Ein Balotelli-Anfall nach dem anderen

Von SPOX
City-Stürmer Mario Balotelli hat eine neue Frisur - und ein bisschen Ärger
© Getty

Mario Balotelli hat eine normale Woche hinter sich: Wutanfall im Fleugzeug, Kotzanfall im Spiel, stinknormaler Anfall in Liverpool. Claudio Ranieri verwettet sein ganzes Hab und Gut. Ein junger Spanier packt wieder einen Knaller aus, während sich Jose Mourinho in Karbon verliebt hat. Unsere Korrespondenten vor Ort berichten.

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Serie A

von Oliver Birkner

Ohne Rolex durch Neapel: Ohne wenn und aber zählt Napoli zu den aufregendsten Fleckchen dieses Planeten. Und für den SSC aufzulaufen, ist in der Atmosphäre des San Paolo derzeit atemberaubend. Die Spielerfrauen mögen da jedoch etwas anders denken. Erst letzten Montag wurde die Angetraute von Marek Hamsik überfallen und des BMW entledigt, der später wie durch wundersame Magie von der Polizei wieder aufgefunden wurde. Samstagnacht erwischte es nun die aparte Partnerin von Ezequiel Lavezzi, Yanina Screpante. Von einer Pistole überzeugt, übergab das argentinische Model den Verbrechern ihre Rolex. Daheim angekommen twitterte sie: "Und dann behaupten sie, Argentinien sei unsicher: Napoli ist eine Scheiß-Stadt! Ich werde meinen Freund hier schnellstens weglotsen." Später löschte sie den Eintrag und wählte etwas weichere Worte: "Sorry, ich war terrorisiert - niemals würde ich über das wunderschöne Napoli herziehen." Eine ganz eigene Meinung über diese Vorfälle besaß indes Klub-Präsident Aurelio De Laurentiis: "Das hätte überall passieren können. Außerdem sollte man in diesen schweren Zeiten besser nicht mit einer Rolex oder 80.000-Euro-Wagen durch die Gegend ziehen." Genau, wo kommen wir denn da hin? Und zudem trägt er selbst bekanntlich nur Uhren aus dem Kaugummi-Automaten und fährt in gebrauchten Rostbeulen durch die Gegend. Ts, ts, ts, diese naiven Spielerfrauen...

Haste mal nen Euro: Wer noch ein wenig Kleingeld übrig hat, der setze alles auf Inter als Meister 2011/12. Gut, die Mailänder spielten in Siena mal wieder gruselig und kamen äußerst glücklich durch ein Tor in der 89. Minute zum Erfolg. Doch Trainer Claudio Ranieri parliert seit Wochen unaufhörlich vom Scudetto, so auch am Sonntag: "Wenn ich einen Euro für eine Wette besäße, würde ich den auf Inter Mailands Scudetto setzen." Ein derartig waghalsiges Risiko hätte man dem alten Trainerfuchs gar nicht zugetraut. Ranieri wird den Wett-Verlust der von ihm in die Irre geführten Hasardeure übrigens nicht ersetzen, also sollte man den Euro lieber in einen guten Espresso investieren.

Vorsicht, Max! Demnächst kommen schwere Zeiten auf Milan-Coach Max Allegri zu. Silvio Berlusconi ist ja jetzt nicht mehr ganz so beschäftigt und denkt laut darüber nach, wieder das AC-Präsidentenamt zu übernehmen und regelmäßig auf der Tribüne des San Siro zu sitzen. Wie sich das auswirken könnte, erfuhr Allegri nach dem 2:3 gegen Barcelona, als Berlusconis wütende Reaktion kolportiert wurde: "Den müssen wir schnellstens entlassen." Bereits beim Amtsantritt hatte er den Trainer aus Livorno in die Schranken gewiesen: "Allegri mag ein hervorragender Lehrer sein, aber ich bin der Professor." Der ausgeschiedene Leonardo beschrieb Berlusconis Ansprüche einmal so: "Sein Team soll in jeder Partie 89 Minuten den Ball haben und 6:0 gewinnen." Da muss sich Allegri demnächst ranhalten, auch wenn inzwischen Milan-Geschäfstführer Galliani sagt, dass "Allegri zu 101 Prozent bleibt". Immerhin gab es ein 4:0 über Chievo am Sonntagabend. Ob man Zlatan Ibrahimovic mag oder nicht, man muss für ihn eine Lanze brechen, denn in der Partie gelangen ihm die Serie-A-Treffer 100 und 101 in 196 Partien. Wahrlich eine mehr als ordentliche Quote. Und wo wir schon bei Torschützen sind, gilt es zum Schluss den unsung hero des Wochenendes zu feiern: Der im Januar 34-jährige Raffaele Rubino traf bei Novaras Erfolg über Parma und ist nun der einzige Spieler in der Geschichte des Calcio, der für denselben Klub in allen Profiligen getroffen hat. Complimenti!

Premier League

von Raphael Honigstein

Böller-Balotelli: Der tragische Tod von Wales-Trainer Gary "Speedo" Speed überschattete das Wochenende, aber zum Glück brachte zumindest das packende 1:1 zwischen Liverpool und Manchester City am Sonntagnachmittag ein wenig Heiterkeit. Der Star der Show war City-Torhüter Joe Hart, der den Tabellenführer mit glorreichen Paraden vor einer Niederlage bewahrte, die Schlagzeilen gehörten jedoch wieder Mario Balotelli. Nach einer typischen Woche mit Tobsuchtsanfall im Flugzeug nach Neapel - er rastete aus, weil man ihn nicht die Pressekonferenz machen ließ -, Kotzanfall auf dem Platz und Problemen im Training (Diamanten-Ohrring verloren), demolierte er nach seiner Gelb-Roten Karte angeblich die Kabine im Anfield. Roberto Mancini fand zwar die Entscheidung des Schiedsrichters ungerecht, nahm sich aber auch "Balo" zur Brust. "Wenn er einen Schaden verursacht hat, wird er dafür aufkommen, genauso wie für sein Haus", sagte der Italiener, was allerdings eine entscheidende Frage offen lässt: hat der neu-blonde Knallkopp tatsächlich Böller im Anfield-Spind hochgehen lassen?

Wachsame Mitarbeiter: "Ich weiß nicht, ob der Schiedsrichterassistent noch mal ein Spiel leiten darf", sagte Alex Ferguson nach dem 1:1 gegen Newcastle United, das war natürlich als Drohung gemeint. John Flynn, der angesprochene "Lino", wie die Männer an der Linie im Volksmund heißen, hatte einen recht fragwürdigen Elfmeter gegen ManUtd verhängt. "Solche Fehler können uns teuer zu stehen kommen", sagte Sir Alex, "vor zwei Jahren, als der Linienrichter ein Abseitstor für Chelsea gab, hat es uns die Meisterschaft gekostet." Ob diese Szene wirklich die Meisterschaft entscheiden wird, ist zweifelhaft. Fest steht nur, dass Ferguson die Schiri-Schelte dieses Mal nicht teuer zu stehen kommen wird - die Football Association ließ Gnade vor Recht walten. Die wachsamen Mitarbeiter von MUTV, dem Vereinssender, hatten vor der Ausstrahlung des Interviews die bösesten Passagen rausgeschnitten.

Kean und die Statistiken: "Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, um einen neuen Vertrag zu unterzeichnen", sagte Blackburn-Rovers-Trainer Steve Kean - 24 Stunden, bevor er einen neuen Vertrag zu besseren Bezügen unterzeichnete. Was die indischen Eigentümer des Tabellenletzten dazu bewog, dem Schotten mehr Geld für den Misserfolg zu bezahlen, ist ein Rätsel. Am Samstag gingen die Rovers jedenfalls 1:3 bei Stoke City unter. "Kean raus!" schallte es mal wieder von der Gästetribüne. Kean bemühte danach tapfer viele interessante Statistiken und Floskeln ("wir hatten zehn Schüsse auf das Tor, normalerweise reicht das", "im November ist noch niemand abgestiegen"), aber nicht nur die "Sun" hat genug gehört. "Falls die Rovers bei Saisonende am Tabellenende stehen, wird Kean erzählen, dass sie die das zwanzigst-erfolgreiche Team in der Liga sind", schrieb das Blatt. Dem ist wenig hinzuzufügen, bis auf diesen Satz von Kean vor zwölf Monaten 2010, vielleicht: "Wir wollen es binnen fünf Jahren in die Champions League schaffen". Ouch.

Primera Division

von Paula Villamarin Temperan

Er kann es nicht lassen: Dieser Inigo Martinez ist ja ein Guter. Der 20 Jahre alte Mittelfeldspieler von Real Sociedad San Sebastian wird - wenn nichts Großartiges dazwischen kommt - große Karriere machen. Ein ganz starker Mittelfeldspieler mit gutem Auge, starkem Spielverständnis und dem ganzen Schnickschnack ist er ja schon. Und Aufmerksamkeit erlangt er auch - ohne dafür bei Real Madrid oder Barcelona spielen zu müssen. Denn: Inigo hat einen Hang zu wahnsinnigen Toren. Sein legendäres Eigentor (Video) gegen Georgien ist ja schon bekannt. Vor anderthalb Monaten ließ er gegen Athletic Bilbao diesen Hammer raus (Video) und am Wochenende folgte Kracher Nummer drei. Beim Stande von 2:2 beim Auswärtsspiel gegen Betis Sevilla ließ Martinez in der 90. Minute eine Rakete aus 60 Metern los (Video) und begeisterte sogar Xabi Alonso, der twittere: "Er ist mein Idol. Unglaublich!" Und wenig später hatte der Jungspund von der U 21 einen neuen Follower.

Das Glück aus Karbon: Schön, wenn man hält, was man verspricht. Vor allem, wenn jetzt bald Weihnachten ist. Schon vor dem Madrid-Derby zwischen Atletico und Real hatte Atletico-Coach Gregorio Manzano versprochen, dass es ein "hartes und unschönes Spiel" werden wird. Hart und unschön spielte Atletico dann auch über weite Strecken, packte hier und da ein Brutalo-Foul aus. Selbst Filigrantechniker wie Arda Turan standen kurz vor dem Platzverweis. Jose Mourinho hatte für Manzanos "Taktik" wenig Verständnis: "Wir haben so ein hässliches Spiel nicht geplant, wir nicht! Wir haben gesagt, dass wir spielen und gewinnen wollen und wir haben gespielt und auch gewonnen." Aber Mourinho war ganz froh, dass es etwas gab, was seine Spieler zwei Wochen vor dem Clasico geschützt hat: "Einige Spieler von uns sind jetzt angeschlagen, zum Glück haben die Schienbeinschoner gehalten. Die sind extra aus Karbon, schweineteuer und waren anscheinend wie für dieses Spiel gemacht."

Barca auf dem Clasico-Trip: Vielleicht sollten die Real-Spieler die Schienbeinschoner einfach dranlassen, denn da kommt etwas auf die Königlichen zu: Nämlich sehr heiße Barca-Stars, die ihre erste Niederlage der Saison mit der Vorfreude auf den Clasico, der erst in knapp zwei Wochen stattfinden, therapieren. Nach dem 0:1 sprach bei den Katalanen irgendwie keiner von Getafe, das Barca besiegte. Auch nicht von Vallecano und Levante, gegen die Barcelona vorher noch ran muss. Nö. Alles redet über Real: "Wir können sie locker schlagen. Das ist es, woran wir jetzt denken müssen", sagt David Villa. "Jetzt fangen alle an, Real Madrid als Meister zu sehen. Aber die Saison ist noch lang", sagt auch Dani Alves. Aber so richtig wohl fühlt er sich in seiner Haut nicht: "Wenn wir im Clasico verlieren, sind es neun Punkte Rückstand. Das ist sehr viel." Der Brasilianer gibt zu, dass Real derzeit ganz gut drauf. Oder wie er es ausdrücken würde: "Sie brennen derzeit Feuerwerke ab." Auch gut...

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