"

Durch seine vielfältige Art und Weise, die Position des Stürmers zu spielen, ist es sehr schwer, Samaras zu verteidigen, denn Größe und Schnelligkeit verbinden nicht viele Stürmer. "Wenn man 1,93 Meter groß ist und dann auch noch so schnell wie der Wind, dann sind das die Attribute, die ein guter Spieler braucht", weiß Lennon über seinen Stürmer zu sagen.

Als Samaras damals bei City keine aussichtsreiche Chance im Sturm sah, probierte Eriksson Samaras im linken Mittelfeld aus. Der reagierte prompt in den Medien: "Ich bin kein linker Mittelfeldspieler. Ich bin ein Stürmer und da will ich auch spielen." Doch nach seinem Wechsel zu Celtic akzeptierte er die unbequeme Rolle plötzlich. In Schottland lernte der Grieche so das vielleicht wichtigste Attribut, was ihn heute ausmacht: Er wurde zum Teamplayer.

Respekt im Umfeld

"Er ist nun zu einem Leader geworden. Eigentlich ist er ein sehr ruhiger Junge abseits des Fußballs, aber in der Umkleide hat er den Respekt von seinen Mitspielern", so Lennon weiter. Während Eriksson Samaras drohte, ihn erst wieder spielen zu lassen, wenn er das Dribbeln lässt, kann sich Lennon in Glasgow auf ihn verlassen. Er erlaubt ihm seine langen Dribbel-Läufe über den Platz. Davon lebt der Grieche. Es tut ihm gut, wenn man ihn manchmal einfach machen lässt.

Bei Celtic Glasgow geht Samaras nun in seine siebte Saison und will in dieser Saison international den nächsten Schritt gehen. Da kommt der Test gegen den FC Liverpool gerade recht, um die internationale Klasse, in die Georgis Samaras in den letzten Jahren aufgestiegen ist, unter Beweis zu stellen.

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Georgios Samaras im Steckbrief