Vaterfiguren und Ausgeschraubte

Von Florian Vonholdt
Gestern Bundesliga, heute Ausland: Ujfalusi, Dede, Voronin, Sanogo, Toni und Tremmel
© spox

Zahlreiche Akteure haben die Bundesliga in den vergangenen Jahren Richtung Ausland verlassen. Einige starteten nach ihrem Deutschland-Aufenthalt richtig durch, andere wiederum konnten nicht mehr richtig Fuß fassen. SPOX hat einen Teil jener Spieler unter die Lupe genommen, die im Schatten der Superstars wie Özil, Klose, Dzeko und Co. ihr Glück in der Fremde suchten.

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10 Durchstarter

Thomas Broich (Brisbane Roar)

Galt schon als kommender Nationalspieler, verkündete dies auch selbstbewusst. Doch dann kam der Karriereknick. Nach 87 Bundesligaspielen für Mönchengladbach, Köln und Nürnberg war 2010 bislang Schluss für den heute 30-Jährigen. Broich konnte sich nicht durchsetzen und versuchte einen kompletten Neuanfang in Australien. Mit Erfolg. Gleich im ersten Jahr feierte er mit seinem Klub Brisbane Roar den Meistertitel und wurde zur zentralen Figur im Spiel. In 29 Partien steuerte der Mittelfeldmann fünf Treffer bei. Bei SPOX sprach er kürzlich über seinen Aufschwung: Hier klicken!

Aymen Abdennour (FC Toulouse)

Aymen wer? In der Bundesliga hinterließ der Tunesier während seiner Zeit bei Bremen keinen bleibenden Eindruck. Nur sechs Partien absolvierte der Defensivspezialist in der Saison 2009/2010 für Werder. Danach ging er für ein Jahr zurück in seine Heimat, um seit dieser Spielzeit beim FC Toulouse in Frankreich so richtig aufzublühen. Bei seinen 15 Saison-Einsätzen stand er immer von der ersten bis zur letzten Minute auf dem Platz. Zuletzt zeigte angeblich sogar der FC Arsenal Interesse.

Tomas Ujfalusi (Galatasaray)

Vier Jahre HSV, vier Jahre AC Florenz, drei Jahre Atletico Madrid und nun Galatasaray. Das sind die Stationen des tschechischen Verteidigers, der seit Sommer 2011 in der Türkei seine Zelte aufgeschlagen hat. Wie eigentlich bei all seinen Vereinen genießt der mittlerweile 33-Jährige hohes Ansehen und wurde bereits nach kurzer Zeit mit dem Kapitänsamt betraut. Mit ihm erlangte die Gala-Abwehr lang vermisste Stabilität. Der Lohn: Tabellenführung und die beste Defensive der Süper Lig (bislang nur elf Gegentreffer in 15 Partien). Fatih Terim vertraut dem Tschechen nicht nur die Abwehrorganisation an, sondern auch die Aufbauarbeit des jungen Nebenmanns Semih Kaya. Ujfalusi kümmert sich väterlich um den Innenverteidiger.

Dede (Eskisehirspor)

In 13 Jahren Dortmund war er der absolute Publikumsliebling, in der Türkei ist er es auch schon längst. Der Brasilianer hat nicht lange gebraucht, um sich zu akklimatisieren und zur Verstärkung zu avancieren. Zwei Freistoßtreffer und drei Vorlagen gehen auf sein Konto, am Aufschwung Eskisehirspors hat er maßgeblichen Einfluss. Trainer Michael Skibbe lässt Dede hin und wieder auch links offensiv spielen. Zuletzt bekam er ein lukratives Angebot aus Russland: "Ich könnte das Vierfache verdienen, aber Geld ist nicht alles", sagt Dede. Als die Fans dann noch bei einem Heimspiel 90 Minuten Dede feierten, lehnte der Brasilianer das Angebot ab.

Peter Loevenkrands (Newcastle United)

Bei Schalke schaffte er den Durchbruch nicht, galt stets nur als Mitläufer. Der Däne brachte es in seiner Zeit bei den Knappen zwischen 2006 und 2008 auf lediglich 44 Einsätze, in denen ihm magere 6 Tore gelangen. Dann folgte der Wechsel zu Newcastle United, die damals gerade in die zweite englische Liga abgestiegen waren. Dort wurde er wurde zu einem wichtigen Baustein für den direkten Wiederaufstieg, steuerte 13 Buden in 29 Einsätzen bei. Auch wenn er zuletzt öfter von der Bank kam, zählt er auch in der Premier League zum erweiterten Stammpersonal.

Jose Holebas (Olympiakos Piräus)

Das nennt man wohl einen Karrieresprung. In Deutschland bei 1860 München nie über die 2. Liga hinaus gekommen, ist der Linksverteidiger bei seinem neuen Verein Leistungsträger und traf sogar gegen Dortmund in der Champions League. Zudem nahm der gebürtige Aschaffenburger die griechische Staatsbürgerschaft an und gab vor kurzem sein Debüt in der Nationalmannschaft der Hellenen. Damit darf sich Holebas, der bis 2010 insgesamt 74 Mal für die Löwen im Unterhaus auflief, berechtigte Hoffnungen auf eine EM-Teilnahme 2012 machen.

Alexander Frei (FC Basel)

Was ihm beim BVB, wo er von 2006 bis 2009 spielte, verwehrt blieb, schaffte Frei nun mit seinem Heimatverein FC Basel: zunächst das Erreichen der Champions League und nun sensationell auch noch den Einzug ins Achtelfinale. Und daran ist der Vollblutstürmer nicht ganz unbeteiligt. Frei spielt eine überragende Saison beim Schweizer Vorzeigeklub: Fünf Treffer in fünf Champions-League-Partien sagen eigentlich alles. Auch im entscheidenden Spiel gegen ManUnited netzte der 32-Jährige zuletzt ein. Seit seinem Wechsel zum FCB 2009 wurde er Torschützenkönig, Spieler des Jahres, Schweizer Pokalsieger und zweimal Meister.

Roda Antar (Shandong Luneng)

Der Libanese hat seine neue Heimat in China gefunden - und zwar bei Shandong Luneng. Dort spielt der zentrale Mittelfeldspieler sehr erfolgreich, gewann 2010 sogar die Meisterschaft mit seinem Team. In der gerade zu Ende gegangenen Spielzeit 2011 traf Antar neun Mal und war damit zweitbester Schütze seines Teams, das auf Platz fünf landete. Antar, der von 2001 bis 2009 in der 1. und 2. Liga für Köln, Freiburg und den HSV auflief, spielt bei Luneng zusammen mit Hao Junmin, der nach seinem einjährigen Engagement auf Schalke ebenfalls bei Shandong untergekommen ist.

Ivan Klasnic (Bolton Wanderers)

Während es für seinen Verein, die Bolton Wanderers, ganz und gar nicht rund läuft, trifft Ivan der Schreckliche regelmäßig. Aktuell sieben Tore in 13 Spielen sind eine stolze Bilanz in einer der stärksten Ligen der Welt. Dennoch reichen die Tore des Ex-Bremers derzeit nur zum 20. und damit letzten Platz in der Premier League. Bemerkenswert: Während seiner Werder-Zeit musste ihm 2007 eine Niere transplantiert werden. Seine Karriere stand vor dem Aus, doch der Kroate kämpfte sich eindrucksvoll zurück und erlebt gerade seinen zweiten Frühling.

Andrej Woronin (Dynamo Moskau)

Der 32-jährige hat schon bei zahlreichen Vereinen gespielt. Nun scheint er bei Dynamo Moskau heimisch geworden zu sein. In der Bundesliga wechselte der Stürmer - stets am Rhein entlang - von Mönchengladbach, Mainz und Köln hin nach Leverkusen. In Moskau ist er inzwischen zum Kapitän avanciert, bildet mit Kevin Kuranyi eines der gefährlichsten Sturm-Duos der Liga und hat Dynamo in die Spitzengruppe der russischen Premier Liga geführt. In dieser Saison traf Woronin elf Mal und legte satte zwölf Mal für seine Nebenleute auf.

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