Ein Wolfsburg-Flop als Erfolgsgarant

Von Jochen Rabe
In der Bundesliga ein Flop, in Belgien top: Dieumerci Mbokani
© Getty

Premier League, Primera Division, Serie A - Europas Topligen stehen in der Sportberichterstattung fast täglich im Fokus. Weniger Beachtung hierzulande findet der Fußball aus anderen Ländern. SPOX hat sich in Europa umgesehen und zieht ein Hinrundenfazit einiger ausgewählter Ligen. Heute: Belgien, Niederlande und Frankreich.

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Belgien: Pro League

Die Hinrunde kompakt: Der RSC Anderlecht - und dann lange nichts. So hart es klingt, aber so muss man den bisherigen Verlauf der belgischen Liga zusammenfassen. Der amtierende Meister erzielte in den ersten 22 Spielen die meisten Tore (52), kassierte die wenigsten Gegentore (20) und hat mittlerweile ein Polster von acht Zählern auf den ersten Verfolger. Alles deutet darauf hin, dass Anderlecht seinen Titel in den Playoffs auch mit dem neuen Coach John van den Brom verteidigen wird.

Der beste Torschütze des Tabellenführers ist dabei ein in der Bundesliga bekanntes Gesicht: Der einstige Wolfsburg-Flop Dieumerci Mbokani. In der Bundesliga beim VfL Wolfsburg vor zwei Jahren noch grandios gescheitert, sticht der Kongolese in dieser Saison so richtig. In 23 Pflichtspielen erzielte er 21 Tore und ist somit einer der Garanten für den Durchmarsch des RSC. An der Spitze der Torjägerliste steht jedoch ein anderer: Carlos Bacca vom FC Brügge knipste in 17 Spielen 17 Mal.

Abgeschlagen Tabellenletzter ist Cercle Brügge. Der Vorjahressiebte fuhr erst drei Siege ein und hat bereits vier Zähler Rückstand auf das rettende Ufer. Gut für die "Kleinen" aus Brügge, dass auch das Schlusslicht in Belgien in die Relegation darf...

Blog: Der Playoff-Modus im belgischen Fußball

Die beiden Aufsteiger Sporting Charleroi und Waasland-Beveren schlagen sich derweil beachtlich: Beide haben sich vorentscheidend von den Abstiegsplätzen abgesetzt.

Positive Überraschung: SV Zulte-Waregem. Gerade so sprang der Klub, der seine Heimspiele im Regenboogstadion austrägt, in der Vorsaison als 13. dem Abstieg von der Schippe. Sowieso hat man sich nach dem sensationellen Pokalsieg 2006 an das Mittelmaß gewöhnt. Seitdem der mittlerweile 55-jährige Francky Dury den Klub vor ziemlich genau einem Jahr bereits zum dritten Mal übernommen hat, läuft es aber wieder rund.

Und zwar so richtig: Seit Mitte Oktober ist der Klub ohne Niederlage, holte sieben Siege und vier Unentschieden aus den letzten elf Ligaspielen und stürmte auf Tabellenplatz zwei. Die Teilnahme an den Meisterschafts-Playoffs ist mit 13 Punkten Vorsprung auf den siebten Platz beinahe schon sicher. Der Vizemeister-Titel wäre in der Liga der größte Erfolg der Vereinsgeschichte. Da verzeihen die Fans dem Team auch die bittere 0:5-Klatsche im Hinspiel des Pokal-Viertelfinals gegen Genk.

Negative Überraschung: KAA Gent. Im Vorjahr noch in den Playoffs auf Platz vier abgeschnitten, läuft es bei den Buffalos in dieser Saison gar nicht. Nach einem durchwachsenen Start wurde der norwegische Trainer Trond Sollied entlassen. Nachfolger Bob Peeters übernahm Anfang November - und ist noch unerfolgreicher als sein Vorgänger. Seitdem der 38-Jährige das Team übernommen hat, wurde kein einziger Sieg mehr eingefahren. Bereits seit zehn Spielen wartet Gent auf ein Erfolgserlebnis.

Wie sehr bei den Blau-Weißen die Nerven blank liegen, zeigte zudem eine Aktion von Ilombe Mboyo. Als der bisherige Kapitän Anfang Dezember im Ligaspiel gegen Waasland-Beveren einen Elfmeter vergab, verlor er die Nerven und legte sich lautstark mit den Fans an. Im Nachhinein zeigte sich der Kongolese reumütig: "Ich hätte mich nicht so verhalten sollen. Deswegen werde ich nicht länger die Kapitänsbinde tragen", so Mboyo.

Player to watch: Einer der Leistungsträger beim Überraschungsteam Zulte-Waregem ist der 19-jährige Thorgan Hazard. Der jüngere Bruder des Millionen-Transfers Eden steht eigentlich ebenfalls beim FC Chelsea unter Vertrag und ist bis Sommer in die belgische Liga ausgeliehen.

Wie sein Bruder wirbelt er über die linke Außenbahn oder im zentralen offensiven Mittelfeld. Mit seinen Tempodribblings und seinem Auge für die Mitspieler zeigt er, dass die Blues ihn nicht nur unter Vertrag genommen haben, um Eden Gesellschaft zu leisten, sondern dass er ein Versprechen für die Zukunft ist.

Das internationale Abschneiden: Fast die gesamte belgische Delegation kommt nicht europäisch durch den Winter. Dabei begann die internationale Saison speziell für Meister Anderlecht eigentlich vielversprechend. Nachdem sich der RSC in der Champions-Quali gegen Ekranas und Limassol durchgesetzt hatte, wurde man mit Milan, Malaga und Zenit in eine zumindest machbare Gruppe gelost - und konnte im Mailänder Giuseppe Meazza mit einem 0:0 einen Achtungserfolg erzielen. Letztlich reichte es für Anderlecht aber nicht, mit fünf Punkten wurde der belgische Meister Gruppenletzter und schied aus.

Ebenfalls in der Gruppenphase - aber in der Europa League - scheiterte der FC Brügge. Das Team von Juan Garrido war gegen Bordeaux, Newcastle und Maritimo chancenlos und schied deutlich aus. Gar nicht erst soweit kam Gent. Der KAA flog bereits in der EL-Quali gegen den ungarischen FC Videoton raus.

Mit dem KRC Genk kann nur ein belgisches Team im europäischen Wettbewerb überwintern. Und wie: Ein so starkes Abschneiden hätte den Blau-Weißen wohl kaum einer zugetraut. Immerhin waren unter anderem die Champions-League-erfahrenen FC Basel und Sporting Lissabon in der Europa-League-Gruppe des dreimaligen belgischen Meisters. Überraschend souverän gewann der KRC die Gruppe und qualifizierte sich für das Sechzehntelfinale - wo man auf den VfB Stuttgart treffen wird.

Niederlande: PSV bombt sich an die Spitze

Frankreich: Zlatan als X-Faktor für den Titel