Triumph aus den Sternen

SID
Zwischen Hoffen und Bangen: Sambias Fans während des Finales
© Getty

Als das Finale des Afrika Cups entschieden und die Sensation real geworden war, sprachen die Beteiligten von einer historischen, ja schier mythischen Dimension. "Ich kann es nicht erklären", sagte Sambias französischer Trainer Herve Renard. "Etwas war in die Sterne geschrieben."

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Der Außenseiter hatte den Favoriten Elfenbeinküste im Elfmeterschießen 8:7 bezwungen - wenige Kilometer von dem Ort entfernt, an dem am schwärzesten Tag des sambischen Fußballs vor 19 Jahren das Nationalteam bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam. Es war Sambias erster Titel bei der Afrikameisterschaft.

Nach 120 Minuten hatte es 0:0 gestanden, auch - und das war die andere Geschichte dieses Endspiels in Gabuns Hauptstadt Libreville - weil der ivorische Superstar Didier Drogba seiner Endspiel-Aversion eine weitere Facette hinzugefügt hatte. 2006 hatten seine Nerven im Elfmeterschießen gegen Ägypten versagt.

Blumen für die Verstorbenen

Diesmal hätte der Stürmer des FC Chelsea bereits in der 70. Minute vom Strafstoßpunkt sein Team erlösen können - doch er schoss weit über das Tor. Später versagten seine Kollegen Kolo Toure von Manchester City und Gervinho vom FC Arsenal, sodass Sambia seine historische Stunde erlebte.

Drei Tage vor dem großen Finale waren sie gemeinsam noch einmal an der Küste gewesen, unweit derer sich die Tragödie 1993 zugetragen hatte. Am Strand legten die Sambier Blumen für die Verstorbenen nieder. In einem emotionalen Moment stemmte am Sonntagabend dann Verbandspräsident Kalusha Bwalya den Pokal in die Höhe, ein Spieler jenes ausgelöschten Teams, der sich nicht an Bord befunden hatte.

"Ein Zeichen des Schicksals"

"In uns wohnte ein Zeichen des Schicksals, eine Kraft. Vielleicht sollte es sein", sagte Trainer Renard. Und Torhüter Kennedy Mweene bestätigte, dass das Flugzeugunglück seit Wochen in den Köpfen der Spieler war: "Es hat uns durch das Turnier getrieben. Wir haben immer daran gedacht."

Nachdem Stophira Sunzu den entscheidenden Elfmeter verwandelt hatte, begann für Sambia ein großes Fest des Triumphes. Zuvor hatte das Team mit dem Senegal und Ghana bereits zwei weitere hoch favorisierte Mannschaften geschlagen.

"Es war eines dieser Spiele. Wir haben gegen große Namen gespielt aber... wir mussten es schaffen", sagte Mweene. "Der Teamgeist und die Brüderlichkeit in der Mannschaft waren der Schlüssel für uns." Tatsächlich hatten die Sambier, deren Spieler ihr Geld fast ausnahmslos bei Klubs in Afrika verdienen, das Spiel gegen die Weltstars von der Elfenbeinküste ausgeglichen gestaltet. Sie spielten flink und temporeich, während die Ivorer verkrampft wirkten.

"Goldene Generation" der Ivorer vor dem Ende

"Wir haben gar nicht schlecht gespielt. Aber Sambia war besser", sagte der ivorische Trainer Francois Zahoui. "Wir hätten nicht erwartet, dass es so ein enges Spiel werden würde." Nun droht der ivorischen "Goldenen Generation" ein Abtritt ohne Meriten.

Die Stars wie Kolo Toure, 30 Jahre, Didier Zokora, 31, und eben der 33-jährige Drogba nähern sich ihrem Karriereende. Zwar findet bereits im Januar 2013 der nächste Afrika-Cup in Südafrika statt, aber fraglich ist, ob die Stars nach diesem erneuten Tiefschlag noch einmal die Kraft für einen weiteren Anlauf haben.

Für ein Jahr sind die Außenseiter aus Sambia die Könige des Kontinents - nach dieser unvergesslichen, mystischen Nacht.

Der Afrika Cup im Überblick

Artikel und Videos zum Thema