Brasilien: Belastungstest auf allen Ebenen

Von Adrian Bohrdt
Auf Neymar ruhen wie so oft die Hoffnungen einer ganzen Nation
© getty

Mit dem Testspiel gegen England am Sonntag beginnt für Brasilien die Vorbereitung auf die Generalprobe für die Heim-Weltmeisterschaft 2014. Es folgt ein Testspiel gegen Frankreich, ehe am 15. Juni der Confederations Cup beginnt.

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Während in England Diskussionen um die Taktik geführt werden, steht Brasilien im neu eröffneten Maracana-Stadion unter Siegzwang. Vor allem gilt es, die vielen Kritiker ruhigzustellen.

Lange Zeit war unklar, ob das Duell mit England überhaupt stattfinden würde. Die Richterin Adriana Costa dos Santos hatte die Partie zunächst aus Sicherheitsgründen untersagt. Begründet wurde das Urteil damit, dass im Stadion noch Bauschutt herumliege, der von gewalttätigen Fans für Ausschreitungen benutzt werden könnte.

Diese Blamage ersparte dann wenige Stunden später die diensthabende Richterin Gracia Cristina Moreira Rosenkranz dem WM-Gastgeber, nachdem die Regierung des Bundesstaates Rio de Janeiro einen Bericht vorgelegt hatte, wonach die Sicherheit beim Spiel gewährleistet werden könne.

"Für Brasilien geht es um viel"

Nach dem organisatorischen Belastungstest für Verantwortliche und die Öffentlichkeit kann nun also auch der sportliche Test stattfinden. Und in dem steht das Team von Trainer Luiz Felipe Scolari unter enormen Druck. Brasiliens Mittelfeldspieler Oscar bringt die Bedeutung auf den Punkt: "Im Maracana gegen England zu spielen ist etwas Besonderes. Für Brasilien geht es um viel und es ist für uns mehr als ein Freundschaftsspiel."

Mit von der Partie wird dann auch Superstar Neymar sein. Der 21-Jährige, dessen Wechsel zum FC Barcelona am vergangenen Wochenende bekannt geworden war, wird erst nach dem Spiel zu seiner Vorstellung nach Spanien reisen. "Er wird versuchen, der Welt etwas Besonderes zu zeigen. Es ist auch für uns eine tolle Gelegenheit und wir wollen gegen England zeigen, was wir können", versprach Oscar.

Wichtig sei es, die Zuschauer hinter sich zu bekommen: "Scolari bereitet das Spiel sehr genau vor. Er macht beinahe ein Pflichtspiel daraus. Brasilien muss sein Bild verbessern und England ist ein besonderer Test." Dass dabei die Bayernspieler Luiz Gustavo und Dante, die für ihre Nominierung zum Confed-Cup das DFB-Pokalfinale absagen mussten, eine Rolle spielen, erscheint fraglich: Beide trafen erst am Freitag ein.

England mit Ausfällen im Sturm

Die Engländer haben derweil in der Offensive mit personellen Problemen anderer Art zu kämpfen. Der vor dem fixen Wechsel vom FC Liverpool zu West Ham United stehende Andy Carroll (Fußverletzung) fällt genauso aus wie Daniel Sturridge. Der 23-Jährige hatte sich beim 1:1 im Test gegen Irland am Mittwoch eine Knöchelverletzung zugezogen.

Darüber hinaus dominieren auf der Insel nach dem Remis gegen die Iren Diskussionen um Trainer und Taktik die Schlagzeilen. So kritisierte Ex-Nationalmannschaftskapitän Gary Lineker Nationaltrainer Roy Hodgson für seine 4-4-2-Aufstellung gegen Irland und bezeichnete sie via Twitter als einen "Rückschritt in graue Vorzeit". Er befürchte, Brasilien würde England "verprügeln". Hodgson antwortete bei der "BBC" trocken: "Das ist ja schade. Ich fand, wir haben gut gespielt."

Zumindest etwas Vorfreude ist aber auch auf der Insel festzustellen, wie Mittelfeldspieler Frank Lampard klar stellte: "Wenn wir dort ein gutes Ergebnis erzielen, wäre es fantastisch für die Jungs und ihr Selbstvertrauen für die kommenden Quali-Spiele."

Die voraussichtlichen Aufstellungen:

Brasilien: Cesar - Marcelo, Luiz, Thiago Silva, Alves - Moura, Paulinho, Ramires - Damiao, Hulk, Neymar

England: Hart - Cole, Lescott, Jones, Johnson - Milner, Lampard, Carrick - Welbeck, Rooney, Walcott

Südamerika-Qualifikation für die WM 2014