Big Andy aus der Tonne

SID
Andy "Big Andy" Carroll ist auferstanden - aus der Tonne
© Getty

Die Sitzprobe des Harry Redknapp als Three-Lions-Coach geht völlig in die Hose. Andy Carroll lebt wohl nach einem neuen Motto: Kriech raus, wenn du in der Tonne liegst! In Spanien gibt es purzelnde Rekorde, tanzende Spieler und blockende Trainer zu bewundern.

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Premier League

von Raphael Honigstein

Sitzprobe auf Britisch: Harry Redknapp durfte am Sonntag schon mal auf der England-Bank Probe sitzen, denn seinen Spurs war vor dem Halbfinale gegen Chelsea im Nationalstadion die Heimkabine und Heimbank zugeteilt worden. Der Verband dürfte nun keine Zweifel mehr haben: Redknapp stand in der zweiten Hälfte so unfähig und verzweifelt wie ein waschechter "Drei Löwen"-Coach an der Seitenlinie. "When Harry met Wembley", titelte die "Sun" nach dem 5:1-Sieg der Blauen, bei dem Tottenhams Zusammenbruch nach der Pause nur zum Teil mit Juan Matas "Wembleytor" zum 2:0 erklärt werden konnte. Referee Martin Atkinson gab den Treffer, obwohl der Ball nie und nimmer über der Linie war, und gab so der Debatte über die Torkamera neuen Anschub. Atkinson war auch beim Anschlusstreffer von Gareth Bale der Buhmann, obwohl er dieses Mal richtig lag. Atkinson hatte nach einem Notbremsen-Foul von Petr Cech an Adebayor weiterspielen lassen, weil Bale der Ball vor dem leeren Tor vor die Füße fiel; weil Cech keine offensichtliche Torgelegenheit zunichte gemacht hatte, kam der Torhüter ohne Rote Karte davon. "Ich hätte lieber den Elfmeter und eine Rote gehabt", sagte Redknapp, der Regeln offensichtlich unkundig.

Big Andy aus der Tonne: Das Liverpooler-Pokalhalbfinalderby am Samstag war eher zähe Kost. Everton mauerte sich nach dem Glückstor von Jelavic (Fehler von Carragher) in Richtung Halbfinale, bevor Evertons Distin einen noch größeren Fehler machte und Luis Suarez zum 1:1 einlud. Der späte Siegtreffer gelang dann ausgerechnet dem zuvor fast schon rührend ungefährlichen Andy Carroll. Ob der Pferdeschwanz nicht beim zeitgleich ausgetragenen "Grand National"-Pferderennen besser aufgehoben gewesen wäre, hatten sich die Journalisten auf der Pressetribüne gefragt. Für Kenny Dalglish war der Sieg allerdings ein Zeichen, dass es nach den schwachen Ligaleistungen nun vorwärts geht. "Sie haben uns in die Tonne getreten, sie haben Big Andy in die Tonne getreten", sagte der Schotte so grimmig, dass das Podest im Wembley-Pressezimmer zu vereisen drohte. "Sollen Sie uns ruhig weiter in die Tonne treten. Uns tut es gut." Schau mer mal.

Neuer Überflieger: Schwalbenmeister Ashley Young (siehe Blitzlicher der letzten Woche) glänzte derweil mit einer neuen Flugeinlage. Einen "dramatischen Fall" nannte Sir Alex den professionellen Abtaucher seines Mittelfeldspielers vor den Füßen von Aston-Villa-Verteidiger Ciaran Clark. Rooneys Elfmeter zum 1:0 leitete einen unbeschwerten 4:0-Sieg des Meisters ein. "Ich kenne das eigentlich nicht von ihm", sagte Ferguson über Young. Arsenal-Trainer Arsene Wenger gab darauf überraschend all jenen Recht, die Fremde als Verursacher der Vogelplage vermuten. "Ja, ausländische Spieler haben (die Schwalben) ins englische Spiel gebracht", sagte der Franzose, "aber die englischen Spieler haben schnell gelernt." Ob das als Kompliment zu verstehen war, ließ der Professor offen.

Serie A

von Oliver Birkner

Der tragische Tod von Morosini: Zehntausende nahmen am Sonntag Abschied von Piermario Morosini, der am Samstag auf dem Feld in Pescara verstarb. Ob in dessen Heimatstadt Bergamo, in dessen letzter Wahlheimat Livorno, in Pisa, Florenz oder bei seinen früheren Stationen Udine, Bologna, Reggio Calabria, Padova, Vicenza - die Tifosi pilgerten zu den Stadien und hinterließen Karten, Schals, Fotos oder Blumen. Vicenza und Livorno entschieden, die Nummer 25 des Profis nie mehr zu vergeben. Am späten Montag wird die Autopsie über Morosinis genaue Todesursache Aufschluss bringen.

Das Gros des Calcio begrüßte indes die Maßnahme des Verbandes, alle Partien des Wochenendes abzusagen. Eine überraschend rasche und löbliche Entscheidung des ansonsten zaudernden FIGC-Chefs Giancarlo Abete, der inmitten der eigentlichen Serie-A-Machtspiele oft fragil und überfordert anmutet. Die Show muss eben nicht immer prompt weitergehen. Utopisch allerdings, auf mehr als einen Abend ohne Polemik zu hoffen, denn bereits am Tag nach der Tragödie war der friedliche Konsens schon Geschichte. Man streitet sich seit Sonntag hitzig, ob der ausgefallene Spieltag nun sofort am kommenden Wochenende nachgeholt oder auf den Feiertag am 25. April verschoben wird.

In der ohnehin tief zerstrittenen Lega Serie A fordern Inter, Genua, Chievo und Napoli, am Samstag/Sonntag die 34. Runde auszutragen, am 25. April den abgesagten 33. Spieltag. Dafür plädiert auch das Pay-TV - am Wochenende könnte es so mit dem abendlichen Duell Juventus gegen Roma Quote und Kasse machen, am Mittwoch würde die Spitzenpartie hingegen zeitgleich mit den anderen Begegnungen um 15 Uhr laufen. So machte Trauer flugs der Realpolitik Platz - Inter, Genua und Napoli bekämen es am 34. nämlich mit vermeintlich leichteren Aufgaben als am 33. Spieltag zu tun.

Sollte die Forderung nicht erfüllt werden, droht Inter gar mit einem Zug vor das Verwaltungsgericht. Das sind wahre Probleme, bei denen Morosini kurz mal hinten anstehen muss. "Das ist doch kein Zeitpunkt, um Kriege zu führen", kommentierte Milans Geschäftsführer Adriano Galliani. Und dessen Roma-Pendant Franco Baldini gelang das passende Schlusswort: "Am Ende schaffen wir es immer wieder zu demonstrieren, wer wir sind: Menschen, die selbst in den tragischsten Momenten ins Lächerliche sinken."

Primera Division

von Paula Villamarin Temperan

Der tanzende Cesc: Der FC Barcelona spielt nicht einfach nur den wahrscheinlich besten Fußball auf diesem Planeten, nein, sie haben auch noch ganz andere Tricks und Fähigkeiten auf Lager. Wie die Zwischenüberschrift schon verrät, geht es um den tanzenden Cesc. Bevor Ihr jetzt anfangt zu gähnen und euch denkt, was will der mir von irgendwelchen Tricks erzählen, abwarten. Denn Fabregas, wäre nicht Fabregas, wenn er nur irgendwelche Tricks könnte. Bei einem Freistoß für sein Team aus aussichtsreicher Position stand Cesc mit dem Gesicht zum Torhüter und führte einen Tanz auf, wahrscheinlich um diesen einzuschüchtern, zu verwirren oder ihn zu einem Lachkrampf zu zwingen. Es war eine Mischung aus Balztanz, dem neuseeländischen Haka und dem guten alten Hampelmann. Genutzt hat es alles nicht, denn Kollege Lionel Messi setzte den Freistoß in die Wolken.

Einmal Michael Jordan sein! Jose Ramon Sandoval, seines Zeichens Trainer von Rayo Vallecano, hat sich am Wochenende wohl in der Sportart geirrt. Als der Ex-Bremer-Spielmacher Diego von Atletico Madrid in der eigenen Hälfte einen schnellen Einwurf ausführen wollte, sprang der Coach wie von einer Hummel gestochen dazwischen und blockte den Ball in allerfeinster Basketball-Manier. "Es war ein Instinkt, ich habe mich bei Diego und dem Schiedsrichter entschuldigt. Ich wollte blocken wie Michael Jordan", so der 43-Jährige. Zu guter Letzt bekam auch noch sein Co-Trainer ordentlich was auf die Ohren, denn er war es, der Diego den Ball zugeworfen hat.

Rekorde, Rekorde, Rekorde: Es ist unglaublich, aber wahr. Es gibt zwei Namen im Weltfußball, die diesen so sehr dominieren, wie nie jemand zu vor: Lionel Messi und Cristiano Ronaldo. Die beiden Ausnahme-Könner pulverisieren Rekorde, wie andere ihre Unterwäsche wechseln! Hier die Fakten: Messi egalisierte mit seinem Doppelpack gegen Levante am Wochenende einen alten Rekord vom ehemaligen Stürmerstar Ronaldo. Messi ist der erste Spieler, der es geschafft hat, in zehn Spielen in Serie jeweils zu treffen. Zudem ist er mit jetzt 28 Toren im heimischen Camp Nou der beste "Heimtorjäger" aller Zeiten. Cristiano Ronaldo steht dem in nichts nach. Er ist mit bisher 20 Buden der beste Auswärtstorschütze der Primera-Division-Geschichte. CR7 ist es auch, der als erster Akteur in Spanien in zwei Spielzeiten in Folge 40 oder mehr Tore erzielt hat. Und ganz nebenbei hat er mit sieben Dreierpacks in dieser Saison ebenfalls einen Uralt-Rekord geknackt. Als wenn das nicht alles schon genug wäre - in La Liga stehen noch vier Spiele aus!

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