So elegant wie Kaiser Franz

Von SPOX
Alex McLeish stellte Emile Heskey (r.) unter der Woche auf eine Stufe mit Franz Beckenbauer
© Getty

In der Premier League sorgt Aston-Villa-Coach Alex McLeish mit einem kuriosen Vergleich für Aufsehen. Miroslav Klose ist nach seinem Last-Minute-Derbytreffer schon auf dem Lazio-Olymp angekommen und in der Primera Division jagen der FC Barcelona und Real Madrid einen alten Rekord.

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Serie A

von Oliver Birkner

Wahre Derby-Emotionen: "Gooooooooooooooooooooooooooool!!! Oh Gott, oh Gott, oh mein Gott, oh mein Gott, wir haben's geschafft. Mamma mia, die Apotheose unter unserer Nordkurve!! Gott existiert, Gott existiert. In der letzten Sekunde haben wir ihnen wehgetan, wir haben ihnen weggetan - in der letzten Sekunde!! Danke dir Gott!! Miro Klooooooooooooooooooose!!" Ja, so hört sich das an, wenn man in rund zweieinhalb Jahren fünf Derbys in Folge verloren hat, und dann 22 Sekunden vor Schluss zum Sieg trifft. Der emotionale Ausbruch ging auf das Konto von Guido De Angelis, der aktuell für den römischen Sender "Radiosei" kommentiert. Für welchen Verein sein Herz schlägt, muss wohl nicht erwähnt werden. Miro Klose verschaffte sich mit seinem späten 2:1 gegen die Roma bereits jetzt einen Sitz auf dem Lazio-Olymp. Nach dem wirklich mitreißenden Derby bilanziert der beeindruckend fitte Deutsche in acht Spielen sechs Treffer und fünf Assists. Sein neuer Spitzname lautet Mito Klose (Mythos). Beim Lazio-Abschlusstraining hatten einige Zaungäste erklärt, wenn er im Derby zum Sieg träfe, würde man ihm zum Papst machen. "Ratze mach et" ist demnach Vergangenheit, die neue Heiligkeit heißt Miro I. Und ein bekanntes Blatt darf zum zweiten Mal titeln: Wir sind Papst.

Peruanischer Wiederholungstäter: Vor der Partie gegen Cesena erreichte die Fiorentina Ärger im eigenen Haus. Der Peruaner Juan Vargas hatte kürzlich den Zapfenstreich bis spät nach drei Uhr nachts überzogen und ist nebenher auch von seinem Idealgewicht weit entfernt. "Ich brauche Vargas, nicht seinen Bruder", zürnte Coach Sinisa Mihajlovic und strich den linken Läufer aus dem Kader. Die Zeichen stehen auf Trennung im Januar. Vargas hatte seinen Trainer bereits vor rund einem Jahr hoch erfreut. Nach einer durchzechten Nacht überschlugen sich der Peruaner und dessen betrunkener Cousin am Steuer mit ihrem Jeep fast direkt vor der Haustür von Mihajlovic. Die Straße musste eine Stunde lang gesperrt werden. Mihajlovic' Kommentar damals: "Ich habe davon nichts mitbekommen, denn um fünf Uhr morgens schlafe ich noch." Sollte Vargas eigentlich auch.

Tore satt: Richtig rassig wurde die Party von "Sky Italia", das kürzlich fünf Millionen Abonnenten vermeldete, und zum Dank alle Sonntagmittagspiele gratis unverschlüsselt sendete. Fünf der sechs Partien endeten 0:0 - das gab es in der Serie A erst vier Mal, zuletzt am 33. Spieltag 1989. Der sprudelnde Höhepunkt der Feier stieg um kurz nach 17 Uhr, als die aparte Studiofrau Ilaria D'Amico stolz vermeldete: "Und jetzt die Goal Parade mit allen Toren des Tages." Mit allen beiden.

 

Premier League

von Raphael Honigstein

Britischer Kaiserschmarrn: "5-1, even Heskey scored", singen englische Fußballfans noch heute, zehn Jahre nach dem 5:1-Sieg gegen Deutschland in München, bei jeder Gelegenheit. Ja, sogar Emile Heskey traf damals. Der 33-Jährige Stürmer wird auf der Insel als Inbegriff des Chancentods belächelt, doch vielleicht wird er auch nur verkannt. Aston-Villa-Trainer Alex McLeish stellte ihn unter der Woche ernsthaft auf eine Stufe mit... Franz Beckenbauer. Der Schotte erzählte, dass Heskey unter der Woche im Training als Innenverteidiger spielte, und zwar ganz vorzüglich. "Emile kann jede Position spielen, das wissen wir", sagte McLeish. "Er verteilte von hinten wunderbar die Bälle. Ich hatte das Gefühl, Franz Beckenbauer spielen zu sehen." Ob McLeish einen im Tee beziehungsweise an der Waffel hatte, als er zu diesem Urteil kam, blieb offen, aber bis zum Samstag war der Schotte jedenfalls wieder zu Sinnen gekommen. "Kaiser Emile" spielte beim 1:4 gegen Manchester City in gewohnter Position - und schlitterte bis zu seiner Auswechslung in der 64. Minuten schusselig wie eh und jeh über den Platz.

Die Schuhe sind schuld: Neil Warnock hat bekanntlich immer irgendetwas zu melden. Diese Woche wetterte der QPR-Trainer gegen moderne Fußballschuhe und das Internet. "Die dummen Schuhe sind schuld", sagte Warnock, auf die Mittelfußverletzung seines Stürmers DJ Campbell angesprochen. "Die Dinger sind heutzutage gar keine Schuhe mehr, sondern Pantoffeln. Man hat gar keinen Halt." Noch schlimmer fand der 62-Jährige nach dem 1:1 gegen Blackburn allerdings die Aktivitäten eines "Internet-Verräters" (Sun). "Ein Fan hat auf einer Webseite gemeldet, dass Campbell sich verletzt hat und Heidar Helguson spielt", zürnte Warnock. "Solche Fans will ich nicht. Der Gegner hat so einen Vorteil." Oh ja, bestimmt. Man darf gespannt sein, mit welchen Mitteln Warnock den Cyber-Maulwurf enttarnen will. Wahrscheinlich gibt es in der nächsten Woche aber schon wieder ganz andere Gründe für QPRs Misserfolge.

Jede Menge T-Shirt-Ärger: Nicht ganz so durchgeknallt, aber immer für eine Überraschung gut ist auch Paul Scharner. Der flexibel einsetzbare Österreicher von West Bromwich Albion ärgerte beim 2:0 gegen Wolverhampton zwei Spieler der Gäste mit einem T-Shirt unter seinem Trikot. "Ich weiß nicht, was darauf stand, aber so etwas macht man nicht", ärgerte sich Wolves-Trainer Mick McCarthy. Von einer unrühmlichen Botschaft wollte Scharner, der auf seiner Internetseite aus unerklärlichen Gründen neben einem überdimensionalen, nebelumwobenen Ei abgebildet ist, allerdings nichts wissen. "Auf dem T-Shirt war ein Albion-Wappen, das wollte ich unseren Fans zeigen", sagte Scharner. Der 31-Jährige will das gute Stück nun auf Ebay für eine gute Sache versteigern. So um die 100 Schilling - vielleicht auch 200? - dürften dabei schon zusammen kommen.

 

Primera Division

Keine Chance im Camp Nou: Zu Recht wird der FC Barcelona größtenteils für seine Offensive um Lionel Messi gerühmt, die Defensive kommt da meistens zu kurz. Dabei gehört das Spiel der Katalanen gegen den Ball zu dem Besten, was die Fußballwelt zu bieten hat. Vor allem im Camp Nou kommen die Gegner kaum über die Mittellinie oder gar in die Nähe des Tores von Victor Valdes. Das belegt auch die Statistik: Seit über einem halben Jahr hat Barca zu Hause kein Gegentor mehr kassiert. Den letzten Treffer kassierte Barca am 9. April gegen Almeria.

Alte Besen kehren gut: Levante ist bislang die Überraschung der Saison. Nach zwei Unentschieden zum Auftakt setzte der 15. der Vorsaison ausgerechnet gegen Real Madrid zum großen Sprung an. Seit jenem 1:0 ist Levante ohne Punktverlust, am Wochenende feierte das Martinez-Team bereits den fünften Dreier in Serie - Vereinsrekord! Damit nicht genug, gab's gegen Malaga noch einen Top-Wert oben drauf. Levante stellte die älteste Mannschaft in der Geschichte des spanischen Profifußballs. In der Startelf standen nur zwei Spieler unter 30. Und das in Zeiten des Jugendwahns. Zuvor war Osasuna in dieser Disziplin Spitzenreiter.

Barca und Real auf Rekordkurs: Barca (26 Tore) und Real (24 Tore) geben in Sachen Offensive schon wieder mächtig Gas. Für die Königlichen ist es - zu diesem Zeitpunkt der Saison - die fünftbeste Bilanz aller Zeiten. Drücken die beiden spanischen Aushängeschilder auch weiterhin auf die Tube, könnte ein historischer Bestwert wackeln. Der Saison-Rekord liegt bei 107 Toren in der Spielzeit 89-90, aufgestellt von Real mit Spielern wie Hugo Sanchez und Emilio Butragueno. Damals waren es nach 7 Spielen aber nur 17 Tore. Letzte Saison schloss Barca mit 95 Toren ab, Real mit 102.

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