Freddy Adu: Der Retter der USA ist zurück

Von Walandi Tsantiridis
Freddy Adu ist mittlerweile wieder in die amerikanische MLS zurückgekehrt
© Getty

Zwei Jahre lang war Freddy Adu von der Bildfläche verschwunden, während derer sich der einstige "Saviour of Soccer" in den niederen Gefilden des europäischen Fußballs herumgetrieben hat. Doch die Chance beim Gold Cup nutzte er. Nun ist er zurück in der MLS - mit Jürgen Klinsmanns Unterstützung.

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Es war die 65. Minute im Halbfinale des diesjährigen Gold Cups zwischen den USA und Panama. Zwei Jahre nach seinem letzten Auftritt im US-Team betritt Freddy Adu das erste Mal das Spielfeld bei diesem Turnier. Zwölf Minuten nach seiner überraschenden Einwechslung spielte Adu aus dem Mittelfeld einen öffnenden Pass auf den rechten Flügel zu Landon Donovan, dessen scharfe Hereingabe von Clint Dempsey zum 1:0-Siegtreffer verwertet wurde.

Nach dem Spiel äußerte Adu zufrieden: "Man muss immer vorbereitet sein. Wenn man die Chance erhält, dann ist es deine Gelegenheit, diese für sich persönlich und für die Mannschaft zu nutzen. Denn jeder möchte hier sein Land repräsentieren." Der Gold Cup im Juni spiegelte auch eindrucksvoll Adus Entwicklung wieder.

Mit der Green-Card-Lotterie in die USA

Adus Lebensgeschichte schwankte seit jeher zwischen den Superlativen. Am 2. Juni 1989 in Ghana geboren, besaßen seine Eltern einen kleinen Laden. Der junge Freddy spielte in seiner Kindheit barfuß auf der Straße Fußball. Die anderen Kinder sollen ihn damals bereits Pele genannt haben.

Nachdem seine Mutter bei einer Green-Card-Lotterie gewann, zog Adu im Februar 2003 mit seinen Eltern und seinem kleinen Bruder Fro aus Ghana in die USA. Dort nahm ihn ein Freund mit zu einem Schulfußballspiel, wo er die Aufmerksamkeit des gegnerischen Trainers auf sich zog.

Adu nahm in der Folge an einem Turnier in Italien teil und bekam ein Angebot von Inter Mailand. Seine Mutter bestand jedoch darauf, dass Freddy zunächst in den USA die Schule zu Ende brachte. Mit elf Jahren zog Adu in das Internat der US-Nachwuchsfußballschule. Mit 14 Jahren sorgte er im U-17-Team der USA für großes Aufsehen bei der WM 2003 in Finnland.

Jüngster US-Profi aller Zeiten

Kurz darauf unterschrieb Adu seinen ersten Profivertrag in der Major League Soccer bei DC United. Am 3. April 2004 feierte er sein Debüt gegen die San Jose Earthquakes, was ihn zum jüngsten US-Profisportler seit seit 1887 machte. Den Rekord hielt bis dahin der 14-jährige Baseballer Fred Chapman.

Obwohl Adu von DC-Trainer Peter Nowak, der in der Bundesliga für Dynamo Dresden und 1860 München spielte, erst im Verlauf des Spiels eingewechselt wurde, übertrug der Fernsehsender "ABC" dieses historische Spiel live.

Bereits zwei Wochen später erzielte Adu sein erstes Tor gegen die New York Metro Stars. 30 Einsätze, fünf Tore und drei Torvorlagen wies Adus Statistik nach seiner ersten Profi-Saison auf.

Ein solch junger Star löste selbstverständlich eine schwindelerregende Medienaufmerksamkeit aus. Es folgte ein attraktiver Werbevertrag mit Ausrüster "Nike". Adu war auf Anhieb mit einer halben Million Euro Jahresgehalt einer der Top-Verdiener und Superstars der Liga.

Der Werbespot mit Pele

Für einen Werbespot der Limonade "Sierra Mist" stand Adu mit Fußball-Legende Pele vor der Kamera. Adu wurde öffentlich prophezeit, er könne denselben Status im Fußball einnehmen wie einst Michael Jordan im Basketball.

Mit diesen gewaltigen Vorschusslorbeeren ausgestattet pendelte Adu bei DC United zwischen Startaufstellung und Ersatzbank - eine ansprechende Leistung für einen inzwischen 15-Jährigen. DC United zeigte sich mit dieser Entwicklung allerdings unzufrieden und tradete ihn zu Real Salt Lake City für den Ersatztorwart Jay Nolly.

Verloren im Niemandsland Europas

Die Probleme in der Heimatliga konnte Adu jedoch bei internationalen Auftritten überspielen. Mit drei Toren bei der U-20-WM 2007 in Kanada führte Adu das US-Team als Kapitän bis ins Viertelfinale. Dieses Turnier öffnete ihm zudem die Tore nach Europa. Benfica Lissabon verpflichtete den damals 17-Jährigen für zwei Millionen US-Dollar. Adus Karriere sollte jedoch nun mehr denn je aus den Fugen geraten.

Er wurde nacheinander zum AS Monaco und nach Portugal zu Belenenses ausgeliehen. Schlussendlich landete er im Sommer 2010 in Griechenland bei Aris Saloniki. Der Versuch, Anfang des Jahres in Ingolstadt unter zu kommen, scheitere ebenfalls. "Wir hätten ihn nur mit Perspektive und daher über die Saison hinaus verpflichtet, da er nicht den Fitnessstand hatte, um uns sofort zu helfen," sagte Ingolstadt-Sportdirektor Harald Gärtner im SPOX-Interview.

Der Silberstreif am Horizont: Die Nominierung für den Gold Cup

Das einstige Wunderkind nahm daraufhin einen weiteren Nackenschlag hin und heuerte beim türkischen Zweitligisten Caykur Rizespor an. Die große Fußball-Welt war für Adu längst Lichtjahre entfernt.

Einer erinnerte sich jedoch an ihn: Der damalige US-Nationaltrainer Bob Bradley berief Adu in seinen Kader für den diesjährigen Gold Cup. "Wenn ein Spieler in die zweite türkische Liga geht, um seine Karriere am Leben zu erhalten, dann sagt dies einiges über ihn aus."

Adus angesprochenen Auftritt im Halbfinale belohnte der Nationaltrainer mit einem Startelf-Einsatz im Finale des Gold Cups. Die Niederlage gegen Mexiko konnte jedoch auch Adu nicht verhindern, doch für ihn persönlich waren diese beiden Auftritte positive Eigenwerbung.

"Dies war ein kleiner Schritt. Dennoch rechne ich Bob Bradley hoch an, dass er das Risiko mit der Nominierung eingegangen ist und ihm eine Chance gegeben hat", ließ sein Berater Richard Motzkin verlauten. "Freddys Pläne waren immer, zu Benfica zur Sommervorbereitung zurückzukehren, obwohl inzwischen andere Vereine Interesse an ihm signalisiert haben."

Neue Perspektiven?

Die Bereitschaft, bei kleineren Vereinen um seine Karriere zu kämpfen, hat zumindest unterstrichen, dass Adu sein einstiges Image als Primadonna abgelegt hat. "Spaß zu haben war mir viel wichtiger als hartes Training. Ich dachte mir, ich bin reich und berühmt", zeigt sich Adu einsichtig. Mittlerweile hält er seine über 400.000 Follower bei "Twitter" stets über seine Trainingseinheiten auf dem Laufenden.

So abwechslungsreich sich Adus Vita anhört, umso erstaunlicher ist es, dass der Neffe von Ex-Bundesliga-Profi Anthony Yeboah heute mit gerade einmal 22 Jahren noch immer am Beginn seiner Karriere steht.

Wenn Adu sich nicht vom schnell aufkommenden Hype um seine Person beeinflussen lässt, bleibt ihm realistisch gesehen immer noch die Möglichkeit, die heimische MLS zu prägen.

Sein neuer Nationaltrainer Jürgen Klinsmann ermutigte ihn, in die MLS zurückzukehren, um genug Spielpraxis zu sammeln. "Seine Meinung hat mir geholfen, meine Entscheidung zu treffen", sagte Adu.

Freddy Adu im Steckbrief

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