Japan: Das El Dorado in Fernost

Von Haruka Gruber / Koji Takao
Hiroshi Kiyotake (r.) gehört zu den größten Juwelen des japanischen Fußballs
© Getty

Shinji Kagawa sorgt bei Borussia Dortmund für Furore, Takashi Usami spielt in der kommenden Saison beim FC Bayern München. Doch das muss noch nicht alles sein: In Japan warten weitere Top-Talente darauf, von deutschen Klubs entdeckt zu werden. SPOX hat die Geheimtipps. Bundesliga-Scouts, aufpassen!

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Alleine der Begriff dürfte für eine gewisse Qualität bürgen: "Platinum Generation" - so wird in Japan die Gruppe jener 18- bis 23-Jährigen genannt, die derart begabt sind, dass sie in ihrer Heimat die Hoffnung auf eine großartige Zukunft der Nationalmannschaft wecken.

Dortmunds Shinji Kagawa (22) gehört zur Generation, genau wie Bayerns Neuzugang Takashi Usami (19) oder Arsenals Ryo Miyaichi (18), der während seiner Ausleihe zu Feyenoord stark aufspielte.

Der offensive Mittelfeldspieler Takashi Inui (23, Cerezo Osaka) wird in Europa ebenfalls hoch geschätzt und steht vor dem Wechsel in die Bundesliga. Schalke, Köln, Stuttgart und Bochum gehören zu den möglichen Zielen.

Von den bekannten Namen abgesehen warten in der J-League jedoch weitere Spieler, die zwar weniger prominent, aber nicht minder talentiert sind. Gemeinsam mit dem Fußball-Experten Koji Takao vom japanischen "Weekly Soccer Magazine" stellt SPOX die Top-5-Geheimtipps aus Japan vor.

Die Legende eines Knaben: Was kann Bayerns Takashi Usami?

Platz 5: Yutaka Yoshida (21, Ventforet Kofu)

Sein Team Ventforet Kofu stieg in diesem Jahr in die J-League auf und kämpft gegen den sofortigen Abstieg. Yoshida jedoch muss sich nicht um die Zukunft sorgen, egal wie die Saison ausgeht, zu überzeugend sind seine Leistungen.

Erinnert mit seinen 1,68 Metern, seiner Spielweise und seiner Vielseitigkeit an Inter Mailands Yuto Nagatomo. Wechselt zwischen beiden Außenverteidiger-Positionen ohne merklichen Leistungsabfall, selbst auf den offensiven Flügeln hat er sich bewährt. Ist technisch und taktisch hervorragend ausgebildet und behält selbst in Bedrängnis seine überlegte Art bei.

Auffällig: Bei aller Begabung mangelt es ihm noch an der Effizienz. Eine Torvorlage in neun J-League-Partien ist zu wenig.

Platz 4: Genki Haraguchi (20, Urawa Reds)

Unter den Top-5-Geheimtipps noch der bekannteste Name. Wurde 2009, im zarten Alter von 17 Jahren, vom damaligen Urawa-Trainer und heutigen Köln-Sportdirektor Volker Finke gefördert und rückte in die Stammelf. Nach einer schwachen Saison 2010, in der er im ersten Halbjahr wenn überhaupt nur eingewechselt wurde, zeigt er sich 2011 deutlich verbessert. Mit fünf Toren und einem Assist in elf Spielen ist der offensiven Mittelfeldspieler aktuell so gut wie nie.

Angesichts seiner Erfahrung von immerhin 68 Erstliga-Partien und der überschaubaren Perspektive bei den im Mittelmaß verharrenden Urawa Reds dürfte ihm ein Wechsel nach Europa willkommen sein. Ist vom Charakter her ohnehin sehr ambitioniert und selbstbewusst - was sich auch auf dem Fußball-Platz zeigt. Ungewöhnlich für einen Japaner, aber Haraguchi sucht bei jeder Gelegenheit das direkte Eins-gegen-eins und den schnellen Abschluss.

Platz 3: Hiroki Sakai (21, Kashiwa Reysol)

Einer der Männer hinter der Cinderella-Story in Japan: Sein Verein Kashiwa Reysol stieg zunächst 2010 in die J-League auf und rangiert nun als Liga-Neuling sensationell auf dem ersten Platz. Sakai ist als Rechtsverteidiger unverzichtbar, herausstechend vor allem seine ausgewogene Spielanlage.

Er gefällt offensiv mit seinen präzisen Pässen und Flanken und gab in dieser Saison in zehn Spielen bereits vier Vorlagen. Defensiv wiederum kommen ihm seine Größe von 1,83 Meter und seine Kopfballstärke entgegen, weswegen er auch behälfsmäßig in der Innenverteidigung spielen kann.

Hat sich außerdem im taktischen Verhalten deutlich verbessert, daher weerden ihm mittelfristig bessere Aussichten eingeräumt als etwa Schalkes Atsuto Uchida.

Platz 2: Kensuke Nagai (22, Nagoya Grampus)

Der Speedy Gonzalez der J-League. Es gibt keinen Stürmer, der so schnell ist wie Nagai, daher auch die Vergleiche mit Marc Overmars oder Michael Owen. Seine Trefferquote in den Jugendnationalmannschaften beeindruckt: Torschützenkönig bei den asiatischen U-19-Meisterschaften 2008, Torschützenkönig bei den Asienspielen 2010. Eine entsprechend große Bedeutung kommt ihm bei der U 23 zu, die um die Olympia-Qualifikation 2012 kämpft.

Neben seiner unerhörten Explosivität ist er trotz seiner 1,77 Meter ein guter Kopfball-Spieler, daher kam die Nominierung für die A-Nationalmannschaft Anfang 2010 nicht überraschend. Ein kompletter Stürmer - wäre nur nicht seine enttäuschende Bilanz bei den Profis. In der J-League wartet er noch immer auf sein erstes Tor. Immerhin zeichnete er diese Saison für drei Assists verantwortlich und traf in der asiatischen Champions League zweimal.

Platz 1: Hiroshi Kiyotake (21, Cerezo Osaka)

Der Nachfolger eines gewissen Shinji Kagawa bei Cerezo Osaka. Profitierte von dessen Weggang nach Dortmund und machte sich unverzichtbar - wobei Kiyotake einen anderen Spielertypus verkörpert.

Er versteht sich mehr als Stratege, daher auch die Vergleiche mit Tottenhams Luka Modric. Seine Ballbehandlung ist Zucker, seine Übersicht großartig. Dafür strahlt er weniger Torgefahr aus als Kagawa.

Dennoch: Kiyotake verbessert von Saison zu Saison seine Tor- und Assist-Ausbeute. Derzeit befindet er sich mit drei Treffen und einer Vorlage aus den letzten vier Spielen in der besten Phase seiner jungen Karriere - und dürfte entsprechend Interesse auf sich ziehen.

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