Bin-Hammam kritisiert Sepp Blatter scharf

SID
Auge um Auge: Mohammad Bin-Hammam (r.) blickt seinem Konkurrenten Sepp Blatter tief in die Augen
© Getty

Zwei Monate vor der Präsidenten-Wahl der FIFA hat Herausforderer Mohamed Bin-Hammam den Amtsinhaber Joseph S. Blatter scharf kritisiert: Blatters Amtszeit habe keine Visionen beinhaltet.

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"Blatter ist nicht mehr in der Position, die Reputation der FIFA zu verteidigen. Im Gegenteil: Je mehr er über die FIFA spricht, desto mehr Menschen gehen in Opposition", sagte Bin-Hammam im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" und bezeichnete den Weltverband als Organisation, die "in den Augen der Öffentlichkeit und der Medien als sehr korrupt" gelte.

In der ablaufenden Amtszeit Blatters sehe er "nicht eine Vision für die FIFA" durch den 75-jährigen Schweizer, sagte Bin-Hamman: "Blatter ist erschöpft. Denken Sie an die die Torlinien-Technologie: Kein neuer Ansatz kommt in die FIFA. Ich sehe bei Blatter keine Kreativität mehr."

Viel Zuspruch für Bin-Hammam

Der 61-jährige Bin-Hammam, Geschäftsmann aus Katar und Präsident der asiatischen Fußball-Konföderation AFC, will beim FIFA-Wahlkongress am 31. Mai und 1. Juni in Zürich gegen Blatter antreten und eine vierte Amtszeit des seit 1998 amtierenden Schweizers verhindern. Er habe "unerwartet viel Zuspruch" aus aller Welt für seine Kandidatur erhalten, sagte Bin-Hammam: "Und die Leute stimmen mir zu: Es braucht den Wechsel, jetzt ist die Zeit reif."

Der DFB mit Präsident Theo Zwanziger an der Spitze hatte zuletzt angekündigt, Blatter unterstützen zu wollen. Bin-Hamman dazu: "Ich kenne die neuen Leute vom deutschen Verband noch nicht. Vielleicht tun sie es ja, weil sie Blatter kennen, mich nicht." Er werde sie fragen, "ob sie mich sehen wollen" und bezeichnete es als seine Pflicht, "mich an alle zu wenden".

Offene Wahl bei WM-Vergabe

Bin-Hammam sprach sich für die verstärkte Nutzung moderner Technologien aus ("Wir müssen den Schiedsrichtern helfen"). Er machte sich dafür stark, dass die Mitglieder des Exekutivkomitees der FIFA künftig die WM-Ausrichter nicht geheim, sondern öffentlich per Handzeichen wählen.

"Ich würde auch keine Kandidaten-Präsentation am Tag der Wahl machen, sondern in angemessener Zeit davor. Jeder kann zeigen, was er hat - am Ende entscheidet das Handzeichen. Da gibt es keinen Grund, Deals zu konstruieren", sagte Bin-Hammam.

Korruptionsvorwürfe gegen FIFA

Nach der Vergabe der WM-Endrunden 2018 (an Russland) und 2022 (an Katar) im Anschluss an die geheime Wahl der Exekutive Anfang Dezember 2010 hatte sich die FIFA heftige Korruptionsvorwürfe gefallen lassen müssen. "Es gab neun Kandidaturen - acht hatten Mitglieder im Exekutivkomitee. Erwarten Sie, dass wir uns da nicht austauschen? Nicht im Sinne von Korruption, einfach über die Vorgänge", sagte Bin-Hammam.

Im Falle seiner Wahl will sich Bin-Hammam zudem um das Verhältnis zwischen Klubs, Ligen, Verbänden und Fans kümmern, das "nicht das beste sei". Wenig konkret fügte er hinzu: "Es geht um die Verteilung von Geld und Rechten. Dazu die Transparenz unserer Arbeit, und wir müssen schauen, was die Amateure brauchen. 99,9 Prozent sind ja keine Profis."

Bin-Hammam: Höchstens zwei Amtszeiten

Sollte er die Wahl gewinnen, wolle er höchstens für zwei Amtszeiten regieren: "Der Fußball ist so weit entwickelt, kein Präsident kann nach acht Jahren noch etwas einbringen, es sollte dann etwas Neues kommen. Für den Fußball muss keiner 15 oder 20 Jahre an der Spitze bleiben."

Er forderte die FIFA auf, "in diesem Wahlkampf genau zu beobachten, dass keine Regeln gebrochen werden". Blatter darf seinen Wahlkampf nicht aus FIFA-Mitteln betreiben. Bei der Wahl 1998, als UEFA-Präsident Lennart Johannson kandidierte, soll Blatter von der finanziellen Unterstützung seines ehemaligen Vertrauten Bin-Hammam abhängig gewesen sein.

"Er hing zu 100 Prozent von mir ab. Ich habe einen Brief von Sepp Blatter, in dem er schreibt: 'Ohne Dich, mein Bruder, wäre ich nicht in diese Position gekommen'", sagte Bin-Hammam. Blatter hatte Bin-Hammam im AFC-Wahlkampf 2009 die Unterstützung versagt, woraufhin es zum Bruch zwischen beiden gekommen war.

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