Insolvenz der Glasgow Rangers bewilligt

SID
In der schottischen Premier League werden den Rangers zehn Zähler abgezogen
© Getty

Der Insolvenzantrag des schottischen Rekordmeisters Glasgow Rangers ist am Dienstag bewilligt worden. Die Rangers wollen mit diesem Schritt den britischen Steuerbehörden zuvorkommen, die Nachzahlungen in Höhe von 49 Millionen Pfund (58,5 Millionen Euro) fordern.

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"Dies ist ein zutiefst trauriges Kapitel in der Geschichte des schottischen Fußballs." Die Kraft der Worte des schottischen Ligachefs Stewart Regan, gesprochen am Dienstag, lässt erahnen, welche Bedeutung die Insolvenz des schottischen Rekordmeisters Glasgow Rangers auf der Insel hat.

Es ist ein Sprengsatz dicht am stolzen schottischen Fußball-Herzen, und so schreitet Regan weiter auf bedeutungsschwangeren Wegen: "Und wir sollten nicht die möglichen Konsequenzen für das Image des gesamten Spiels unterschätzen."

Glasgow-Präsident Craig Whyte hatte die Rangers erst im vergangenen Jahr gekauft und versprochen, den hoch verschuldeten Verein zu sanieren, musste sich aber letztendlich den Forderungen der Steuerbehörde beugen.

Steuernachzahlung von fast 50 Millionen Pfund

Misswirtschaft, ignorante Klubchefs und Schulden in Millionenhöhe - doch die Schuld an der Pleite weisen die Glasgow Rangers zurück. Der schottische Fußball-Rekordmeister schiebt den Schwarzen Peter der britischen Finanzbehörde HMRC zu, die in einem Verfahren Steuernachzahlungen von fast 50 Millionen Pfund verlangt.

"Selbst wenn die Rangers das Verfahren gewinnen, so hat die HMRC klargestellt, dass sie wieder und wieder in Berufung gehen wird", teilte der Verein mit. "Das würde den Klub in Jahre der Unsicherheit stürzen."

Rechnung könnte noch höher werden

Der Schritt zum Insolvenzantrag war laut Besitzer Craig Whyte demnach unvermeidlich. "Die 49 Millionen Pfund sind Steuern und Zinsen. Kommt eine Strafzahlung hinzu, kann sich die Rechnung auf 75 Millionen Pfund erhöhen", sagte der Investor. Dies sei ein schockierender Betrag, der unmöglich zu bezahlen sei.

Zwar ist die Existenz des Klubs nicht akut bedroht, die Zeiten, in die Rangers und Erzrivale Celtic Glasgow die schottische Premier League nach Belieben dominierten, dürften allerdings vorbei sein. Am Dienstag ist das Insolvenzverfahren gegen die Rangers eingeleitet worden, damit verbunden ist auch ein Punktabzug von zehn Zählern. "Eventuell kommt noch eine Transfersperre hinzu", sagte ein Sprecher der schottischen Liga.

Europapokal-Teilnahme in Gefahr

In der Meisterschaft sind die Rangers mit nun 14 Punkten Rückstand auf Celtic zwar noch immer Zweiter, doch die Teilnahme am Europapokal ist dennoch fraglich. Denn kann der Verein dem schottischen Verband bis zum 31. März keine tadellose Etatplanung vorlegen, droht der Ausschluss aus dem internationalen Geschäft für die kommende Saison.

Für Beobachter und Fans war der Insolvenzantrag zwar eine Überraschung, jedoch alles andere als ein Schock. Erste Zweifel wurden im Mai 2011 laut, als Whyte den Klub für den symbolischen Preis von einem Pfund vom Stahlmagnaten David Murray übernahm. Als Whyte im Januar zugab, die zu erwartenden Einnahmen durch der Verkauf von Dauerkarten in den kommenden drei Jahre schon verpfändet zu haben, schrillten überall die Alarmglocken.

"Die Rangers sind auf dem Rücken von Eitelkeiten und Wahnvorstellungen in dieses Debakel geraten", kommentierte die britischen Tageszeitung "The Guardian" die Misere. Als positives Beispiel zog das Blatt ausgerechnet Celtic heran. Als man dort 1994 vor der Pleite stand, habe man es unter dem knallharten Sanierer Fergus McCann verstanden, vernünftig zu wirtschaften.

Celtic baut zwei Millionen Schulden ab

Es passte ins Bild, dass Celtic wenige Stunden vor dem Insolvenzantrag der Rangers vermeldete, dass man die Schulden von neun auf sieben Millionen Euro reduziert habe. "Mit unserem Schuldenstand lässt sich gut wirtschaften", verkündete Vorstandschef Peter Lawwell.

Während die Rangers trotz geringer werdenden Einnahmen kräftig investierten, besann man sich bei Celtic darauf, junge Spieler zu entwickeln und teuer zu verkaufen. Beide Klubs haben dennoch das Problem, dass Anspruch und Tradition eigentlich zu groß für das eigene Land. Gedankenspiele über einen Wechsel in die englische Premier League wurden in der Vergangenheit verworfen. Es hätte wohl das Aus für die schottische Liga und weitere Insolvenzen bedeutet.

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