Strukturen verbessern statt Maradona holen

Von Constantin Eckner
Bernd Stange hätte das Geld lieber in den Nachwuchs und die Trainerausbildung investiert
© Getty

Der ehemalige irakische Nationaltrainer Bernd Stange äußerte sich im "Tagesspiegel" zu einem möglichen Engagement von Diego Maradona im Irak. Zuletzt soll es intensive Verhandlungen zwischen dem Verband und dem früheren Weltklassespieler gegeben haben.

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Derzeit spielt die irakische Nationalmannschaft in der zweiten Gruppenphase der WM-Qualifikation in Asien um die Teilnahme am Turnier in Brasilien. Nach durchwachsenen Leistungen trat der Brasilianer Zico als Nationaltrainer zurück und nun ist Diego Maradona im Gespräch.

Bernd Stange hält die Verpflichtung für realistisch."Das Land zählt inzwischen zu den reichsten im Nahen Osten. Im Irak ist alles möglich. Durch die vielen Ölmillionen ist man dort in der Lage, so gut wie jeden Namen zu verpflichten. Das hatte sich schon bei Zico gezeigt", so der 64-Jährige, der zwischen 2002 und 2004 das Team des Irak trainierte.

"So ein Mann kommt nicht für umsonst"

Stange glaubt daran, dass die Verantwortlichen nichts unversucht lassen, um die WM-Qualifikation zu erreichen. Auch Maradona müsse sich an diesen Erwartungen messen lassen. Die Verpflichtung des Weltstars könnte aber auch positive Auswirkungen haben. Derzeit trägt der 97. der FIFA-Weltrangliste seine Heimspiele in Katar aus. "Vielleicht erhoffen sich die Verantwortlichen mit der Unterstützung Maradonas, bald wieder in Bagdad spielen zu können", mutmaßt Stange.

Nach Stanges Meinung sollte der irakische Verband sein Geld trotzdem anderweitig investierten: "So ein Mann kommt natürlich nicht für umsonst. Man hätte das Geld lieber in den Nachwuchs und die Trainerausbildung investieren sollen. Da wäre es besser angelegt gewesen."

Situation im Irak hat sich geändert

Der deutsche Trainer blickt selbst mit gemischten Gefühlen an seine Zeit im Irak zurück: "Da gab es viele positive Momente. Wir haben die Qualifikation für Olympia in Athen geschafft und wurden dort Vierter. Leider musste ich mein Amt dann niederlegen. Es gab es viele Entführungen und Geiselnahmen, angeblich stand mein Name ganz oben auf der Liste.

Das Auswärtige Amt riet mir von einer Rückkehr in den Irak ab. Damals herrschte noch eine ganz andere Situation im Land", erklärt Stange.

"Die Irakis sind verrückt nach Fußball, die Begeisterung ist unglaublich groß. Die Liga ist inzwischen solide organisiert und es gibt einen regelmäßigen Spielbetrieb mit 18 Mannschaften. Die Strukturen wachsen stetig, aber es gibt noch viel zu verbessern. Deshalb finde ich eine mögliche Verpflichtung Maradonas auch nicht glücklich."

Bernd Stange im Steckbrief