Schock über Gewalttat hält an

SID
Bei den Profivereinen wird es am kommenden Spieltag eine Schweigeminute geben
© Getty

Der Schock in den Niederlanden sitzt tief: Die tödliche Attacke auf den Linienrichter beschäftigt nicht nur Fußballfans, sondern auch die Politik. Die Ermittlungen gehen inzwischen weiter.

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Nach dem gewaltsamen Tod eines ehrenamtlichen Linienrichters wollen Vereine und Verbände an diesem Wochenende ein Zeichen gegen Aggression und Gewalt setzen. Die drei mutmaßlichen Täter bleiben vorerst in Haft. Ein Haftrichter in Lelystad verlängerte am Donnerstag ihre Untersuchungshaft um 14 Tage.

Die Staatsanwaltschaft beschuldigt die 15- und 16-Jährigen des Totschlags. Sie sollen am vergangenen Sonntag in Almere bei Amsterdam einen Linienrichter so schwer misshandelt haben, dass er starb. Die Attacke hatte auch international Entsetzen ausgelöst.

Weitere Festnahmen nicht ausgeschlossen

Die drei mutmaßlichen Täter dürfen bis zum Freitag nur mit ihren Verteidigern Kontakt haben, bestimmte der Richter. Die Ermittlungen seien noch im vollen Gange, erklärte die Staatsanwaltschaft. "Wir schließen weitere Festnahmen nicht aus", sagte eine Sprecherin im niederländischen Radio.

Augenzeugen hatten Medien gegenüber erklärt, dass mindestens fünf Jugendliche an der Attacke beteiligt waren. Der Verein des getöteten Linienrichters gab an, Fotos von dem Vorfall zu haben.

"Es ist an der Zeit, ein Zeichen zu setzen"

Der niederländische Fußballbund KNVB hatte für das Wochenende alle Amateurspiele abgesagt. Vor den Spielen der Profivereine soll es eine Schweigeminute geben. Das sei zu wenig, kritisierte der Trainer von Feyenoord Rotterdam, Ronald Koeman, im niederländischen Radio. Der KNVB hätte alle Spiele absagen müssen. "Es gibt ein großes gesellschaftliches Problem mit der Erziehung der heutigen Jugend. Es ist an der Zeit, ein Zeichen zu setzen."

Zahlreiche Amateurclubs wollen an diesem Wochenende mit Jugendspielern und Eltern über Gewalt und Aggression Gespräche führen. Andere kündigten an, die Clubhäuser völlig zu schließen. Der KNVB rief die Vereine zu einer breiten Debatte über das Problem der zunehmenden Aggression auf.

Famile dankbar für weltweite Anteilnahme

Die Familie des Opfers "ist tief gerührt über die weltweite Anteilnahme", teilte sein Verein Buitenboys mit. "Für die Familie ist dies eine große Unterstützung". Angehörige und der Verein werden am Sonntag einen Schweigemarsch in der Stadt bei Amsterdam organisieren. "Damit will die Familie dem Tod von Richard gedenken und ein deutliches Signal setzen, dass es ohne Respekt keinen Fußball geben kann."

Der Verein der drei Verdächtigen will erst in der nächsten Woche das Training wieder aufnehmen. "Nun herrschen Trauer und Entsetzen", sagte der stellvertretende Vorsitzende von Nieuw Sloten, Wim Snoek, der Nachrichtenagentur ANP. Der Club hatte die drei Jugendlichen direkt nach dem Vorfall ausgeschlossen und die ganze Mannschaft aus dem Wettbewerb genommen.